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Predigt

Hirtenwort anlässlich des Ansgarfestes 2025

03. Februar 2025
St. Marien-Dom Hamburg

Nur jene Politik, die sich unverbrüchlich für das Recht der Schwächsten und Schutzbedürftigen, vor allem der Migranten einsetzt, verdient es, von Christen gewählt zu werden. Lassen Sie sich bei Ihrer Wahlentscheidung von Ihrem christlichen Menschenbild und von dem Wunsch nach einer starken, wehrhaften Demokratie leiten.

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Liebe Glaubende im Erzbistum Hamburg!

Gerne spreche ich Sie heute so an – liebe Glaubende. „Gelouben“ ist mittelhochdeutsch und steht für das heute geläufige Wort „glauben“. Hergeleitet bedeutet es so viel wie „für lieb halten“, „gutheißen“. Diese Bedeutung hat sich noch erhalten in den beiden Worten „loben“ und „geloben“. Diese Art der Versprechen findet sich in verschiedenen Formen der Treueeide, etwa dem Eheversprechen, dem ärztlichen Eid oder jenem Eid, den Politiker oder Beamte leisten. Wann immer ein Eid gelobt wird, so hat das mit einer Entscheidung und der freien Wahl zu tun. Derjenige, der einen Eid gelobt, wählt und bejaht Werte, eine Aufgabe oder einen Menschen.   

Der Beginn des Jahres steht bei uns in Deutschland im Zeichen des Wahlkampfes. Die vorgezogene Bundestagswahl und die Bürgerschaftswahl in Hamburg haben die Spannung noch erhöht: Wer erhält wie viele Mandate, welche Koalitionen sind rechnerisch und dann tatsächlich politisch möglich? Wie sieht eine zukünftige Regierung aus, deren Mitglieder bald ihren Treueeid sprechen werden? Liebe Schwestern und Brüder, mehr denn je sind wir gefragt, nur denen Glauben zu schenken, die für die Würde und den Respekt gegenüber allen Menschen stehen – egal welcher Herkunft und Geschichte. Nur jene Politik, die sich unverbrüchlich für das Recht der Schwächsten und Schutzbedürftigen, vor allem der Migranten einsetzt, verdient es, von Christen gewählt zu werden. Lassen Sie sich bei Ihrer Wahlentscheidung von Ihrem christlichen Menschenbild und von dem Wunsch nach einer starken, wehrhaften Demokratie leiten.

Gott hat bereits gewählt: Er hat sich für den Menschen entschieden und die entscheidende Botschaft lautet: Gott wählt uns Menschen. Er wird selbst Mensch wie wir. Damit stellt er sich voll und ganz auf unsere Seite. Er manövriert nicht hin und her, sondern trifft eine 100-prozentige Entscheidung, indem er selbst so wird, wie wir sind. Gott wählt uns, obwohl wir nicht perfekt sind. Ja, er wählt uns, weil wir nicht perfekt sind. Er wählt uns, damit er uns nahe sein und uns auf ewig begleiten kann. Es ist eine Wahl, die aufs Ganze geht.

Gott hat seine Wahl getroffen und sein Kreuz bei uns gemacht. Seitdem ist dieses Kreuz unser Erkennungszeichen als Christen weltweit.  Er hat uns seine Treue gelobt. Gott baut auf uns.

Wir glauben an den einen Gott.
Mit diesen Worten beginnt das so genannte große Glaubensbekenntnis (vgl. Gotteslob 586,2). Der Grundstock des bis heute wegweisenden Glaubensbekenntnisses wurde bereits auf dem ersten Ökumenischen Konzils von Nicäa formuliert und in einem Folgekonzil in Konstantinopel ergänzt – daher auch der Doppelname: Das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis. In diesem Jahr feiern wir das 1700-jährige Jubiläum jener Kirchenversammlung, die sich wahrscheinlich im Mai 325 in einem kleinen Ort südlich von Istanbul versammelt hat. 

Das Konzil von Nicäa formuliert eine wichtige Antwort auf eine theologische Auseinandersetzung, die im vierten Jahrhundert bestand: Ist Jesus ein von Gott geschaffenes Wesen und damit Gott Vater untergeordnet? Die Antwort prägt unseren Glauben bis heute: In Jesus ist wirklich Gott unter uns Mensch geworden. Er ist mit dem Vater „wesenseins“. 

Darüber hinaus hat das Konzil auch vereinbart, an welchem Datum das Osterfest gefeiert werden soll – und zwar von allen Christen gemeinsam. Leider wurde dies in der Geschichte dann nicht fortgesetzt. Im Jahr 2025 ist es allerdings eine glückliche Fügung, dass Ostern in der Ost- und in der Westkirche am selben Termin gefeiert wird. Bisweilen scheint mir, dass sich das Anliegen der Einheit aller Christen zu einer guten Routine entwickelt hat.  Dabei müssen wir die Ökumene, die Sorge um das Zugehen aufeinander, aktiv wachhalten. Ein solcher Merker könnte sein, dass das Nicäno-Konstantinopolitanum der letzte Bekenntnistext ist, der von allen Christen - orthodoxen, wie katholischen und evangelischen - gemeinsam gebetet werden kann. 

Auch wenn es in unseren Gottesdiensten eher selten gesprochen wird – im großen Glaubensbekenntnis finden sich wichtige Impulse für unseren Glauben. Vielleicht können wir es in diesem Jubiläumsjahr neu entdecken. Wenn Sie es beten oder meditieren, kann sich jede und jeder fragen: Welche Berührungspunkte zu meinem Leben sind erkennbar? Was bedeuten die einzelnen Glaubenssätze mir persönlich? So gebetet ist das Glaubensbekenntnis wie ein Treueversprechen Gott gegenüber - es ist unsere Antwort auf Gottes Wahl. Wenn wir das Glaubensbekenntnis in Gemeinschaft oder persönlich beten, dann bringen wir zum Ausdruck: Ich lobe dich, Gott, ich gelobe dir die Treue, ich vertraue dir. Denn Glauben ist nicht nur Wissen um Gott. Glauben ist eine vertrauensvolle Beziehung von Herz zu Herz.

Im lateinischen Wort für „glauben“ kommt dies sinnbildlich zum Ausdruck. Es setzt sich zusammen aus „cor“ und „dare“, übersetzt: das Herz geben. Das Glaubensbekenntnis bezeichnen wir schlicht und einfach nach dem ersten lateinischen Wort: Credo. Wer das Glaubensbekenntnis spricht, sagt nicht zuallererst seinen Glauben einfach so auf, sondern der schenkt Gott sein Herz. Das Glaubensbekenntnis ist so etwas wie eine Liebeserklärung an Gott.

Derjenige, der sich Gott anvertraut, darf sich sicher sein, dass Gott ihn nie verlässt. Glauben geht immer in beide Richtungen: Ich gelobe Gott meine Treue und er hat die seinige längst unzerstörbar besiegelt. Unser Glaube wird aber auch auf der menschlichen Ebene relevant: Wer glaubt, der darf zusammen mit anderen glauben. Papst Benedikt XVI. hat einmal gesagt: „Wer glaubt, ist nie allein!“ Ich möchte Sie daher in diesem Jubiläumsjahr des Konzils von Nicäa sehr um etwas bitten: Tauschen Sie sich über Ihren Glauben aus. Teilen Sie mit anderen die wichtigen Fragen: „Was trägt mich? Wem vertraue ich?“.  Erzählen Sie einander in Ihrer Beziehung, in der Familie und Gemeinde Ihre Glaubensgeschichten. Ich bin mir sicher, es wird Sie bereichern, miteinander verbinden und Ihren Glauben festigen. Nach meiner Erfahrung kommt dabei oft das Schöne des Glaubens, die persönlichen Momente, das, was uns wirklich trägt, zum Ausdruck. Ich erlebe, dass viele Menschen angesichts der herausfordernden Situation in Kirche und Gesellschaft deprimiert sind und ihnen vielfach die Hoffnung schwindet. Als Christen sollten wir uns nicht in diesen Abwärtstrend und Pessimismus hineinziehen lassen. Geben wir Hoffnung und Zuversicht nicht auf! Geben wir dem Loben und Danken ein Übergewicht statt dem Klagen und Resignieren. Das Symbol für die christliche Hoffnung ist der Anker. Wenn wir fest im Glauben an Gott verankert sind, dann strahlen wir Zuversicht, Freude, Kraft und Stärke aus. Und genau das brauchen wir alle genau jetzt!

Gott segne Sie! Er stärke in diesem Heiligen Jahr in Ihnen Glaube, Hoffnung und Liebe!

Ihr 
+Stefan

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