„Friede ist dann mehr als die Abwesenheit von Krieg und Waffen. Friede ist Schalom und umfasst alle Bereiche des Lebens: Frieden untereinander, Frieden mit den ärgsten Feinden, Frieden und Zufriedenheit mit sich selbst, Versöhnung mit der ganzen Schöpfung, Aufhebung von Unterdrückung, Gewalt und Ausbeutung, Terror, Flucht und Vertreibung. In aller Konsequenz ist Frieden Verpflichtung jeder Religion.“
Erzbischof Dr. Stefan Heße
Es gilt das gesprochene Wort!
Ich will Frieden – wir wollen Frieden
„I want peace“ - Ich will Frieden - schreibt ein Viertklässler auf sein selbst gemaltes Weihnachtsbild. Und als wäre das nicht genug, fügt er auf dem gleichen Bild direkt neben der Krippe noch einmal hinzu: „we want peace“ - wir wollen Frieden!
Das, was sich der Zehnjährige wünscht, ist ein Menschheitstraum, eine Menschheitssehnsucht. Friede ist für mich in diesem Jahr der Weihnachtswunsch! Meine Gedanken gehen dabei in die Ukraine; sie gehen nach Israel und Palästina, in sogenannte Heilige Land. Sie begleiten die vielen Syrer – in ihrer Heimat und auch hier bei uns. Ich schaue nach Magdeburg zu den vielen Toten, Verletzten und Traumatisierten. Es bricht einem das Herz. Angst steigt hoch.
Mein Blick geht zur Krippe, in der das Kind geboren wurde. Es wurde prophezeit als „Fürst des Friedens“. Mit seiner Geburt soll Friede ohne Ende sein (vgl. Jes 1). Ein frommer Wunsch? Eine Utopie? Oder doch Wirklichkeit?
Genau hier in der Krippe beginnt Friede:
Lukas stellt das Kind in die Mitte. Nicht mehr der römische Kaiser Augustus gilt ihm als potenter Herrscher, als Retter und Friedensfürst, sondern ein Kind, dieses Kind. Jesus ist der Retter, der Messias, der Herr. Auf den ersten Blick mag das lächerlich, ja absurd klingen. Aber dieses Kind hat Weltgeschichte geschrieben, Augustus interessiert schon lange niemanden mehr.
Der Ruf des Engels steht wie eine Überschrift über dem Kind in der Krippe: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“. Wahren Friede kann es nur dort geben, wo Menschen Gott allein die Ehre erweisen. Wo Menschen überzogene Macht und göttliche Allmacht auf sich beziehen, wird Friede allzu leicht gestört und gänzlich unmöglich.
Maria und Josef nehmen dieses Kind auf und an, wie es ist. Die Hirten ziehen mit, später die gebildeten Sterndeuter aus der Fremde. Sie alle setzen auf das Kind und lassen sich auf es ein.
Dieses Kind, dieser Mensch, dieser Jesus bringt den Frieden - zu einzelnen Menschen, in die Häuser, in die Dörfer und Städte. Seine zentrale Botschaft verkündet er von einem Berg: „Selig, die Frieden stiften“. Seine Jünger sendet er aus mit dem Auftrag: Sagt den Menschen zuerst: Friede diesem Haus! Das ist nicht bloß ein netter Gruß, sondern das Evangelium in Kurzform. Das Evangelium ist immer Frohbotschaft des Friedens.
Friede ist dann mehr als die Abwesenheit von Krieg und Waffen. Friede ist Schalom und umfasst alle Bereiche des Lebens: Frieden untereinander, Frieden mit den ärgsten Feinden, Frieden und Zufriedenheit mit sich selbst, Versöhnung mit der ganzen Schöpfung, Aufhebung von Unterdrückung, Gewalt und Ausbeutung, Terror, Flucht und Vertreibung. In aller Konsequenz ist Frieden Verpflichtung jeder Religion.
„I want peace“ hat der Grundschüler auf sein Bild geschrieben. Er hat die Geburt auf eine Baustelle verlegt. Frieden ist die wichtigste Baustelle der Menschheit. Frieden will erarbeitet werden. Dazu braucht es äußere Strukturen und verlässliche Vereinbarungen – vor allem aber Menschen des Friedens, die da, wo sie leben, dem Frieden den Weg bereiten und daran kontinuierlich weiter arbeiten. Diese Baustelle darf nie ruhen – gerade an Weihnachten nicht!
I want peace – we want peace – Friedvolle Weihnachten wünsche ich Ihnen allen!