Es gilt das gesprochene Wort!
(Les.: Jes 61,1-3a ; Ev.: Mt 5,13-16)
Liebe Gemeinde,
lieber Markus Schlenker!
Sie waren geraume Zeit als Soldat bei der deutschen Bundeswehr tätig, vor allen Dingen im Bereich der Kommunikation. Wer Sie kennt, weiß, dass Sie ein Mensch des Wortes sind. Dies ist eine gute Voraussetzung für den Dienst des Priesters, denn der Priester sollte ein Mensch des Wortes sein; allem voran des Wortes Gottes.
Es setzt sich beim Priester fort, was Sie auch schon als Diakon eingeübt haben. Bei Ihrer Weihe zum Diakon am 22. Juni 2024 hier in unserem Dom habe ich Ihnen wie auch den beiden anderen ständigen Diakonen, die damals geweiht wurden, das Evangelienbuch in die Hände gelegt mit den Worten: „Empfange das Evangelium Christi: zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, dass verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben“. Als Priester legen Sie das Evangelienbuch nicht beiseite, Sie sollten es vielmehr tiefer ergreifen und als Ihr tägliches Vademecum begreifen. Hören, lesen, verstehen wollen, meditieren und darüber beten – das sind Schritte, die für jeden Christen gelten, den Priester aber besonders.
Nur so bleibt das Wort Gottes die Grundlage Ihres Dienstes.
Der heilige Augustinus weist in einer adventlichen Predigt über Johannes den Täufer darauf hin, dass Johannes lediglich die Stimme des Rufers in der Wüste ist, Christus aber das Wort. Das dürfen wir auch vom Priester sagen: Christus ist und bleibt das Wort, das A und O des priesterlichen Dienstes. Dieses Wort benötigt allerdings im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neue Stimmen. Als Priester dürfen Sie mit Ihrer Stimme dieses Wort weitersagen; Sie tun es mit der Charakteristik Ihrer Stimme, mit Ihren Möglichkeiten, mit Ihrer Stimmfärbung, mit Ihrer Stimmlage. Tun Sie es auch so, dass es die Zuhörer erreichen kann. Wir sagen gerne: „Der Ton macht die Musik.“ Ihre Stimme trägt erheblich dazu bei, ob und wie dieses Wort Gottes heute und da, wo Sie hingestellt sind, andere Menschen erreichen kann. Als Priester, ja als Seelsorger und Christ, können wir das unterstützen und beflügeln oder manchmal leider auch verhindern oder beeinträchtigen.
Wir sind der festen Überzeugung, dass das Wort Gottes in Jesus Christus Fleisch geworden ist. Papst Leo der Große weist schon darauf hin: alles, was an Christus sichtbar war, ist in die Sakramente der Kirche übergegangen. Eine wesentliche Aufgabe Ihres priesterlichen Dienstes wird darin bestehen, die 7 Sakramente zu feiern und zu spenden. Menschen heute verstehen viele Zeichen nicht mehr intuitiv. Ihre Aufgabe wird es sein, deutend zu begleiten, nicht nur den Ritus zu vollziehen.
Erklären Sie behutsam, warum bestimmte Riten tief bedeutsam sind. Predigt und Katechese können dann deutlich machen: Sakramente sind keine „religiösen Rituale“ im bloß äußeren Sinn, sondern Zeichen realer, lebendiger Christusbegegnung. Jedes Mal, wenn ein Sakrament gespendet wird, wird Christus, das fleischgewordene Wort, unter uns gegenwärtig-
Sicher ist eine schöne und würdige Gestaltung der Sakramente immer vonnöten. Im Kern kommt es aber auf das Wesentliche an: auf das Zeichen und das dazugehörige Wort, in dem Christus selbst der Spender jedes Sakramentes ist und bleibt. Dieser wichtige Gedanke wird an einer Stelle in den Konzilstexten so formuliert: „Gegenwärtig ist er mit seiner Kraft in den Sakramenten, so daß, wenn immer einer tauft, Christus selber tauft.“ (SC, 7) Als Spender des Sakramentes werden Sie genau das erfahren: Gott selbst wirkt in diesen Zeichen von Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Weihe, Ehe und Krankensalbung. Immer wieder werden sie sagen dürfen: „Ich taufe dich; ich spreche dich los“; und bei jeder Meßfeier: „Das ist mein Leib – das ist mein Blut.“ Mit Ihrer Stimme, mit Ihrer Person dürfen Sie als Priester Stellvertreter Christi sein. Und der Weg Christi ist bekannt: er führte IHN bis hin zum Kreuz, wo er die Gebrochenheit dieser Welt in sich aufnahm und selbst durchlitt. Die Größe, die Schönheit des priesterlichen Dienstes verlangt daher auch, Christus in die Gebrochenheit hinein zu folgen und die eigene Gebrochenheit in Demut und Bekehrung zu erleben in der Gewissheit, dass alle Kraft und Gnade von IHM kommen.