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Predigt

Predigt in der Osternacht

20. April 2025
St. Marien-Dom in Hamburg

„Das österliche Licht leuchtet in diesem Jahr ganz besonders hell, denn zum ersten Mal seit 2017 feiern die Christinnen und Christen aller Konfessionen das Osterfest am gleichen Tag, also katholische, evangelische und orthodoxe Gläubige.“

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Es gilt das gesprochene Wort!

 

( Les.:  3-7 AT Lesungen incls. Ex 14,15-15 ; 1 Röm 6, 3-11;  Ev.: Mt 28, 1-10)

 
„Wir preisen dich, du österliches Licht“.  

„Freue dich, Erde, erleuchtet vom Glanz aus der Höhe; Licht vom ewigen König hat dich umleuchtet. Siehe, das Dunkel ist von dir gewichen“

Eines der großen Symbole jeder Osternacht ist das Licht und seine verschiedenen Facetten.
Unser Gottesdienst begann draußen mit den Feuer. Kerzen gehören für uns zu jedem Gottesdienst dazu. Das sind wir gewohnt. Ein Feuer im Gottesdienst gibt es genau einmal im Jahr: das Osterfeuer in der Osternacht. Klein fängt es an, aber dann brennt es lodernd und kraftvoll.

Damit weist uns das Feuer schon auf den ersten Text der Bibel in, den wir in jeder Osternacht hören: die Schöpfungserzählung. Besser: das Schöpfungslied, das nicht so sehr begründen und beweisen oder gar naturwissenschaftlich erklären möchte, sondern vielmehr Gott preisen und danken möchte für alles, was ist. Das erste Werk Gottes ist das Licht. „Gott sprach: es werde Licht. Und es wurde Licht.“ (Gen 1, 3) Gott schafft durch sein Wort das Licht. Könnte es nicht sein, dass jedes Wort Gottes Licht für unser Leben ist? Schwungvoll singen wir manchmal unserem Gottesdiensten: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht…“ Ohne dieses Licht wäre alles finster und damit wäre menschliches Leben, Leben überhaupt unmöglich. In einem zweiten Text dieser Osternacht, der vom Licht gesprochen hat geht es um diese Führung Gottes: Es ist der Exodus, der Auszug aus Ägypten. Auf dem unbekannten Terrain übernimmt Gott selber die Führung. Er ist es, der seinem Volk den Weg weist: am helllichten Tag mit einer Wolkensäule, in der dunklen Nacht mit einer Feuersäule. Sie geht dem Volk voran und dadurch findet es seinen Weg. Die große Osterkerze will ein Bild dieser Feuersäule sein.

Das österliche Licht leuchtet in diesem Jahr ganz besonders hell, denn zum ersten Mal seit 2017 feiern die Christinnen und Christen aller Konfessionen das Osterfest am gleichen Tag, also katholische, evangelische und orthodoxe Gläubige.

Ich finde, das ist ein kraftvolles Zeichen: das Licht Christi, entzündet in Rom, Jerusalem, Kiew, Moskau, Hamburg und an vielen weiteren Orten, wo Gläubige sich heute versammeln, um Jesu Auferstehung zu feiern. Nicht in Konkurrenz zueinander – sondern in Einheit.

Es durchbricht nicht nur die Finsternis des Grabes, sondern auch die Schatten jahrhundertelanger Spaltungen.

Papst Franziskus hat diesen Wunsch nach einem gemeinsamen Osterdatum immer wieder betont. Schon beim ökumenischen Konzil von Nizäa, das sich dieses Jahr zum 1.700 Mal jährt, wurde ein gemeinsames Osterfest aller Christen diskutiert. Und vielleicht ist es in diesem Heiligen Jahr ein erster, zarter Lichtstrahl auf dem Weg zur sichtbaren äußeren und inneren Einheit der Christinnen und Christen.

Ein weiterer Schrifttext dieser Osternacht, auch aus dem ersten Buch der Bibel, der Genesis, im 22. Kapitel, bringt uns mit einer ganz anderen Seite von Licht und Feuer in Berührung. Es ist die Erzählung von Abraham, der wohl auf die härteste Probe seines Lebens wird. Er war zum Gehorsam bereit und hätte seinen einzigen und geliebten Sohn Isaak geopfert. Gott aber hat den Abraham verschont und seinen eigenen Sohn, Jesus geopfert. Zeichen dieses Opfers ist das Feuer, ein Brandopfer, das ganz für Gott verzehrt wird.

Ein wenig davon spiegelt sich noch wieder in den Kerzen, die wir in unseren Kirchen gerne aufstellen. Heute steht dort die Bitte um eine Spende. In früheren Generationen sprach man schlicht und einfach von der Opferkerze. Und das Bild trifft es: die Kerze verzehrt sich, sie schließt dahin, in dem sie brennt. Letztlich steht dahinter immer die Frage: was bin ich bereit Gott zu überlassen? In der Regel zünden wir Kerzen an, wenn wir eine Bitte vor Gott tragen. Für jemanden, der erkrankt ist, für unsere Verstorbenen oder für einen Prüfling. Vielleicht ist es eine Anregung, eine Kerze anzuzünden für jene Dinge, die wir bewusst in Gottes Hände legen – loslassen. Der erste Impuls mag schwerfallen, doch nur so erfahren wir eine tiefere Freiheit und ein Gelassenheit in Gott. Die Freiheit, nicht alles selber steuern zu müssen.

Noch einmal ist uns in den Texten das helle Leuchten am Ostermorgen begegnet. Am leeren Grab sind zwei Engel, die den erschrockenen Frauen eine Richtung, einen Weg aus ihrer Irritation zeigen. Von diesen beiden Himmelsboten heißt es, dass sie leuchtende Gewänder trugen. Das Licht und das Leuchten sind wie ein Markenzeichen von Christen. Jesus spricht seinen Jüngerinnen und Jüngern zu „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5, 14) In unserer Taufe haben wir das Licht Christi empfangen und versuchen es – symbolisiert in der Taufkerze – durch unser ganzes Leben zu tragen. Deshalb leuchtet manche Taufkerze neben dem Sarg eines Christen. Im weißen Taufkleid haben wir die leuchtenden Gewänder angezogen, um den östlichen Weg gehen zu können und diesen auch anderen zeigen zu können. Diese Symbole sind griffig und verweisen auf eine tiefere Wirklichkeit, die wir nicht mit unserer alltäglichen Wahrnehmung sehen können. Und doch ist diese Wirklichkeit für uns real und tragend.  

Gleich werden drei Erwachsenen in unserer Mitte getauft und gefirmt werden und zum ersten Mal die Heilige Kommunion empfangen. Sie empfangen heute auch das Licht der Schöpfung und Erlösung und werden es mit ihrer Taufkerze in ihr Leben hineinnehmen. Als neues Gewand tragen sie den hell leuchtenden Taufschal. Kerze und Schal sollen ihnen nicht nur ein Andenken an den feierlichen Moment sein, sondern Wegweiser und Vergegenwärtigung der neuen Wirklichkeit, in die sie heute treten. So können Sie, liebe Taufbewerber, liebe Firmanden für sich und anderen ein Leben lang im Licht Gottes leuchten.

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