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Predigt

Bischofsweihe von Weihbischof Eberlein

25. März 2017
Hamburg

Es ist gerade einmal 14 Tage her, dass ich hier im Mariendom mit einem jungen Mann ins Gespräch gekommen bin. Neben seinem Beruf bleibt ihm noch viel Zeit, in der er sich u.a. ganz bewusst als Christ engagieren möchte. Er tut dies in einem sozialen Brennpunkt und in einer Gebetsgruppe mit anderen jungen Leuten. Schließlich meinte er: „Herr Bischof, ich habe Angst vor einer Kirche, die organisiert wird wie von Managern, die einem Apparat gleicht. Ich habe Sorge vor einer Kirche, in der man nicht beten lernt und auch nicht beten kann…“

Liebe Schwestern und Brüder, ich kann die Sorge dieses jungen Menschen verstehen und ich weiß, dass es viele gibt, die sie mit ihm teilen.

Kirche ist kein Apparat. Sie ist auch nicht einfach eine Institution. Kirche erschöpft sich nicht in ihren Funktionen. Sie ist mehr als eine soziologisch fassbare Größe.

Kirche ist zu allererst Person.

Heute, am 25. März, also neun Monate vor dem Weihnachtsfest, feiern wir den Ursprung dieser Kirche. Er liegt in der Stunde von Nazareth, von der wir gerade im Evangelium gehört haben. Gott geht in freier Initiative auf einen Menschen zu, auf Maria, und verheißt ihr die Geburt eines Sohnes. Dabei will Gott Maria in dieses Geschehen mit einbeziehen. Er will sie beteiligen. Er achtet ihre Freiheit und respektiert ihre Entscheidung. Gott nimmt das Ja-Wort, jenes Fiat: „Mir geschehe“ der Gottesmutter voll und ganz ernst. So wird sie in Gottes Pläne integriert und zur ersten Mitarbeiterin Gottes in seiner Kirche.

In dieser marianischen Stunde liegt der Ursprung von allem, was in zweitausend Jahren Kirchengeschichte geschehen ist. In dieser Stunde liegt auch der Kern dessen, wie Kirche im Erzbistum Hamburg gelebt und gestaltet werden kann, nämlich nicht anders als damals. Kirche wird nicht gemacht, sondern sie wird geschenkt. Kirche wird nicht produziert, sondern sie wird in Jesus Christus geboren. Kirche wird nicht organisiert, sondern sie wird gelebt. Kirche entwickelt sich nicht in Strukturen und Apparaten, sondern in Menschen und Personen. Kirche können wir nicht machen, sondern Kirche können wir nur sein – wie Maria.
Liebe Schwestern und Brüder, ich bin dankbar, dass am ersten Fastensamstag in diesem Jahr hier vor dem Altar in unserem Mariendom eine Reihe von erwachsenen Männern und Frauen sich vor der Gemeinde bereit erklärt haben, die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Eucharistie zu empfangen. Sie sind hier vor den Altar getreten, haben hier vorne gestanden und jeder von ihnen hat in seiner ganz persönlichen Art gesagt: „Ich bin bereit“. Heute in einer Woche werden vier Männer wieder vor diesem Altar stehen und um die Diakonenweihe bitten. Jeder einzelne von ihnen wird wieder auf persönliche Art und Weise vor der Bistumsgemeinde bekennen: „Ich bin bereit“. Heute ist es Propst Horst Eberlein, der als neuer Weihbischof für unsere Diözese vor diesem Altar steht und sein unverwechselbares „Ich bin bereit“ spricht.

Wozu ist der neue Weihbischof bereit?

Er ist bereit für Gott, der sich auch heute der Kirche von Hamburg schenkt. Die Stunde von Nazareth ist ja längst nicht beendet, sondern sie geht weiter und setzt sich fort durch die Jahrhunderte und Jahrtausende. In jeder Zeit will Gott sich von neuem schenken, wie damals in der Stunde von Nazareth an Maria. Deshalb hat unser neuer Weihbischof als seinen bischöflichen Wahlspruch ein Gebet des seligen Bischofs Nils Stensen gewählt: „Jesus, sei mir Jesus“ – „Jesus, sis mihi Jesus“. In der Mitte seines Dienstes steht Jesus, der Mensch geworden ist und der auch heute immer wieder um unsere Bereitschaft wirbt, wie damals bei Maria.
Lieber Weihbischof Horst, als Propst in Schwerin konntest Du Dich in den letzten Jahren noch mehr mit Niels Stensen auseinandersetzen. Du konntest dich gleichsam – ohne dass es Dir bewusst war oder dass Du es wolltest – in deinen zukünftigen Dienst als Bischof einüben. Das Sterbegebet des seligen Niels Stensen „Jesus, sei mir Jesus“ wird für Dich zum Lebensgebet. Unser aller Leben und Sterben, unser Sein oder Nichtsein als Kirche hängt einzig und allein davon ab, ob wir diesem Jesus trauen, ob wir ihm zutrauen, dass er stets neu unser Jesus in unserer Geschichte, im persönlichen Leben wie auch als Kirche von Hamburg ist und bleibt.

Aber, lieber Weihbischof, Du bist nicht Bischof für Dich selbst. Keiner wird berufen für sich, sondern immer für die anderen. Deswegen ist damals Maria nach der Stunde von Nazareth aufgebrochen zu ihrer Verwandten Elisabeth, wo es in der berühmten Heimsuchung nicht nur zur Begegnung der beiden Frauen, sondern auch der beiden Kinder Jesus und Johannes im Mutterschoß kommt. Und Maria bricht ihr ganzes Leben lang immer wieder auf, selbst unter das Kreuz ihres Sohnes hin und in den Pfingstsaal hinein. Für Dich, lieber Horst, wird sich Dein Arbeitsbereich als Weihbischof wesentlich erweitern in unsere große Erzdiözese hinein. Aus Mecklenburg kommend wirst du neue Gemeinden, neue pastorale Räume und viele neue Menschen kennenlernen vor allem in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ihnen darfst Du, wie Maria, Jesus bringen, Jesus weitersagen, Jesus feiern in den Gottesdiensten und Sakramenten. Das II. Vatikanische Konzil sagt in seinem Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche: „Bei der Erfüllung ihres Lehramtes sollen die Bischöfe den Menschen die Frohbotschaft Christi verkünden; das hat den Vorrang unter den Hauptaufgaben der Bischöfe“ (CD12). Noch prägnanter sagt es der Heilige Augustinus in einer Predigt über sein Bischofsamt: Ich bin Ausspender, kein Eintreiber! Aus dem „Jesus, sis mihi Jesus“ wird ein „Jesus, sis nos Jesus“ – „Jesus, sei uns Jesus“.

Schwestern und Brüder, gleich nach der Bischofsweihe, die durch Handauflegung und Gebet gespendet wird, wird unser Weihbischof die Insignien seines neuen Amtes empfangen.

Er wird von nun an einen Ring tragen: Den Ring der Treue zu diesem Gott, der ihn persönlich ruft und erwählt. Der Ring soll Dich immer an diese persönliche Nähe erinnern. Es ist der Ring von Bischof Heinrich Theissing, der Dich vor 40 Jahren zum Priester geweiht hat. Er hat ihn am Ende des II. Vatikanischen Konzils erhalten. Dieser Ring ist nicht nur ein Zeichen der Treue zu Christus, sondern er stellt Dich auch in die Kontinuität der über 2000 Jahre Kirchengeschichte. Er ist Auftrag, mit dem Blick des II. Vatikanischen Konzils auf die Welt und die Menschen zu schauen und zuzugehen.

Dann wirst Du als Zeichen des Bischofs beim feierlichen Gottesdienst eine Mitra, die Bischofsmütze, tragen. Sei darunter stets gut behütet von dem Gott, der Dich hierher geleitet hat und der Dich auch in Zukunft gewiss nie verlassen wird.

Und schließlich erhältst Du den Bischofsstab. Du übernimmst ihn von Bischof Theodor Hubrich. Ein schlichter Holzstab, in dessen Krümme der Gute Hirt und ein Schaf zu sehen sind. Das erste Schaf, dem sich dieser Hirt zuwendet, bist Du selber. Und danach kannst Du selber Hirte sein für die vielen Glieder seiner Herde in unserem Erzbistum und für die vielen, die nicht mehr oder noch nicht dazu gehören. Am Stab kannst Du Dich festhalten. Im sogenannten Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe (vom 22. Februar 2004) heißt es (unter Nr. 36): „Das Gebet ist für den Bischof wie der Stock, auf den er sich auf seinem täglichen Weg stützt“. Leg den Stab des Gebetes nie aus Deinen Händen. Bleibe stets in der Zwiesprache mit dem guten Hirten. Sei wie der selige Niels Stensen, ein betender Bischof, denn im Gebet bleiben wir stets in der Stunde von Nazareth drin. Und aus dem Gebet gewinnen wir die Kraft, wie Maria in Ort und Zeit hinauszugehen und anderen Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden. Der Bischof und alle anderen Amtsträger der Kirche sind nicht Verwaltungsdirektoren einer Organisation, nicht Präsidenten eines Konzerns und auch nicht Manager einer Religionsbewegung. Sie sind vor allem und immer wieder Zeugen des Evangeliums. So ist und bleibt die Kirche in allen ihren Gliedern persönlich wie in Nazareth und wir gehen hoffnungsvoll in die Zukunft.

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