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Predigt

Predigt zur Priesterweihe von Frater Christoph Tobias Brandt und Frater Augustinus Johannes Hildebra

28. April 2018
St. Sophien / Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

(Schrifttexte: 1 Kor 1,18-25; Mk 1,14-20)

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn ich in Ihre Lebensläufe hereinschaue, liebe Weihekandidaten, dann fällt mir auf, dass Sie beide im Laufe Ihres Lebens immer wieder einmal den Ort verlagert haben. Beide stammen Sie im Grunde genommen aus dem heutigen Erzbistum Hamburg. Frater Christoph ist in Mölln in der Nähe von Neubrandenburg aufgewachsen und Frater Augustinus stammt direkt hier aus Hamburg. Stu-dien- und Berufsorte sind für Sie entscheidend: Göttingen, Münster und Erfurt, aber auch andere Klöster wie Meschede oder Münsterschwarzach. Schließlich Ihre zum Teil gemeinsame Geschichte im Orden der Dominikaner verbunden mit Orten wie Worms und Mainz, aber auch Vechta und Freiburg.

Alle diese Orte sind nicht unbedeutend. Sie sind nicht zufällige Aneinanderreihungen verschiede-ner Lokalitäten, gleichsam Stationen von Weltenbummlern.

Es ist schon beeindruckend, dass die erste Frage in der Heiligen Schrift im Buch Genesis sich an Adam und damit an jeden Menschen richtet: „Wo bist du?“ (Gen 3,9) Mit allen Orten verbinden wir die Geschichte unseres Lebens. Und als Christen die Geschichte unseres Glaubens und unsere per-sönliche Heilsgeschichte. Meine persönliche Heilsgeschichte verbirgt sich in meiner Lebensge-schichte. Sie ist gleichsam ungetrennt und unvermischt darin präsent. Oder um es theologischer auszudrücken: Die Lebensgeschichte ist ein Transzendental der Heilsgeschichte.

Schwestern und Brüder, viele von uns haben noch vor Augen, dass Papst Johannes Paul II. bei sei-nen vielfältigen Reisen als erstes bei einem Auslandsbesuch auf den Boden niederfiel und ihn küss-te. Für ihn war klar, dieser Boden ist heiliger Boden. In diese Erde hat Gott seine Geschichte einge-schrieben. In diesem Land geschieht Heilsgeschichte, auch wenn es auf dem ersten Blick gar nicht danach aussieht.

Jeder Ort, jede Niederlassung, in die Sie zukünftig gesandt werden, ist zu allererst Gnadenort, ist zu allererst Heilsort. Da hat Gott schon längst seine Fußspuren hineingesetzt und wahrscheinlich be-steht unser Auftrag nur darin, diese Spuren, in die – wie Franziskus von Osuna es einmal gesagt hat – im Laufe der Zeit viel Schnee hineingefallen ist, wieder neu auszuprägen

Liebe Mitbrüder, gleich werden Sie vor der Priesterweihe auch auf dem Boden liegen. Verlieren Sie bitte nie die Bodenhaftung, denn Sie werden Priester Jesu Christi, der auf dieser Erde seine Spuren hinterlassen hat.

Vielleicht wird es manchmal schwierige Situationen in Ihrem priesterlichen Dienst geben, wo Sie merken, dass sie herunterkommen, dass Sie gedrückt sind, dass Sie sich wie am Boden liegend vor-kommen, oder dass Sie soweit herunterkommen, wie Christus bei der Fußwaschung seiner Jünger. Erinnern Sie sich dann immer an Ihre heutige Weihe und an dieses auf dem Boden liegen, der nie nur der Kalte und Steinige ist, sondern immer auch der, in den das Weizenkorn hineingeworfen wird, damit es aufgeht und blüht.

Die Priesterweihe, die Sie heute empfangen, ist gleichsam eine Standortverlagerung. Ihr Standort, Ihr Dienstort ist gar nicht mal zu allererst eine konkrete Straße oder eine konkrete Postleitzahl. Ihr Dienstort ist zu allererst eine Person. Der Meister, der die Jünger am See von Galiläa ruft, wie wir eben im Evangelium gehört haben. Er ruft sie nicht in ein Lehr- oder Bethaus, wie das bei den da-maligen Rabbinern die Regel war. Dort ging man für eine gewisse Zeit hin und dann ging man seine eigenen Wege. Christus ruft sie zu allererst in seine persönliche Nähe. Die Frage der Jünger „Wo wohnst du?“ wird beantwortet durch „Kommt und seht“. Mindestens zwei ausdeutende Riten der Priesterweihe bringen das auf sehr sensible Art und Weise zum Ausdruck. Zum einen werden Sie beim Gehorsamsversprechen Ihre Hände in meine legen. Ich nehme Ihr Versprechen entgegen als Vertreter der Kirche. Ihr Standort ist diese Kirche. Und noch einmal mehr und tiefer der Christus dieser Kirche. Deswegen tragen wir bei der Messfeier ein Messgewand. Lateinisch einfach Casula. Die Casel oder die Casula ist keine große Casa, sondern eine kleine Casula, gleichsam ein kleines Häuschen. Wir ziehen es über den Kopf und sind dann vollständig darin eingehüllt. Das ist Ihr Haus, das ist Ihre Bleibe. Genauer gesagt, Christus ist Ihre Bleibe. Da sind Sie zu Hause, er ist Ihr Standort.

Und wenn dem so ist, dass Christus unser Standort ist, dann möchte ich schließen mit diesem schönen Bild der Johannesminne, das mir vor kurzen noch einmal beim Begräbnis von Kardinal Lehman in Mainz deutlich geworden ist. Es ist sein Totenbild, aber auch ein Bild, das ihn Zeit seines Lebens begleitet hat. Der Jünger Johannes ruht an der Seite des Meisters. Er hört auf seine Herztöne. Er legt seinen Kopf in Jesu Schoß. Er nimmt gleichsam das Innere Jesu auf und schaut mit Jesu Blick nach vorne und wird dadurch der Lieblingsjünger schlechthin. Nicht nur der Lieblingsjünger des Meisters, sondern der Jünger, dessen Programm die Liebe ist. Und genau dieser Johannes be-kommt vom Kreuz her Maria als Mutter anvertraut. Hier entsteht eine neue Beziehung. Unser Standort ist im eigentlichen Sinn kein Ort, sondern Beziehung. Die Beziehung zu Christus und die Beziehung in Kirche und Welt. Genau diese Beziehungen geben unserem Dienst als Priester ihre entscheidende Tiefe. Sie erfüllen uns. Und sie sind die Mission, mit der wir unterwegs sind. Amen

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