Es gilt das gesprochene Wort
Liebe Schwestern und Brüder,
die Kirche wurzelt voll und ganz in der Auferstehung Jesu Christi. Der Auferstandene kommt als der Lebendige immer wieder in die junge Kirche hinein und schenkt ihr sein österliches Leben. Mit ihm kommt das ewige Leben in die Zeit. Mit ihm und in seiner Auferstehung kommt der Himmel auf die Erde. Damit werden Welt und Kirche aufgebrochen für die Ewigkeit.
Die Kirche hat den Auftrag, dieses ewige Leben hier auf der Erde stets lebendig zu halten. Der langjährige Mailänder Bischof Kardinal Carlo Martini hat einmal gesagt: „Die Kirche ist nicht dazu da, Bedürfnisse zu befriedigen. Die Kirche ist dazu da, Geheimnisse zu feiern“.
Heute am Allerheiligenfest feiern wir das Geheimnis des österlichen Lebens, das nicht nur für Christus gilt, sondern auch für unzählige Menschen, die wir als Selige und Heilige verehren. Wir schauen sozusagen wie der Seher aus der geheimen Offenbarung, von dem wir in der ersten Lesung gehört haben, hinüber in die Ewigkeit in die große Schar – die Offenbarung spricht von ein-hundertvierundvierzigtausend – die schon bei Gott leben und mitten in seiner Herrlichkeit sind. Diese Gemeinschaft ist auch unser Ziel.
Am heutigen Allerheiligenfest wird deutlich, dass die Kirche eine Grenzgängerin ist: Sie lebt ganz von Christus, der über die Grenze des Todes hinausgeht in das ewige Leben Gottes zurück. Der aber dann immer wieder als der Lebendige die Schwelle der Zeit überschreitet und sich der jungen Kirche zeigt. Und umgekehrt am heutigen Tag: Wir schauen hinüber über die Grenze in das Land der Verheißung, des Lichtes und des Friedens, wie es das erste eucharistische Hochgebet bezeichnet.
Die Seligpreisungen, die Jesus uns heute hinterlässt, spricht er auf einem Berg. Man hat den Ein-druck, er sitzt dort schon wie auf einem Thron und schaut herüber in die Weite, ja in die Ewigkeit. Gleichzeitig schaut er herein mitten in die Zeit und in das Leben der Menschen, die um ihn herum sind. Er gibt ihnen diese Seligpreisungen und damit die Möglichkeit, die Ewigkeit schon jetzt in der Zeit anfangen zu lassen. Wenn wir diese Seligpreisungen leben, werden wir jetzt schon die Seligkeit Gottes spüren können. Dann bricht hier und heute der Himmel an. Insofern sind die Seligpreisungen wirklich eine „Anleitung zum glücklich werden“. Man könnte sie auch ganz einfach so übersetzen: Glücklich der Mensch, dessen Herz offen ist für Gott. Glücklich der Mensch, der barmherzig ist. Glücklich der Mensch, der verzeiht … Und Sie haben es gemerkt: Am Ende bleibt Jesus nicht beim allgemeinen Menschen stehen, sondern wendet sich konkret an die, die ihn um-geben: Glücklich seid Ihr … Selig und glücklich werden wir, wenn wir uns dem Programm der Seligpreisungen zur Verfügung stellen. Versuchen wir es!