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Predigt

Predigt zu Christi Himmelfahrt

25. Mai 2017
St. Marien-Dom / Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Schwestern und Brüder,

geht, lehrt, tauft … Mit diesen Worten sendet Jesus seine Jünger aus. Er gibt ihnen einen Auftrag, den sogenannten Missionsbefehl. Gott sei Dank fangen wir in unseren Breiten gerade damit an, diesen Auftrag Jesu wieder neu zu hören und zu entdecken. Lange Zeit hat man ihn fast verschämt verschwiegen und sozusagen unter der Decke gehalten.

Unser Eintreten für den Glauben wird aber nur überzeugend sein, wenn wir auch den allerletzten Satz des heutigen Evangeliums an uns herankommen lassen. Es ist der letzte Satz des Matthäusevangeliums überhaupt. Oft haben letzte wie erste Sätze eine tiefe Bedeutung. Der allerletzte Satz heißt also: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt. 28,20).

Ist das nicht ein Widerspruch? Christus verabschiedet sich, er fährt in den Himmel auf, er kehrt sozusagen sich von dieser Welt ab – und verspricht uns dennoch alle Tage bei uns zu sein? Wie kommt das zusammen? Ganz schnell sind wir dabei, vom heiligen Geist zu reden, den Beistand, den er uns senden wird.

Liebe Mitchristen, Jesus Christus kehrt in die Ewigkeit Gottes heim. Und Ewigkeit meint nicht einfach „immer“. Ewigkeit meint vielmehr dauernde Gegenwart. Romano Guardini sagt in seinem berühmten Werk „Der Herr“: Ewigkeit meint das reine „Da“ und „Nun“. Ewigkeit ist also das reine Jetzt. Diese Dimension des Ewigen kommt nicht irgendwann auf uns zu, wenn wir einmal sterben, sondern das Neue durch Jesu Geburt und Menschwerdung, aber auch durch sein Sterben und Auferstehen besteht genau darin, dass unser ganzes menschliches Leben von dieser Ewigkeit getragen und durchflutet wird. Zeit und Ewigkeit sind also nicht mehr zwei unabhängige Größen oder zwei Dimensionen, die gegeneinander stehen, sondern sie gehören zusammen. Als wir vor 40 Tagen die Osternacht gefeiert haben, wurde am Beginn der Osternacht die Osterkerze bereitet und die einzelnen Zahlen bezeichnet. Dabei habe ich gebetet: „Sein [Christi] ist die Zeit und die Ewigkeit“. Unser konkretes Jahr 2017 ist eingetaucht in Gottes Ewigkeit. Gottes Ewigkeit wirkt sich aus an jedem Tag des Jahres 2017.

Jesus Christus geht also nicht nur in diese Ewigkeit ein, sondern er lässt uns daran teilhaben als seine permanente Gegenwart, als sein Dasein, sein Jetzt. Deswegen scheint mir sein Hinauffahren zum Himmel direkt zusammenzuhängen mit dieser grandiosen Zusage an uns: Ich bin bei euch. Als der Ewige ist er präsent und einfach da. Die Himmelfahrt und diese Zusage an uns sind wie zwei Seiten ein und derselben Medaille, nämlich Gottes Präsens und Ewigkeit, sein Nun, sein Da, sein Jetzt.

Liebe Schwestern und Brüder, nur wer aus dieser Gewissheit lebt, der wird auch ein Missionar, eine Missionarin für Gott, für den Glauben sein können. Der wird das auf eine gelassene Weise sein können. Und er wird es in einer tiefen Weise sein, nicht bloß oberflächlich mit einer Aktion nach der anderen. Wer aus dieser Gewissheit schöpft, der wird auch die Höhen und Tiefen seines eigenen Lebens anders sehen als derjenige, der diese Gelassenheit nicht oder noch nicht besitzt. Der wird umgehen können mit Schicksalsschlägen und Rückschlägen, und der wird Gottes Gegenwart genauso entdecken in dem Schönen und Herrlichen, in dem Himmlischen, das wir auch immer wieder erleben dürfen.

Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Amen.

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