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Predigt

Predigt anlässlich des 22. Gründungstages des Erzbistums Hamburg

07. Januar 2017
St. Marien-Dom zu Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort.


Liebe Schwestern und Brüder,

genau heute vor 22 Jahren am 7. Januar 1995 wurde das Erzbistum Hamburg gegründet und der erste neue Erzbischof Ludwig Averkamp hier im Mariendom eingeführt. Es trifft sich gut, dass wir heute am Geburtstag das Fest der Taufe Jesu feiern und damit selbstverständlich auch an unsere eigene Taufe erinnert werden. Wir werden damit an den Ursprung unseres Christseins zurückgeführt. Unser Christsein beginnt mit unserer Taufe. Die Taufe ist uns schlicht und einfach geschenkt worden. Bei aller Vorbereitung, die gut und sinnvoll ist, und bei aller Nachbereitung, die auf die Taufe im Laufe des Lebens folgen soll: Unsere Taufe ist und bleibt ein Geschenk. Wir können es nicht erwerben, wir haben keinen Anspruch darauf, wir können es nicht durch Leistung sozusagen erzwingen. Die Taufe ist und bleibt immer gratis. Mir persönlich wird das sehr sinnfällig deutlich, wenn ein kleines Kind getauft wird, ein Baby, das noch gar nichts kann. Ihm wird die Taufe einfach geschenkt.

Seit meiner Taufe ist mir klar: Mein Leben steht unter der unverbrüchlichen Zusage der Liebe Gottes. Das, was wir an der Taufe Jesu Christi erkennen können, geschieht auch in unserer Taufe. Die Stimme aus dem Himmel sagt auch zu jedem Täufling wieder neu: Du bist mein geliebtes Kind!

Zu dieser Liebeserklärung steht Gott immer und auf jeden Fall! Er wird sie nie und nimmer zurück-nehmen – komme, was da wolle.

In diesem Anfang liegt eine derartige Kraft, die es sich lohnt im Laufe des Lebens zu entfalten. Es kommt mir so vor, als sei in dem kleinen Anfang der Taufe die ganze Kraft eines christlichen Lebens wie eingefaltet. Dieses Potential sollte nicht in der Ecke liegen, unbenutzt, unverbraucht, sondern es sollte förmlich entfaltet werden wie ein frisch gebügeltes Taschentuch. Wir sollten es nicht machen wie mit den Taschentüchern unserer Vorfahren, die reich bestickt und schön verziert sind und die wir, weil sie so schön sind, am liebsten in der Schublade oder im Schrank liegen lassen. Das, was da förmlich eingefaltet ist, sollte entfaltet werden – Stück für Stück – Tag für Tag.

Vor kurzem habe ich ein Gespräch mit einem ausländischen Priester führen können, das mich sehr bewegt hat. Dieser Mitbruder hat zunächst einen ganz anderen Weg eingeschlagen und einen Beruf erlernt, in dem er einige Jahre tätig war. Immer hat ihn irgendwie seine Herkunft belastet. Nicht unbedingt die einfachen Verhältnisse, aus denen er stammt, sondern vielmehr die Tatsache, dass er seinen Vater nie kennenlernen konnte, weil er sozusagen in einem, wie man das heute aus-drückt, One-Night-Stand gezeugt wurde. Irgendwie lastete auf ihm immer das niederdrückende Gefühl, das er in den kurzen Satz packte: „Ich bin das Produkt einer Sünde“. Es hat lange gebraucht und es war wie ein Wunder, bis ihm eines Tages deutlich wurde: Nein, du bist nicht das Produkt einer Sünde, sondern du bist das Produkt der Liebe Gottes. Diese neue Sicht, diese Umkehr in seinem Leben hat ihn derart verändert, dass er eine priesterliche Berufung erfuhr. Und schon bald nach seiner Priesterweihe trug ihm sein Bischof auf: Das was du selber erfahren hast, sag es anderen – mehr brauchst du gar nicht zu tun.

Liebe Schwestern und Brüder, du bist durch Gottes Liebe gewollt, du bist durch Gottes Liebe entstanden. Die Taufe bringt dir das sinnfällig zum Ausdruck. Entfalte es schlicht und einfach dein Leben lang.

Wenn wir aus dieser Berufung unserer Taufe leben und wenn es in unserem Erzbistum immer mehr Menschen tun, dann ist die Zukunft des Erzbistums Hamburg gesegnet.

Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an.

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