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Predigt

Grußwort des Erzbischofs zur Mahnwache „Hände weg vom Kirchenasyl!“

08. Oktober 2024
Reesendammbrücke am Jungfernstieg / Hamburg

„Wenn Kirchengemeinden und Ordensgemeinschaften Kirchenasyl gewähren, wenden sie sich damit nicht etwa gegen den Rechtsstaat. Vielmehr geht es um einen Dienst am Fundament unserer Rechtsordnung – dem Schutz der Würde eines jeden Menschen.“

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mahnwache „Hände weg vom Kirchenasyl“,

jetzt ist es gut eine Woche her, dass ein junger Mann, der schwer krank ist und in einer katholischen Gemeinde hier in Hamburg Schutz im Kirchenasyl erhalten hat, mitten in der Nacht abgeholt und abgeschoben worden ist. Das Vorgehen der Behörden und der Polizei hat viele, die heute hier sind, verstört, wütend, traurig und fassungslos gemacht. Mich macht der Bruch des Kirchenasyls hier in Hamburg – der erste seit mehr als 40 Jahren – weiterhin sehr betroffen.

Umso besser ist es, dass wir, dass Sie heute hier sind, um ein klares Zeichen zu setzen: Das Kirchenasyl ist ein hohes Gut, mit dem wir alle sorgsam umgehen müssen. Es wird auch weiterhin gebraucht, um drohende Menschenrechtsverletzungen und andere humanitäre Härten abzuwenden. Wenn Kirchengemeinden und Ordensgemeinschaften Kirchenasyl gewähren, wenden sie sich damit nicht etwa gegen den Rechtsstaat. Vielmehr geht es um einen Dienst am Fundament unserer Rechtsordnung – dem Schutz der Würde eines jeden Menschen.

Staatliches Recht findet auch im Raum der Kirche Anwendung. Die Praxis der letzten Jahre zeigt allerdings auch: Es gibt gute Gründe dafür, dass die Tradition des Kirchenasyls staatlicherseits respektiert wird. Denn dank des Kirchenasyl gelingt es immer wieder, im Austausch mit den zuständigen Stellen humanitär verantwortbare Lösungen zu finden.

Dabei geht es stets um die Menschen und um ihr ganz konkretes Schicksal, so wie auch jetzt im Fall des jungen Afghanen, dem die katholische Pfarrei Heilige Elisabeth in Hamburg-Bergedorf Zuflucht geboten hat. Der schutzsuchende Mann befand sich in einer überaus schwierigen Situation. Ich bedauere, dass die besonderen individuellen Härten, auf die die Kirchengemeinde aufmerksam gemacht hat, nicht berücksichtigt wurden. Eine Abschiebung ist ohnehin immer mit großen Belastungen verbunden. Erschwerend kam hier hinzu, dass die Beendigung des Kirchenasyls nachts und ohne vorherige Ankündigung stattfand. Darüber ist mit den verantwortlichen Personen zu sprechen.

Mein Dank gilt allen, die sich in Hamburg für das Wohlergehen des jungen Mannes engagiert haben. Und ich danke Ihnen allen für Ihr Kommen, die große Unterstützung und Solidarität.

Gleichzeitig ist es mir wichtig, mich auch an die Hamburger Behörden zu wenden: Vierzig Jahre lang gab es bei uns in Hamburg die bewährte Haltung, das Kirchenasyl zu achten. Lassen Sie uns diesen Weg des guten Einvernehmens fortsetzen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür eintreten, dass die Würde schutzsuchender Menschen in unserem Land auch in Zukunft geschützt wird.

Erzbischof Dr. Stefan Heße

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