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Predigt

Predigt am Hochfest der Erscheinung des Herrn

06. Januar 2017
St. Marien-Dom zu Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort.


Liebe Schwestern und Brüder,

in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr hatte ich ein besonderes Vergnügen. Zum ersten Mal in meiner Hamburger Zeit habe ich die hiesige Staatsoper besucht und dort das Weihnachtsoratorium von Johannes Sebastian Bach gehört – und gesehen. Schon viele Male habe ich dieses Oratorium, jedenfalls in Teilen, von einem Orchester und einem Chor dargeboten bekommen. In diesem Jahr habe ich es zum ersten Mal nicht nur mit Chor und Orchester gehört, sondern auch von einem Ballett hier in der Staatsoper unter der Leitung von John Neumeier dargestellt und getanzt gesehen. Das Ganze hat mich fasziniert und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Lebendig vor Augen steht mir noch König Herodes. Die Bühne ist nahezu leer und Herodes mit seiner funkelnden Krone auf dem Kopf tanzt um sich selbst. Er ist so eitel und in sich verliebt, dass er sich selber zu genügen meint. Er dreht sich um sich. Dann kommt es, wie es kommen muss: Ihm wird die Krone vom Kopf genommen und weil sie nichts weiter ist als Papier und Pappmaschee, zerknüllt jemand diese Papierkrone in der Hand und weg ist sie. Nichts mehr bleibt von der Herrlichkeit und Leichtigkeit des tänzelnden Herodes.

Dem gegenüber diese drei, die wir als Weisen oder Magier oder eben als Könige bezeichnen. Sie tanzen nicht um sich selbst (wie die Israeliten um das goldene Kalb). Die drei Weisen aus dem Morgenland haben eine Ausrichtung. Sie haben ein Ziel vor Augen und auf das hin sind sie bleibend unterwegs. Und an diesem Ziel angekommen, drehen sie nicht eine Pirouette nach der anderen um sich, sondern bringen es fertig, sich niederzuknien und anzubeten. Manche Krippendarstellungen führen uns dann vor Augen, wie die Könige ihre Kronen vom Haupt nehmen und ehrfürchtig vor dem Kind niederlegen. Sie legen ihre Krone ab, weil der einzige Herrscher in der Krippe niemand anders ist als das Kind selbst.
Die Ehre gehört eben nicht dem römischen Kaiser Augustus, erst recht nicht König Herodes, sie gebührt keinem der Machthaber von damals und heute, keinem der Trumps, Putins, Erdogans unserer Tage, keinem der Multimilliardäre oder Wirtschaftsgrößen, Popstars oder wessen Stern am Himmel gerade aufscheint. Die Ehre gehört Gott allein!
Dieser Gott macht es uns dabei eigentlich ziemlich leicht. Er kommt ja gerade nicht mit Glanz und Gloria. Er kommt erst recht nicht mit Gewalt und Macht, mit seinen Truppen und Garnisonen, seinen Geheimdiensten oder Kontrolleuren. Er kommt wehrlos in der Gestalt eines kleinen Kindes. Er ist entwaffnet und vollkommen wehr- aber keineswegs harmlos!
Seine Macht ist am allergrößten in der Ohnmacht. Egal ob es die Ohnmacht des kleinen Kindes in der Krippe ist, oder die Ohnmacht am Kreuz. Beide Male ist es ein und dieselbe Königsherrlichkeit, die uns umstrahlt. Und egal ob wir nun vor der Krippe niederknien und den Neugeborenen anbeten oder ob wir in einigen Monaten Karfreitag in unseren Kirchen im Mittelgang nach vorne kommen und vor dem Kreuz eine Kniebeuge machen: Wir beten den ohnmächtigen Gott an, dem allein die Ehre gebührt.
Liebe Schwestern und Brüder, geben wir im neuen Jahr keinem anderen die Ehre als Gott allein!
Amen

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