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Predigt

Predigt zur Chrisammesse

25. März 2024
St. Marien Dom Hamburg

"Es ist also das Heute des Menschen, seine konkrete Situation, bis hin zum Tod, also das ganze menschliche Leben, in das sich das Heute Gottes hinein ereignet." 

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Es gilt das gesprochene Wort!

(1. Les.: Jes 61, 1-3a.6a.8b-9; 2. Les.: Offb 1, 5-8 ; Ev.: Lk 4, 16-21 )

 

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Mitbrüder im Dienst als Bischof, Priester und Diakon,

Heute - jeden Tag aufs Neue gibt es im Fernsehprogramm die „heute“ Sendung, die „heute Nachrichten“, das „heute Journal“, einmal in der Woche die „heute show“. Es ist schon bemerkenswert, wenn ein Fernsehprogramm diesen Begriff für sich als Markenzeichen wählt: HEUTE.

Die Sendungen informieren uns Tag für Tag über das, was in der Welt los ist: in Politik und Gesellschaft, im Inland und Ausland, in der Finanzwelt, in der Natur und dem Klima bis hin zum Wetterbericht. Sie informieren uns über Entwicklungen und Entscheidungen in nahezu jedem Winkel dieser Welt. Wir werden Zeugen auch von Kriegen, Auseinandersetzungen und Katastrophen. Und das nicht erst mit großer Verzögerung, sondern heute schon.

Ich halte es für unverzichtbar, dass wir als Seelsorger dieses Heute möglichst gut kennen. Deswegen gehört sicher zu unserem Dienst dazu, uns gut zu informieren und die Nachrichten des Tages aufnehmen. Das geschieht längst nicht nur durch die Medien, sondern oft im Austausch, in der Begegnung, in der Seelsorge.

Im Lukasevangelium ist dieses kleine Wort `heute´ geradezu ein Signalwort.

– An Weihnachten heißt es: „Heute ist euch der Retter geboren.“ (Lk 2,11)

– bei Zachäus muss Christus „heute zu Gast sein“, damit diesem Haus heute noch Heil zuteil wird (Lk 19,1-10)

– der Schächer am Kreuz darf den Gnadenruf hören: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43).

Es ist also das Heute des Menschen, seine konkrete Situation, bis hin zum Tod, also das ganze menschliche Leben, in das sich das Heute Gottes hinein ereignet. Das Evangelium dieser Heiligen Messe sagt es an: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.“ Das Heute der Menschen und dieser Welt kommt zusammen mit dem Heute Gottes. Hans Urs von Balthasar spricht vom „Je-jetzt der Ewigkeit“. Im Heute funkelt sozusagen die Ewigkeit Gottes auf.

Dabei müssen wir allerdings realistisch sein: für nicht wenige kommt das Heute Gottes und ihr aktuelles Leben eben nicht zusammen. Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung sagt nüchtern, dass Glaube und Religiosität in Deutschland immer mehr abnehmen, dass sie kaum mehr eine Rolle spielen. Viele von uns führt es zur Frage nach der Wirksamkeit des eigenen Handelns, oft genug auch in die Krise pastoraler Vergeblichkeit, manchmal in die existenzielle Erfahrung nach dem Sinn der eigenen Berufung.

Liebe Mitbrüder im seelsorglichen Dienst, liebe Seelsorgerinnen und Seelsorger, ich weiß um ihr Engagement und ihren großen Einsatz. Dafür danke ich jeder und jedem Einzelnen von ganzem Herzen! Und ich teile Ihre Erfahrung, dass wir bei allem Einsatz die Kirche, die Menschen und letztlich Gott nie im Griff haben können und haben dürfen. Es geht um einen Verzicht auf jede Phantasie, die Pastoral ganz selbst machen und steuern zu können. Gott ist immer der Größere. Gott sei Dank! Auch wenn diese Lektion zu einer der schwersten gehört, die uns ein Leben lang begleiten wird. Wir wissen eben nicht, wie die Gnade „funktioniert“. Sie ist kein Automatismus.

Jeder und jede von uns kann Beispiele nennen, wo wir von Gottes Wirken im Menschen vollkommen überrascht waren. Menschen, die uns vielleicht angestrengt haben, von denen wir wenig erwartet haben, und die dennoch ein großes Interesse gezeigt haben und plötzlich da sind, worüber wir nur staunen können.

Ein Beispiel sind für mich unsere Katechumenen: An diesem Osterfest darf ich hier im Mariendom einige Menschen taufen. In unserem Erzbistum sind es einige mehr. Warum sie heute den Zugang zum Glauben finden, ist und bleibt für mich staunenswert.

Nehmen wir uns bei unseren Begegnungen und Zusammenkünften Zeit, um diese aufbauenden Erfahrungen auszutauschen und dankbar zu würdigen. Der Austausch über positive Erlebnisse würde mit Sicherheit das Narrativ in unserer Kirche deutlich verschieben. Und ganz nebenbei würden wir die Spur Jesu fortsetzen, der gekommen ist, eine frohe Botschaft zu verkünden. Das Evangelium bleibt ein Mehrwert, wenn auch für weniger Menschen. Unser Auftrag wird deswegen nicht unbedeutender, dieses Evangelium selber immer an sich heranzulassen, aus ihm zu leben, ihm Hand und Fuß zu geben und darauf zu vertrauen, dass es sich seine Wege da bahnt, wo wir es nie vermuten würden.

Ich möchte Ihnen einige kleine geistliche Tipps mit auf den Weg geben:

-Nehmen Sie zuerst bitte das heute ins Gebet. Vielleicht ist genau das, was wir in den Nachrichten sehen und hören oder in den Zeitungen lesen oder in den vielen Begegnungen aufnehmen, der erste und beste Gegenstand unseres Gebetes. Nehmen wir die Welt und die Menschen, das heute ins Gebet. Mir fällt das leicht beim Stundengebet.

– Am Gründonnerstag werden die Einsetzungsworte im Hochgebet erweitert um diesen kleinen Satz: „das ist heute“. Immer wenn wir die Sakramente feiern, egal ob die Eucharistie oder die anderen, dann geht es um das heute Gottes in unserem Leben. Seine Gegenwart ist und bleibt stärker und erfüllender als all unsere Herausforderungen und Probleme.

- Gott gibt uns offenbar keine Vorräte an die Hand, sondern das Brot, das wir gerade täglich brauchen, die Hilfe, die jetzt nötig ist. Er ist der Gott des Jetzt, des heute. Jedes Leben wir deswegen geistlich möglich und fruchtbar im Heute.

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