Es gilt das gesprochene Wort!
(Schrifttexte: Jes 60,1-6; Eph 3,2-3a.5-6; Mt 2,1-12)
Im Volksmund feiern wir heute „Drei Könige“. Im Evangelium werden sie als Sterndeuter aus dem Osten bezeichnet. Unser Fest-Evangelium spricht zwar von Königen, aber ganz anderen.
Zuerst ist die Rede von König Herodes. Er galt als König der Juden und regierte von Jerusalem aus über das gesamte Land der Bibel. Dieser Herodes war vollkommen abhängig von den Römern, nur mit ihrer Hilfe war er überhaupt an die Macht gekommen. Gegen Widersacher und Kontrahenten setzte er sich immer wieder zur Wehr und durch. Familiär war sein Leben eher geprägt von Unsicherheit und Intrigen. Ständig fürchtete er, dass ihn jemand aus seiner eigenen Familie umbringen wolle, um selber an die Macht zu kommen. Das führte dazu, dass er mehrfach gegen seine Ehefrauen -er war insgesamt neunmal verheiratet- und Kinder vorging und sie sogar hinrichten ließ. Von dieser Angst spüren wir auch einiges im heutigen Evangelium: die Sterndeuter sind für ihn nicht bloß interessante Typen, sondern sie bringen eine ihn aufschreckende Nachricht. Es soll einen neuen König der Juden geben. D. h., seine Regentschaft wäre damit zu Ende. Verständlich, dass er mit großer Strategie genau das unter allen Umständen verhindern möchte.
Das Thema taucht in der Leidensgeschichte Jesu am Ende des Evangeliums wieder auf. Dort ist es ausgerechnet der römische Statthalter Pilatus, der Jesus fragt: Bist du der König der Juden? (Mt 27,11). Bis heute hält die Kreuzesinschrift genau das fest: INRI. Iesus Nazarenus, Rex Iudorum: Jesus von Nazareth, König der Juden.
Herodes und Pilatus denken in weltlichen Kategorien. Ein neuer König würde ihre eigene Macht gefährden und das ganze Land in Verwirrung führen.
Aber beide Male wird deutlich: genau darum geht es Jesus überhaupt nicht. Jesus ist weit davon entfernt, die Herrschaft eines Herodes oder Pilatus ersetzen zu wollen. Er will überhaupt nicht in deren Fußstapfen treten. Jesus verneint geradezu jede ihnen vergleichbare Herrschaft.
In beiden Fällen wird das gut sichtbar: Zuerst das Kind und dann ein kreuztragender Erwachsener, die wohl beide wenig mit klassischen Königen zu tun haben. Jesus kommt nicht als Königskind zur Welt und der Mann am Kreuz hat nichts gemein mit einem Herrscher auf dem Thron.
Mich erinnert das an die Predigt von Papst Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung. Er knüpft seinerseits an die Einführung seines Vorgängers am 22.10.1978, als Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz den Menschen zurief: Habt keine Angst! Benedikt führt dann weiter aus: „der Papst [Johannes Paul II.] sprach zu den Starken, zu den Mächtigen der Welt, die Angst hatten, Christus könnte ihnen etwas von ihrer Macht wegnehmen, wenn sie ihn einlassen und die Freiheit zum Glauben geben würden. Ja, er würde ihnen schon etwas wegnehmen: die Herrschaft der Korruption, der Rechtsbeugung, der Willkür. Aber er würde nichts wegnehmen von dem, was zur Freiheit des Menschen, zu seiner Würde, zum Aufbau einer rechten Gesellschaft gehört. Und der Papst [Johannes Paul II.] sprach zu den Menschen, besonders zu den jungen Menschen. Haben wir nicht alle irgendwie Angst, wenn wir Christus ganz hereinlassen, uns ihm ganz öffnen, könnte uns etwas genommen werden von unserem Leben? Müssen wir dann nicht auf so vieles verzichten, was das Leben erst so richtig schön macht? Würden wir nicht eingeengt und unfrei? Und wiederum wollte der Papst [Johannes Paul II.] sagen: Nein. Wer Christus einlässt, dem geht nichts, nichts – gar nichts verloren von dem, was das Leben frei, schön und groß macht. Nein, erst in dieser Freundschaft öffnen sich die Türen des Lebens. Erst in dieser Freundschaft gehen überhaupt die großen Möglichkeiten des Menschseins auf. Erst in dieser Freundschaft erfahren wir, was schön und was befreiend ist.“ Und Papst Benedikt XVI schließt dann seine Predigt, indem er sich ausdrücklich an die jungen Menschen wendet: „So möchte ich heute mit großem Nachdruck und großer Überzeugung aus der Erfahrung eines eigenen langen Lebens euch, liebe junge Menschen, sagen: habt keine Angst vor Christus! Er nimmt nichts, und er gibt alles. Wer sich ihm gibt, der erhält das Hundertfache zurück.“
Genau das haben Herodes und Pontius Pilatus eben nicht verstanden. Lassen wir uns heute von den drei Sterndeutern inspirieren und treten wir in ihre Fußstapfen, um unser Leben für den neugeborenen König zu öffnen, ohne jede Angst und Sorge !