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Predigt

Predigt beim Ökumenischen Gottesdienst anlässlich des Hansetages

24. Juni 2018
Rostock

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn ich die Seligpreisungen hören, und ich höre sie oft, dann denke ich immer wieder: Ein starker Text! Aber für unsere heutige Wirklichkeit, hier in Deutschland? Wir leben hier im Frieden. Viele leben im Wohlstand. Als Christen werden wir nicht verfolgt … Mich beschleicht immer mehr das Bild von einer Insel der Glückseligen, auf der wir leben.

Hinter den Grenzen sind Unfrieden, Verfolgung und Trauer Realität – wenn wir ehrlich sind, dann auch innerhalb der Grenzen, bei uns. Daneben gibt es viele Spannungen, die unsere Gesellschaft durchziehen: Wie gehen wir mit dem Anderen, mit dem Fremden um? Geben wir ihm hier Platz? Oder weisen wir ihn an den Grenzen ab? Viele Menschen haben ihre Ängste. In der Diskussion um den Brexit verschieben sich die Grenzen. Ja, sie verhärten sich. Offenbar sind wir alle doch weit davon entfernt, „grenzenlos glücklich zu sein.“ Die Realität scheint nur ein sehr begrenztes Glück bereit zu halten.

In diesem Kontext höre ich unsere Seligpreisungen aus der Bergpredigt. Ja, in diesem Kontext höre ich überhaupt in das Evangelien hinein. Und mir wird deutlich: Das Evangelium ist kein Gesetz. Es ist auch kein Programm, erst recht keine Vorschrift oder einfache Organisationsanweisung. Nein, das Evangelium ist eine Person: Jesus. Damit ist das Evangelium ein Ruf, ein Anruf an jeden von uns. Das Leben des Christen verlangt, auf Jesu Ruf eine persönliche Antwort zu finden.

Dieser Ruf hat in den Seligpreisungen seinen typischen Ausdruck. Aber Jesus hat uns in den Seligpreisungen nicht ein Rezept an die Hand gegeben, das man nun wortwörtlich zu befolgen hätte.
Ich glaube, in den Seligpreisungen spricht Jesus zu allererst über sich selbst. Der Mensch, der hinter den Seligpreisungen steht, ist kein anderer als Jesus selbst. Dieser Jesus Christus kennt keine Grenzen. In ihm ist jeder Mensch als Gottes Geschöpf und Ebenbild Teil einer großen Menschheitsfamilie. Dieser Jesus Christus geht so weit, dass er Grenzen einreißt. Die Grenze zwischen Gott und Mensch ist nicht mehr unüberwindlich, sondern in seiner Menschwerdung kommen Gott und Mensch zusammen und gehen einen unauflöslichen Bund ein. Gott selbst wird Mensch und er kommt uns entgegen und ist uns nah. In ihm bricht das Reich Gottes an, das Land ohne jede Grenzen.

Am Ende seines Lebens lässt er sich wiederum nicht begrenzen, sondern er haucht seinen Geist aus und erfüllt damit die ganze Welt und ist als der Auferstandene bleibend mit der Menschheit verbunden und eins. Paulus sagt sogar im Neuen Testament daraufhin: Er, Christus, hat das Trennende, die Wand, der Feindschaft niedergerissen.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus lebt uns dieses grenzenlose Glück vor und er will, dass wir daran teilhaben. Das lässt sich nicht einfach machen und herstellen, sondern das können wir nur sein lassen. Lassen wir uns deshalb als Christen von neuem von dieser grenzenlosen Glückseligkeit Jesu Christi beschenken. Richten nicht wir von uns aus Grenzen ihm gegenüber auf, sondern bitten wir ihn herein in unser Leben. Dann werden wir grenzenlos glücklich sein. Dann können wir dieses grenzenlose Glück in unserem Alltag leben, über alle Grenzen hinweg: Über die Konfessionsgrenzen hinweg. Über Sprachgrenzen hinweg. Über Länder- und Währungsgrenzen hinweg. Über Altersgrenzen hinweg. Über Kulturgrenzen hinweg, ja sogar über Glaubensgrenzen hinweg. Amen.

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