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Predigt

Predigt zur Diakonenweihe

22. Juni 2024
St. Marien-Dom Hamburg

„Nehmen Sie das Wort Gottes immer wieder in ihre Hand, lesen Sie mit ihren Augen darin, lassen es in sich reifen und wachsen, um es dann zu sagen und auszusprechen, in aller Klarheit und Wesentlichkeit.“

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Weihekandidaten, liebe Gemeinde!

Nach einer alten syrischen Kirchenordnung aus dem fünften Jahrhundert sind die Diakone „in allem wie das Auge der Kirche“. Diese sehr alte Ordnung beschreibt das Gemeinte äußerst konkret; Aufgabe des Diakons war es zum Beispiel, die Kranken im Dorf aufzuspüren oder am Morgen den Strand nach Toten abzusuchen. Der Diakon weitet den Horizont der Kirche; er spürt die Not der Menschen in den Gemeinden und an den Rändern auf. Er entdeckt die Zerbrechlichkeit des Lebens, gerade auch dort, wo sie versteckt und verborgen ist. Der Diakon will die Menschen und die Zusammenhänge in ihrer tiefen Wirklichkeit anschauen – keineswegs mit einem strafenden Blick, sondern mit Wohlwollen. Der Diakon steht für eine wichtige Haltung: wir schauen nicht weg! Um es noch einmal deutlich zu sagen: der Diakon ist wie das Auge der Kirche, gemeint ist das offene Auge der Kirche. Wir könnten hier in Anlehnung an den Theologen Johann Baptist Metz von einer Haltung der „Mystik der offenen Augen“ sprechen. Genau diese offenen Augen stehen hinter der Frage, die ich den Weihekandidaten gleich stellen werde: Seid ihr bereit, den Armen und Kranken beizustehen und den heimatlosen und Not leidenden zu helfen? Wer darauf mit seinem „ich bin bereit“ Antwort geben kann, der verspricht, seine Augen offen zu halten, sich immer wieder die Augen zu reiben, nicht zuletzt auch an der Wirklichkeit, die uns vor Augen steht, der will Menschen im Blick behalten.

Ich will zu dem Auge eine zweite Dimension des Diakonendienstes hinzufügen: der Diakon ist wie die Hand der Kirche. Unsere Hände sind zum Handeln da. Es geht nicht nur darum, die eben genannten Noten wahrzunehmen, sondern ihr auch zu begegnen, also ins Handeln zu kommen. Als Diakone werden sie beim Friedens In der Heiligen Messe immer wieder die Aufforderung geben: gebt euch ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung! In unseren Breiten ist dies für gewöhnlich der Handschlag. Diese Aufforderung möge sie selbst immer wieder daran erinnern, selber ein solches Zeichen des Friedens und der Versöhnung, der Hilfe und der Liebe zu sein. Das Evangelium, dass sie sich für die heutige Weihemesse ausgesucht haben, aus den Gerichtsreden Jesu gebt Ihnen dazu immer wieder neue Impulse: begleiten, ernähren, tränken, besuchen, pflegen und vieles andere mehr.

In Ihre Hände werden sie gleich das Evangelienbuch gelegt bekommen. In der feierlichen Liturgie werden sie es immer wieder hochhalten, den anderen wegweisend zeigen. Sie werden es verkünden und vorlesen können und in der Predigt erklären dürfen. Und mitten im Alltag können und dürfen sie es weitersagen. Leben Sie bitte von der Hand in den Mund! Nehmen Sie das Wort Gottes immer wieder in ihre Hand, lesen Sie mit ihren Augen darin, lassen es in sich reifen und wachsen, um es dann zu sagen und auszusprechen, in aller Klarheit und Wesentlichkeit.

Auge – Hand – Mund: drei Dimensionen für die ganze Kirche und für jeden einzelnen unserer neuen drei Diakone in Erzbistum Hamburg. All das erinnert mich an ein Gebet, das ich in Münster gefunden habe. Dort gibt es ein Kreuz mit Corpus, dem im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff Hände und Füße abgeschlagen wurden. Davor können wir beten: Herr, ich bin dein Auge, ich will deine Hand sein, ich will Dir meinen Mund geben, um deine Botschaft heute zu sagen und zu leben, damit Menschen sie hören, verstehen und annehmen können. Amen.

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