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Predigt

Predigt am Ostersonntag

20. April 2025
St. Marien-Dom in Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

In diesem Jahr feiern alle christlichen Konfessionen genau heute das Osterfest. Das ist etwas Besonderes, denn in vielen Jahren variiert der Ostertermin zwischen der Ost – und der Westkirche. Es ist etwas Besonderes gerade in diesem Jahr, in dem wir das 1700-jährige Jubiläum des großen Glaubensbekenntnisses des Konzils von Nicäa und Konstantinopel (im Jahre 325) zurückdenken. Dieses Konzil hat damals auch den Ostertermin verbindlich auf ein und denselben Zeitpunkt festgelegt. Es wollte damit gegen die andauernden Streitigkeiten um das Osterdatum entgegenwirken und bestimmte, dass Ostern an einem Sonntag gemeinsam zu feiern ist. Leider ist die Geschichte dann ihren Gang gegangen und davon abgewichen. Umso mehr weisen Papst Franziskus und andere Kirchenobere gerade dieses Jahr daraufhin, wie wichtig es ist, wenn die Christenheit mit einer Stimme spricht und an einem Tag das bedeutendste Fest des Kirchenjahres begeht. Vielleicht werden wir es ja noch erleben, dass diese christliche Einheit wieder neu Gestalt gewinnt.

Manchmal fällt auch das jüdische Pessachfest mit dem christlichen Ostertermin zusammen. In diesem Jahr begann das Pessach am Abend des 12. April und endet am Abend des 20. April, also heute. Insofern auch hier eine wichtige Parallelität, denn das christliche Ostern und das jüdische Pestdach gehören fest zusammen. Das merkt man noch in vielen Sprachen: Ob Dänisch (Påske), Türkisch (Paskalya), Französisch (Pâques), Italienisch (Pasqua), Niederländisch (Pasen) oder Finnisch (Pääsiäinen) - die meisten europäischen Sprachen tragen die Erinnerung an das jüdische Pessach- oder Passahfest noch in sich.

Unser Osterfest begann am Gründonnerstagabend mit der Heiligen Messe, in der wir auch an das Pascha erinnert wurden. Es sollte so vorbereitet werden, dass es schnell und hastig zu essen war. Das Volk stand vor dem großen Auszug. Davon haben wir dann in dieser Nacht gehört im berühmten Durchzug durch das Rote Meer, dem Exodus. Pascha heißt wörtlich übertragen: Vorübergang des Herrn. Gott geht durch das Lager der Israeliten. Und an den Zelten, die mit dem Blut der Lämmer rot gestrichen sind, geht er vorüber und verschont die Menschen. Beim Durchzug durch das Rote Meer geht er vorüber in einer Feuersäule mitten in der Nacht und am Tag in einer Wolkensäule, die dem Volk den Weg weist.

Im Evangelium des Johannes ist der Zeitpunkt, zu dem im Tempel die Paschalämmer geschlachtet werden, zeitgleich mit dem Moment, an dem Christus am Kreuz stirbt. Er ist das Lamm, dass die Sünde der Welt ein für alle Mal hinweg nimmt, das Lamm Gottes: Agnus Dei. Seit Ostern ist es also nicht mehr das Blut von vielen Lämmern, die im Tempel geschlachtet werden, sondern das Blut Christi, das er am Kreuz vergießt und das wir in jeder Eucharistie empfangen dürfen: Nehmt und trinkt, das ist mein Blut. Das bin ich für euch! Und wir brauchen kein Blut mehr an unsere Türrahmen zu streichen. Das Kreuz, an dem Christus gestorben ist, das ist der „Pfosten, der den Tod abhält“. Ostern beginnt mit dem Vorübergang des Herrn Jesus. Es ist ein Hineingehen in den Tod und den alle Tode dieser Welt. Er ist der Eine, der alle rettet.

An Ostern erleben die Jünger und Jüngerinnen den Vorübergang des Herrn: es sind oft flüchtige Begegnungen, aber deswegen nicht weniger real. Das Evangelium hat uns von einer solchen berichtet zwischen Jesus und Maria Magdalena. Es werden noch viele weitere folgen: zum Beispiel die mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus oder die mit Petrus auf dem See, der dann ins Wasser springt. Und allen ist gemein: die Situation lässt sich nicht verlängern und ausdehnen. Sie lässt sich nicht festhalten. Das ist es, was Jesus, der Auferstandene, heute Maria Magdalena und auch uns ins Gedächtnis und ins Herz schreibt: Halte mich nicht fest! Ich zeige mich dir, ich bin da – aber du kannst mich nicht in den Griff bekommen, du kannst mich nicht halten. Gott entzieht sich unserem Begreifen- und Festhaltenwollen.

Und diese Geschichte geht weiter, bis heute, zu uns: der Auferstandene ist hier und da erfahrbar, er zeigt sich, er wird deutlich im Leben von ganz vielen Menschen, die ihn mit größter Sicherheit spüren und erleben. Dennoch kann kein einziger von ihnen ihn festhalten. Es sind freie, geschenkte Begegnungen mit ihm, die sich dann ereignen, wenn wir dafür offen sind.

Dann ist Ostern keine Terminfrage mehr im Kalender. Dann geht es nicht um das Zusammenfallen von Ostern in West und Ost, zusammen mit dem jüdischen Paschamahl. Dann geht es um den entscheidenden Zusammenfall: zwischen den Auferstandenen und mir. Das ist dann der wichtigste Vorübergang in meinem Leben. Er ist und bleibt lebendig in der Nachfolge, im Christsein mitten im Alltag. Dann ist Ostern jedes Mal, wenn ER in mein Leben eintritt und ich mich IHM öffne.

Fröhliche Ostern!

 

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