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Predigt

Predigt zur Diakonenweihe am 1. April 2017

01. April 2017
St. Marien-Dom in Hamburg

(Schrifttexte: 1 Sam 3,1-10; Apg 6,1-7b; Mt 9,35-38)

Liebe Schwestern und Brüder,
liebe vier Weihekandidaten,

Sie haben für den heutigen Gottesdienst Worte aus der Heiligen Schrift ausgewählt, die es in sich haben. Ich möchte nur einen – für mich – zentralen Satz aus der Apostelgeschichte herausgreifen.

Die ganz junge Kirche kommt an ihrem Anfang zu einer für sie zentralen Erkenntnis: „Es ist nicht Recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen“ (Apg 6,2).

Da sind die ersten Christen gerade mal ein paar Jahre unterwegs, bis ihnen auffällt, dass sie Gottes Wort vernachlässigen. Gott sei Dank sagen sie das so frank und frei. Sie wissen, die Kirche und jeder einzelne Christ lebt von jedem einzelnen Wort, das aus Gottes Mund kommt. Deswegen können wir dem Wort Gottes gar nicht genügend Raum gewähren.

Die junge Kirche hält auch der Kirche von Hamburg im Jahr 2017 sozusagen einen Spiegel vor das Gesicht: Wie hältst du es denn heute mit dem Wort Gottes? Könnte es sein, dass das Wort Gottes auch in deiner Mitte, Kirche von Hamburg, vernachlässigt wird? Vernachlässigt in dem Sinne, dass man diesem Wort nicht mehr allzu viel zutraut? Dass man ihm wenig Raum gibt? Dass seine Kräfte nachlassen? Weil wir vielleicht bessere und noch tollere Worte haben? Nachlassen in dem Sinne, dass wir den Wert dieses Wortes heruntersetzen? Dass wir es nachlassen wie im Schlussverkauf? Vielleicht, dass wir mit diesem Wort nachlässig umgehen? Oder nachlässig in dem Sinne, dass wir dieses Wort hinten ansetzen, es zurücklassen, im Stich lassen, übergehen, einfachhin liegen lassen und damit Schritt für Schritt vergessen? Fridolin Stier übersetzt den Vers in seinem neuen Testament: „Lasst das Wort Gottes nicht liegen“. Man kann es offenbar liegen lassen wie einen Schirm, den man vergisst.

„Es ist nicht Recht, dass Wort Gottes zu vernachlässigen …“ Wenn wir das Wort Gottes vernachlässigen, dann läuft in dieser Kirche nichts. Dann läuft es zumindest nicht richtig herum. Dann werden wir nicht in die richtige Richtung geführt. Dann geht es der Kirche nicht gut!

Die junge Kirche hat damit ein Grundgesetz für Kirche überhaupt formuliert. Es ist nicht möglich, ohne und am Wort Gottes vorbei Kirche zu sein. Und deswegen ist es auch unmöglich, Diakon zu werden ohne das Wort Gottes.

Liebe Mitbrüder, gleich nach der Weihe werden Sie als ein ausdeutendes Zeichen des Weiheritus von mir das Evangelienbuch in die Hand bekommen – das Wort Gottes. Dieser kleine aber wichtige Ritus macht deutlich: Du, Georg, Hendrik, Florian und Werner, du vergisst das Wort Gottes niemals.

Schade, dass Sie am vergangenen Samstag bei der Weihe unseres neuen Weihbischofs nicht dabei sein konnten, weil Sie schon in Ihren Exerzitien waren. Ein sehr eindrückliches Zeichen der Bischofsweihe besteht darin, dass der neugeweihte Bischof nicht nur das Evangelienbuch in die Hand überreicht bekommt wie Sie, sondern dass zwei Diakone es über ihm auffalten und er darunter wie in einem Zelt, wie in einem Häuschen geborgen ist und leben darf. Ein schönes Zeichen, das bedeutet, wohne im Wort Gottes. Sei im Wort Gottes zu Hause wie ein guter Hausvater. Jesus vergleicht einmal die Schriftgelehrten mit einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt (Mt 13,52). Bewegen Sie sich in der Heiligen Schrift wie in Ihrem zu Hause. Kennen Sie sich darin aus und lernen Sie Gottes Wort immer mehr und immer tiefer kennen und schätzen. Pflegen Sie dazu täglich die Lesung aus der Heiligen Schrift, das Meditieren, die wissenschaftliche Entfaltung und nicht zuletzt die Kontemplation.

Wenn Sie so im Wort Gottes zu Hause sind, dann wird es Ihnen auch nicht allzu schwer sein, dieses Wort zukünftig als Diakon zu verkünden im Glaubensgespräch, in der Katechese, im Unterricht und vor allen Dingen auch in der Predigt im Gottesdienst. Eine Ihrer vornehmsten Aufgaben wird zukünftig ja darin bestehen, dass Sie in der Heiligen Messe die Frohe Botschaft werden vorlesen und dann und wann auch auslegen dürfen. Sie vollziehen damit die Diakonie des Wortes (vgl. 2. Vatikanisches Konzil, LG 29,1).

Wenn Sie zukünftig das Wort Gottes verkünden, dann werden Sie gerade am Anfang aber hoffentlich auch, wenn Sie als Diakon und Priester einmal in die Jahre kommen, diesem Dienst immer wieder neu Aufmerksamkeit schenken und sich überlegen, wie Sie es am besten machen können. Es braucht eine gute Vorbereitung. Es braucht eine Kenntnis der Methoden der Verkündigung. Es braucht Esprit. Es braucht hier und da neue Ideen – und vor allem braucht es den Heiligen Geist. Papst Paul VI. hat in seinem Dokument über die Evangelisierung in der Welt von heute Evangelii Nuntiandi (1975) den Heiligen Geist als den „Erstbeweger der Evangelisierung“ bezeichnet. Sie wollen ja in der Verkündigung nicht nur Worte machen, kluge und gute. Sondern wenn Sie verkündigen, dann soll heute geschehen, was damals begann: Dass nämlich Gott sich mit dem menschlichen Wort verbindet und darin wirkt. So soll in Ihrem Wort Gott wirken. Und deswegen braucht es diesen „Erstbeweger“, der alle Ihre Worte von innen her durchdringt und Ihnen die Kraft gibt, die wir als Menschen gar nicht haben, sondern die nur aus Gottes Kraft kommen kann.

Wer im Wort Gottes zu Hause ist, und wer daraus das Wort Gottes predigt und verkündet, der wird nicht umhin kommen, das Wort Gottes auch zu leben. Das Wort Gottes steht nicht neben unserem Leben. Dann würden wir es vernachlässigen. Das Wort Gottes steht mitten drin und es will sich mit unseren Worten und vor allen Dingen Taten verbinden. Es will in unsere Werke übergehen und aus ihnen heraus sprechen. Vielleicht kennen Sie jenes berühmte Gebet aus der Münsteraner Kirche St. Ludgeri. Dort hängt ein Kreuz, von dem im Zweiten Weltkrieg die Füße und die Arme abgerissen und zerstört wurden. Dabei steht ein Gebet:

Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.
Wir sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch liest.
Wir sind Gottes letzte Botschaft in Taten und Worten geschrieben.

Liebe Diakonanden, vernachlässigt das Wort Gottes nicht, sondern seid in ihm zu Hause! Verkündet dieses Wort! Setzt dieses Wort ins Leben um. Amen.

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