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Predigt

Predigt zum Fronleichnamsfest

31. Mai 2018
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

(Lesungen: Ex 24,3-8; Heb 9,11-15; Mt 14,12-16.22-26)

Liebe Schwestern und Brüder,

„Wo ist der Raum …?“ für die Feier des Paschamahles. Das Evangelium spricht von einem „gro-ßen Raum im Obergeschoss“. Wer einmal in Jerusalem war, dem wird tatsächlich ein großer Abendmahlssaal gezeigt.

Dieser schon an sich große Raum ist im Laufe der Zeit immer größer geworden. Er wurde ausge-weitet. Was in diesem Raum gefeiert wurde, das Paschamahl, die erste Eucharistie wird ausge-weitet in alle Räume und Zeiten dieser Erde.

Schwestern und Brüder, damit meine ich nicht einfach, dass man die Eucharistie an jedem Ort feiern kann, dass die Kirche ausgeweitet ist in alle Länder, dass wir die Messe feiern in der Natur, dass sie wie selbstverständlich mit Jugendlichen auf einer Ferienfahrt im Freien gefeiert werden kann, dass sie auf den Gipfeln der Berge bei den Bergmessen gehalten wird oder dass gefangene Priester, wie etwa unsere Lübecker Märtyrer, sie unter ganz einfachen Umständen im Gefängnis begangen haben. Wenn die Eucharistie alle Zeitenräume durchdringt und in alle Zeitenräume aus-geweitet wird, dann nicht nur rein äußerlich, sondern existenziell. Mir persönlich ist das aufge-gangen beim letzten Satz unseres Evangeliums. Ich zitiere ihn: „Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.“ Aus dem Abendmahlssaal treten sie hinaus und – wenn Sie so wollen – ist das die erste Fronleichnamsprozession. Vielleicht können wir auch sagen, die erste Etappe einer groß angelegten Fronleichnamsprozession. Diese Etappe reicht vom Ölgarten bis Golgota. Wir wissen alle, dass in diesem Ölgarten Jesus mit seinem Vater ringt. Er versucht von ganzem Herzen in Got-tes Willen einzuwilligen. Wir wissen alle, dass dieser Ölgarten der Ort der schlafenden Jünger ist. Wir wissen, dass es der Ort des Verrates ist. Wir wissen, dass es Nacht ist. Diese erste Etappe einer weltweiten Fronleichnamsprozession führt in die existentiellen Nächte unserer Welt. Die Zusage Jesu aus dem Abendmahlssaal „mein Leib für euch“ und „mein Blut für euch“ wird ausgeweitet in alle Dimensionen des menschlichen Lebens bis in die letzte Tiefe hinein. Durch diese erste wichtige Etappe will Christus uns sagen: Ich bin bei euch. Keine Nacht kann so dunkel sein, dass ich nicht mittendrin wäre.

Dann folgt eine zweite Etappe der umfassenden großen Fronleichnamsprozession. Die Prozession stoppt nicht auf Golgota, hört mit dem Tod Jesu und den Nächten nicht auf. Sondern nach der Nacht des Todes geht die Ostersonne auf und überstrahlt alles. Die zweite Etappe dieser großen Fronleichnamsprozession ist für mich der Weg des auferstandenen Christus mit den beiden Jün-gern nach Emmaus. Christus holt sie aus der Nacht heraus. Er lässt sie über die Finsternis ihres Le-bens erzählen. Er tastet sich sensibel an sie heran, findet Widerhall in ihren brennenden Herzen und gibt sich schließlich im Brotbrechen zu erkennen. Jede Fronleichnamsprozession ist ein Em-maus-Gang. Christus will uns aus den Nächten hinausführen in den hellen Tag, in das schöne und gute Leben in ihm.



Liebe Schwester und Brüder, damit ist die Fronleichnamsprozession noch nicht zu Ende. Nach dem Brotbrechen, brechen die Jünger selber auf und gehen zu den anderen Jüngern. Mit dem Herrn im Herzen setzen sie diese große Prozession in einer dritten Etappe fort. Es ist der Aufbruch in den Alltag.

Es ist ein großes Zeichen, wenn wir mit unserer Prozession über die Straßen von Hamburg ziehen. Über die Wege, wo wir ansonsten alltäglich unterwegs sind. Über die Straßen, wo wir mit unseren Autos, Fahrrädern und Bussen unterwegs sind. Wo wir einkaufen, wo wir zum Arzt gehen, wo wir unseren Alltag organisieren und gestalten. Wo wir einander begegnen, miteinander sprechen und uns austauschen. Da, wo das Leben spielt, ist diese dritte Etappe der Fronleichnamsprozession. Erinnern Sie sich immer wieder daran, wo wir heute unterwegs sind. Vielleicht kann Ihnen über das Jahr hin immer wieder einmal in den Sinn kommen: Hier sind wir doch mit unserer Prozession hergegangen. Und dann setzen Sie in Ihrem Alltag diese Prozession fort.

Liebe Schwestern und Brüder, der Raum für die Prozession an Fronleichnam ist unser Leben, ist die ganze Welt, ist jede Zeit. Unsere Fronleichnamsprozession geht vom Abendmahlssaal in Jeru-salem aus durch jeden Zeitraum bis in die Ewigkeit. Sie ist nicht nur ein altes frommes Ritual, son-dern ein Bild für unser ganzes Leben. Amen.

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