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Predigt

Predigt in der Osternacht im St. Mariendom zu Hamburg (Evangelium: Mt 28,1-10)

15. April 2017
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Schwestern und Brüder,

fast zweitausend Jahre ist Ostern her. Wir feiern es immer noch. Wir feiern es sogar als das größte und höchste unserer christlichen Feste. Unser Feiern ist nicht nur eine schöne Erinnerung, sondern wir vergegenwärtigen, „ver-heutigen“ uns Tod und Auferstehung Christi. „Dies ist die Nacht…“ hat der Diakon im Exsultet gesungen. Wir sind dabei nicht allein, sondern diese Nacht feiern wir weltweit, in diesem Jahr sogar mit allen Konfessionen an ein und demselben Ostertermin. (Das wird uns erst in neun Jahren wieder geschenkt).

Wir feiern dieses Osterfest – obwohl vor zweitausend Jahren beim ersten Ostern niemand dabei war. Es gibt keine Zeugen für den Vorgang der Auferstehung. Keiner war direkt dabei. Keiner hat daneben gestanden. Niemand hat es gesehen und erlebt. Offensichtlich ist die Auferstehung selbst überhaupt kein Vorgang, den man dokumentieren, vielleicht fotografieren, filmen oder irgendwie festhalten könnte.

Das, was wir festhalten, feststellen, ja sogar ins Bild bringen können, das sind die vielfach bezeugten Begegnungen des auferstandenen Jesus mit Frauen und Männern. Es ist zum Beispiel Maria Magdalena, von der wir gehört haben oder Petrus. Es sind die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Es sind sogar einmal mehr als fünfhundert Brüder (und Schwestern) zugleich. Also eine große Zahl von Menschen, die nicht die Auferstehung an sich, aber den lebendigen Christus erlebt haben, den wir dann den Auferstandenen nennen.

All diese Männer und Frauen hatten mit allem Möglichen gerechnet, nur nicht damit, dass einer, der tot war, wieder leben könnte. Sie hatten eigentlich das Kapitel mit Jesus längst abgeschlossen. Die einen trauerten und beweinten sein und ihr Schicksal. Die anderen machten sich davon und kehrten wieder in ihren ursprünglichen Lebensalltag zurück.

Und genau da tritt der Auferstandene in ihr Leben.

Verzweiflung, Leiden, Sterben und Auferstehen: Was der Herr durchlebt hat, zeichnet auch seine ersten Zeuginnen und Zeugen aus. Jeder von ihnen muss seinen eigenen Karfreitag und sein eigenes persönliches Osterfest erleben und erfahren: Die Wachen fallen wie tot zu Boden. Die Frauen müssen durch Todesangst hindurch. Sein Tod wird für sie noch einmal dramatisch erfahrbar dadurch, dass die Leiche nicht mehr aufzufinden ist. Sie trauern und weinen, sie suchen oder geben auf.

Liebe Schwestern und Brüder, ich habe den Eindruck, dass Jesu Karfreitag und Jesu Ostern sich bei den ersten Zeugen und Zeuginnen geradezu wiederholt. Sie erleben ihre ganz persönliche Ölbergstunde, ihren ganz persönlichen Karfreitag und ihr ganz persönliches Osterfest. Und das offenbar nicht nur ein einziges Mal, sondern immer wieder in ihrem Leben. Christ sein heißt, immer wieder in der Spannung von Karfreitag und Ostern zustehen.

In diesen Tagen erleben wir die Dramatik des Karfreitags in den Anschlägen auf koptische Christen in Ägypten, in den Anschlägen von St. Petersburg und Stockholm. Ich denke auch an eine Familie aus unserem Erzbistum, die ganz aktuell den Tod des Familienvaters betrauern und verkraften muss. Das sind nur einige der „Karfreitage“ von heute.

Wir erleben aber auch den Ostersonntag. Wir erleben, dass über dem Dunkel des Karfreitags die Sonne des Ostermorgens aufleuchtet. Ich denke an das Gespräch mit jemandem aus unserer Diözese, der – gar nicht so alt – eine schwere Krankheit durchmachen musste. Als ich ihn fragte, ob ihm seine Krankheit Angst macht und er gleichsam mit einem Damoklesschwert über dem Haupt durchs Leben gehe, sagte er mir frank und frei: „Ich wundere mich über mich selbst. Diese Angst habe ich nicht. Ich habe keine Angst vor dem Tod, der Glaube stärkt mich“.

Oder ich denke an die Erwachsenen, die in dieser Osternacht getauft werden – einer davon in diesem Gottesdienst hier im Dom. Das sind Menschen, die etwas von der Lebendigkeit Jesu Christi erfahren haben und in deren Leben der Glanz von Ostern aufleuchtet.

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht ist es gut, dass vor zweitausend Jahren keine Fotos gemacht oder Videos gedreht wurden, die man heute bei YouTube einstellen würde. Es kommt nämlich auf jeden Einzelnen von uns an. Wir sind keine Zuschauer der Auferstehung. Wir stehen in der Kette der Zeugen von damals bis heute mitten drin. Wir bezeugen, dass Christus über jedem Karfreitag als der Auferstandene erscheint. Wir geben das Zeugnis von damals weiter. Aber wir haben auch unsere eigenen einzigartigen Glaubenserfahrungen und erleben immer wieder die Spannung von Karfreitag und Ostern im eigenen Leben.

Amen.

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