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Predigt

Grußwort von Erzbischof Heße anlässlich des Medienempfangs

05. Oktober 2017
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie heute zu unserem Medienempfang, den wir anlässlich des Tags der Sozialen Kommunikationsmittel geben.

Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind.
Ganz herzlich begrüße ich Herrn Professor Alexander Filipovic, der gleich zu uns sprechen wird.

Sehr geehrte Damen und Herren,
gestern hat sich noch einer Ihrer Kollegen für das heutige Treffen entschuldigt. Er mailte mir: „Leider kann ich am Medienempfang nicht teilnehmen, da ich Donnerstag/Freitag ausgerechnet im Erzbistum Köln und bei der Deutschen Bischofskonferenz Termine habe“ – umso mehr freue ich mich, dass Sie heute hier sind- aber Ihr Kollege schrieb dann weiter: „In jedem Fall scheint mir der Ausgang der Wahl – wie auch die Rede des Bundespräsidenten zum Tag der deutschen Einheit- deutlich zu machen, dass es zu dem Thema weiter dringenden Bedarf gibt“.
In diesem Punkt wird bei Ihnen sicher Konsens bestehen!

Was leben wir in einer spannenden politischen Zeit!
Nun werden in Deutschland nach der Bundestagswahl vom 24.9. die Weichen neu gestellt, die in Gespräche zur Bildung einer neuen Regierung laufen.

Ich hoffe, dass zukünftig im neuen Bundestag faire Debatten möglich sind.
Nicht zuletzt wird es auf den neuen Bundestagspräsidenten ankommen und seine Fähigkeit, sachlich und klug zu leiten, den Politik- und Debatten-Stil auf einem hohen Niveau zu fördern.

In den vergangenen Tagen und Wochen versuchen viele in der bundesdeutschen Wirklichkeit eine Haltung zur neuen politischen Situation zu gewinnen.
Und es wird deutlich, dass eine klar formulierte Ablehnung der Positionen allein nicht ausreicht.

Zur Haltung muss auch eine Streitbereitschaft und wo möglich auch eine Gesprächsbereitschaft kommen. Denn wenn es stimmt, dass in Teilen der Bevölkerung die Wahl als Protest gesehen wurde, dann besteht nach meiner Ansicht die Möglichkeit, im Diskurs und Gespräch Bewusstsein zu verändern. Das wird jedoch nicht nur auf der argumentativen, rationalen Ebene gefordert sein, sondern genauso auf der affektiven Ebene wie der konkreten Tat. Es braucht: Hirn, Herz und Hand!

Für die Politik bedeutet dies, dass eben nicht ganze Landstriche, wie wir sie auch in unserem Bistum haben, quasi abgeschrieben werden dürfen. „No Future“ führt halt auch zu einer radikalisierten Einstellung.

Es zeigt sich aus meiner Sicht als besondere Aufgabe in diesen Zeiten des Aufschwungs und der Quasi-Vollbeschäftigung, dass die Frage der sozialen Gerechtigkeit und des Ausgleichs zuerst angegangen werden müssen.

Für das strittige Thema der Flüchtlingspolitik hoffe ich, dass wir mit den politischen Parteien in einem Grundkonsens bleiben, nämlich dass die Menschen in Not Vorrang haben, ohne Ober-be-grenzung oder Ausgrenzung der Person nach Herkunft und Nationalität. Die in unserem Grundgesetz formulierte Menschenwürde (jedes einzelnen Menschen) ist und bleibt die verbindliche Messlatte!

Als Flüchtlingsbischof sage ich es deutlich: Wir wollen nicht nachlassen in unserem Einsatz für die Menschen, die sich aus vielerlei Gründen auf den Weg gemacht haben. Wir dürfen nicht nachlassen. Dankbar bin ich allen, die sich hierbei oft bis zum Rand Ihrer Kräfte engagieren!

Klar ist für mich auch, dass nicht alle, die zu uns nach Deutschland gekommen sind, hier bleiben können. Rückführungen lassen sich nicht ausschließen. Das haben wir deutschen Bischöfe von Anfang an gesagt. Aber sie müssen auf jeden Fall menschenwürdig und verantwortlich vollzogen werden.

Und wenn wir Integration ernstnehmen für die Menschen, die bei uns bleiben können, dann kann diese natürlich am besten in der Familie oder Teilfamilie gelingen.

Ich hoffe, dass sich die Parteien in den Verhandlungen zu einer neuen Regierung davon leiten lassen, eine zukunftsorientierte Politik im Blick zu haben, die den ganzen Menschen in den Mittelpunkt stellt, sei er nun hier geboren oder hier auf welchem Weg auch immer angekommen.

Ich glaube, dass es Zeit ist für Menschen, die vernunftbegabt, mit heißem Herz, aber auch kühlem Kopf auf den Zusammenhalt unserer Gesellschaft setzen.
Nicht die Lauten, nicht die Vereinfacher und nicht die Vereinheitlicher, sondern die, die konstruktiv reden und handeln, in gelassener Ernsthaftigkeit, differenziert und bereit zu echtem Dialog, die sollten Konjunktur haben.

Dabei wird es auch um die Frage gehen, was unsere Gesellschaft zusammenhält und worauf sie aufbaut. Dass wir als Kirche unsere Stimme deutlich einbringen und für unsere Sicht von Welt und Mensch im Licht Gottes und seiner Frohbotschaft einstehen, ist und bleibt unser Auftrag.

Ich habe großes Vertrauen in die Medien und ihre Vertreter.
Sie, die Sie als Journalisten tätig sind, haben eine große Verantwortung, sind in diesen anscheinend unsicher werdenden Zeiten diejenigen, die die kleine Welt um uns, aber auch die große Welt erklären können müssen.

Für Ihren Einsatz danke ich Ihnen, gerade auch für die gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit im vergangenen Jahr.

Und nun bitte ich Sie, lieber Professor Filipovic, um Ihren Impuls.

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