„Meine geliebte Hildegard! Nun hat alles Warten ein Ende, der Weg liegt endlich wieder klar vor mir, und das Ziel ist uns Christen ja bekannt. Wie oft habe ich davon gepredigt; nun ist es bald erreicht. Da gilt mein erstes Wort dem treuen Gott, der mich so tausendfach in meinem Leben bewahrt und mit unendlich vielen Freuden erfreut hat. – Wahrlich, es ist nicht schwer zu sterben und sich in Gottes Hand zu geben.“
So verabschiedete sich der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink am 10. November 1943 von seiner Frau. Anschließend wurde er zusammen mit den katholischen Priestern Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange hingerichtet. Diese vier als Lübecker Märtyrer bekannt gewordenen Geistlichen hatten sich zuvor kritisch über das Naziregime geäußert. Vor fünf Jahren wurden sie seliggesprochen. Heute feiert die Kirche ihren Gedenktag.
Sie und die 18 Laien, die mit Ihnen 1942 verhaftet wurden, sind Zeugen der Liebe, der Menschlichkeit und des Glaubens in einem der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte und der Kirchengeschichte. In einer Zeit der Diktatur und Verfolgung haben sie sich nicht gescheut, für die Wahrheit einzustehen.
Sie sind Märtyrer, das heißt, sie sind wegen ihres Glaubens und ihres Engagements für andere gestorben. Sie haben dem staatlichen und gesellschaftlichen Druck des Dritten Reichs nicht nachgegeben. Christliche Werte waren ihnen wichtiger als vermeintliches Recht. Unter Einsatz ihres Lebens haben sie sich für verfolgte und ausgegrenzte Menschen eingesetzt. Als Märtyrer sind sie auch Vorbild, uns heute für ausgebeutete Menschen einzusetzen und in ihnen unsere Nächsten zu sehen.
Die Lübecker Märtyrer geben uns damit auch ein Bild für die Ökumene: Im gemeinsamen Zeugnis für Gott und die Würde jedes Menschen werden wir als Christen unterschiedlicher Konfessionen stärker zueinander finden.