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Predigt

Predigt an Fronleichnam 2024

30. Mai 2024
St. Marien-Dom Hamburg

„Es ist sicher keine Demonstration; erst recht kein Protest. Die Fronleichnamsprozession will ein Bekenntnis sein: ein Glaubensbekenntnis. Jeder der heute mitgeht, sollte wissen, was bzw. wen er/sie bekennt. Im Wort Bekenntnis steckt das Wort kennen drin. Zeigen wir, wie sehr wir Jesus kennen.“

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Ex 24, 3-8; 2. Les. : Hebr 9, 11-15; Ev. : Mk 14, 12-16.22-26)

 

„Großdemo in Hamburg“ – 25. Februar 2024, Zehntausende (ca. 50.000) gehen auf die Straße und demonstrieren gegen rechtsextreme Tendenzen und für ein freiheitlich-demokratisches Deutschland. In zahlreichen deutschen Städten gehen Anfang dieses Jahres Menschen auf die Straße und zeigen Haltung.

Das Wort "Demonstration" leitet sich vom lateinischen Verb "demonstrare" ab. Im Lateinischen bedeutet "demonstrare" "zeigen" oder "aufzeigen." Schon in der Antike – in Griechenland und im alten Rom, gab es Versammlungen und offene Proteste des Volkes. In der modernen Welt ist es oft eine öffentliche Versammlung, bei der Menschen mit Plakaten und Slogans für ihre Anliegen einstehen. Nach Art. 8 Abs. 1 des Grundgesetzes, das vor wenigen Tagen 75 Jahre alt wurde, haben alle Deutschen das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Dieses Grundrecht ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern, sich aktiv am politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess zu beteiligen. Demonstrationen sind in unserem Land ein legitimes Mittel, um die eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen und sich gerade in diesen Zeiten für Demokratie und unsere Grundordnung einzusetzen.

Fronleichnam: auch eine Demonstration? Manche meinen: Ja, natürlich und zwar die wohl älteste Demonstration der Welt! Die Ordensfrau Juliana von Lüttich hatte 1209 eine Vision, aus der dann das heutige Fronleichnamsfest geworden ist.

Liebe Schwestern und Brüder, heute tragen wir eine Monstranz durch die Straßen. Das Wort Monstranz hat den gleichen Ursprung wie Demonstration. In beiden steckt das lateinische monstrare, also das Zeigen. Ja, es stimmt: wir zeigen etwas. Wir zeigen dann, wenn wir durch die Stadt ziehen, unseren Glauben. Wir zeigen nicht irgendeine Petitesse, sondern den Kern unseres Glaubens, nämlich einen Gott, der Mensch geworden ist und der unter uns gegenwärtig ist und bleibt in einem Stück Brot. Ja, man kann sagen: wir zeigen ihn, wenn wir die Monstranz hochhalten und sie verehren. Genauer müsste man aber sagen: er zeigt sich, wie er ist: hingebungsvoll, nährend, bescheiden, mitten unter uns.
 

K. Matussek/EBHH

Katholiken gehen am Fronleichnamstag in einer Prozession. Wir laufen nicht gemeinsam, um mit möglichst großen Mehrheiten verschiedene Anliegen einzufordern und zu zeigen „Wir sind dafür!“ oder „Wir sind dagegen!“. Wir sind heute mit ihm unterwegs. Er ist in unserer Mitte. Die Fronleichnamsprozession ist also ein Sinnbild für unser ganzes Leben: als Glaubende sind wir mit Christus unterwegs und gehen in seiner Nachfolge. In unserer Prozession gibt es solche, die ganz nah an ihm dran sind, und andere die entfernter sind, wieder andere, die am Rand stehen oder sich ein wenig verstecken, wie damals der Zöllner Zachäus, der aus einem sicheren Abstand vom Baum herab einmal sehen wollte, werden dieser Jesus ist. Auch solche Menschen gibt es an den Straßen und Ecken Hamburgs, die wir heute Abend passieren werden. Jeder ist gefragt: wie ist denn meine Nähe zum Herrn? Wie stehe ich zu ihm?

Indem die Katholiken durch die Straßen schreiten, drücken Sie ihren Glauben aus. Sichtbar wird das an der Art der Prozession: singend und betend geht es durch die Stadt, mit Weihrauch und Glocken. Alles Zeichen, die den Gläubigen helfen sollen, Gott zu preisen und zu ehren.

Der Schmuck entlang des Prozessionsweges, sei es durch Blumen, Banner oder andere Dekorationen, zeigt die Ehrerbietung, die wir Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament entgegenbringen. Dieser Schmuck ist ein äußeres Zeichen unserer inneren Freude und Dankbarkeit. Er ist ein Ausdruck unserer Hingabe und unserer Bemühung, das Beste für unseren Herrn zu geben, der sich in der Eucharistie selbst verschenkt hat.

Was motiviert die Katholiken, ein Mal im Jahr, demonstrativ – aber nicht demonstrierend – mit Ihrem Gott auf die Straße zu gehen? Echte Liebe und Hingabe will sich gelegentlich zeigen. Jeder darf und soll es sehen. So ist es zu beobachten ist das bei jungen Paaren, die ihre frische Liebe gerne auch in der Öffentlichkeit zeigen: Wir gehören zusammen. Sie halten sich an den Händen, laufen eng umschlungen oder schauen sich minutenlang auf Parkbänken in die Augen.

Liebe Schwestern und Brüder, wohl alle Religionen kennen solche Rituale wie unsere heutige Fronleichnamsprozession. Sie sollen und müssen gerade heute gepflegt werden. Es ist sicher keine Demonstration; erst recht kein Protest. Die Fronleichnamsprozession will ein Bekenntnis sein: ein Glaubensbekenntnis. Jeder der heute mitgeht, sollte wissen, was bzw. wen er/sie bekennt. Im Wort Bekenntnis steckt das Wort kennen drin. Zeigen wir, wie sehr wir Jesus kennen.

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