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Predigt

Predigt anlässlich der Eröffnung der St. Ansgar-Woche

29. Januar 2017
St. Marien-Dom zu Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort

(Lesungen: Zef 2,3; 3,12-13; 1 Kor 1,26-31; Mt 5,1-12a)


Liebe Schwestern und Brüder,

heute beginnen wir unsere Ansgarwoche. Der Vorbereitungskreis hat im Jahr des Reformationsgedenkens das Motto gewählt „Luther entdecken“. Viele Veranstaltungen, Diskussionen und nicht zuletzt auch Gottesdienste wollen Impulse von Martin Luther aufgreifen. Aber sie wollen nicht bei Martin Luther stehen bleiben, sondern sie wollen sich von ihm anregen lassen. Papst Benedikt XVI. hat im September 2011 bei seinem Besuch im Augustinerkloster Erfurt im kleinen Kreis an den Glaubensweg Martin Luthers erinnert: „Auf diesem Weg ging es ihm ja nicht um dieses oder jenes. Was ihn umtrieb, war die Frage nach Gott, die die tiefe Leidenschaft und Triebfeder seines Lebens und seines ganzen Weges gewesen ist“. Es ist also die Gottesfrage, in der sich nicht nur das Erbe der Reformation, sondern unser ganzes Christsein verdichtet – heute 500 Jahre danach in einer globalisierten und zunehmend säkularisierten Welt.

Ähnliche Erfahrungen hat es in der Geschichte des Volkes Gottes immer wieder gegeben. Die Lesung aus dem kleinen Buch Zefanja aus dem Alten Testament führt uns in eine Zeit zurück, in der das Nordreich Israels untergegangen war. Für Jerusalem sieht die Zukunft finster aus. Zefanja nennt diese Realität schonungslos beim Namen. Er weiß auch, dass viele diese Situation ausnutzen und zu Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft beitragen. Aber er fordert dazu auf, niemals vor Macht und Gewalt zu kapitulieren. Im Gegenteil: Das Volk Israel soll seine Hoffnung nicht verlieren und auf nichts und niemand anderes vertrauen, als auf Gott allein.

Der Apostel Paulus setzt diesen Gedanken in der zweiten Lesung geradezu fort: „Seht doch auf eure Berufung“. Gott beruft in seinem Volk jeden Einzelnen. Dabei scheint er zu allererst nicht auf Leistungen und Qualitäten abzuheben. Sondern er hat eher die Schwachen im Blick, die Kleinen, die Zurückhaltenden, die am Rand Stehenden, die, die vielleicht am allerwenigsten von einer eigenen Berufung durch Gott ausgehen. Paulus nennt uns auch den Grund: Keiner soll sich selber rühmen. Berufung ist Gottes freies Geschenk, ohne dass ich es selber machen oder auch nur erwarten dürfte. Deswegen ist die richtige Antwort darauf nicht Eigenlob oder Selbstüberheblichkeit, sondern Dank und Gotteslob.

Schwestern und Brüder, diese beiden Lesungen sind geradezu die Steilvorlage für das Evangelium von den Seligpreisungen. Zefanja und auch Paulus gehen von einem demütigen und armen Volk aus, von Menschen, die bescheiden auf sich selber schauen und alles von Gott erwarten. Genau diese Menschen preist Jesus selig. Er preist sie aber nicht deshalb selig, weil sie trauern, gewaltlos sind, hungern und dürsten. Er preist nicht ihre Mittellosigkeit und ihre Verfolgungssituation an sich. Er preist sie, weil Gott Ihre Bedürftigkeit sieht und füllen möchte. Jesus weiß, dass hinter der Not Menschen stecken, die sich von Gottes Seligkeit beschenken, durchdringen und verwandeln las-sen.

Schwestern und Brüder, die Gesellschaft aber nicht erst sie, sondern auch die Kirche lebt davon, dass es Menschen gibt, die die Bergpredigt leben. Ich hoffe, dass die kommenden Tage uns dazu helfen, Luther zu entdecken. Aber wir dürfen auch unseren Bistumspatron Ansgar wieder neu entdecken. Mit Sicherheit hat er als Mönch, als Missionar und als Bischof hier im Norden versucht, den Geist der Seligpreisungen und des Gottvertrauens zu leben und zu verkünden.
Amen.

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