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Predigt

Predigt beim Fronleichnamsgottesdienst auf dem Neuen Friedhof

26. Mai 2016
Rostock

Liebe Schwestern und Brüder,

auch wenn ich heute Abend beim Katholikentag in Leipzig eine eucharistische Andacht mit einer Prozession halten darf, bin ich froh, am heutigen Morgen mit Ihnen zusammen hier in Rostock Fronleichnam feiern zu dürfen.

Das Fronleichnamsfest hat einen ganz anderen Charakter als der Gründonnerstag. Am Gründon-nerstag gedenken wir der Einsetzung der heiligen Eucharistie beim letzten Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat. Dieses Abendmahl gewinnt seine vollkommene Realität einen Tag später am Karfreitag in der Ganzhingabe, in jenem Kreuzesopfer, mit dem Christus sich voll und ganz hingibt. Heute stehen gar nicht so sehr Opfer und Mahl im Vordergrund, sondern Fron-leichnam legt eher einen etwas anderen Akzent. Heute geht es um die Verehrung der Eucharistie. Mit viel Liebe wird landauf, landab das Fronleichnamsfest gefeiert. Manchmal haben sich Pfarreien sogar in ihrer Ehrfurcht versucht, gegenseitig zu übertreffen. In vielen Gemeinden gab es bzw. gibt es z. B. Blumenteppiche, die in großer Pracht die Eucharistie beschreiben. Man hat wertvolle Zeigegeräte für die Eucharistie geschaffen, herrliche Monstranzen. Sie werden unter einem Himmel getragen, der gerade in der Barockzeit prächtig ausgestaltet war. Ganz zu schweigen von den vielen Kerzen, Blumen, dem Weihrauch, den Liedern und den Texten, ja den Hymnen, die zum Beispiel ein Thomas von Aquin gedichtet hat, und die wir heute immer noch singen in der deutschen Übertragung: „Deinem Heiland, deinem Lehrer …“

Im Tagesgebet des heutigen Festtages haben wir diesen Gedanken von der Verehrung mit ins Gebet genommen. Wir haben uns an Gott gewandt und ihn angerufen, dass wir die Geheimnisse des Leibes und Blutes Christi in der heiligen Eucharistie so verehren, dass uns die Frucht der Erlö-sung zuteil wird. Dieses Gebet stellt uns vor die Frage: Was gehört denn zu einer echten Vereh-rung der Eucharistie dazu?

1. Ob wir nun die Eucharistie ganz feierlich verehren mit Weihrauch, Kerzen, Blumen und vielem anderen mehr oder ob wir es eher in einer schlichten Weise tun – das Entschei-dende ist, dass wir mit ganzem Herzen dabei sind, dass unsere äußeren Zeichen aus einer inneren Haltung entspringen. Dann merken wir, die äußeren Zeichen sind gar nicht so sehr das Entscheidende, sondern die innere Einstellung ist viel wichtiger. Es kommt also gar nicht so sehr darauf an, ob wir viel Weihrauch auflegen, oder wie viele Mengen an Blumen und Blüten es nun sind. Es kommt vielmehr darauf an, dass das, was wir äußerlich tun, innerlich gedeckt ist und wir mit innerer Freude ein Zeichen der Liebe zu Jesus Chris-tus setzen, der in den Gestalten von Brot und Wein mitten unter uns ist.

2. Eine der wichtigsten Ausdrucksweisen am Fronleichnamstag oder bei der Prozession und bei der Anbetung ist die Kniebeuge (oder wenn wir körperlich nicht mehr so gut können die Verneigung). Wir werden dabei nicht in die Knie gezwungen. Wir werden auch nicht äußerlich gedemütigt, sondern wir legen ein Glaubensbekenntnis mit unserem Knien ab, also mit unserem Leib. Wir bringen zum Ausdruck: Ich bin nicht der Größte. Ich bin auch nicht der Beste. Ich bin nicht der Höchste. Sondern vor dem Größten und Höchsten setze ich ein Zeichen und will seine, Gottes Größe und Liebe anerkennen. Der Schriftsteller Dostojewski hat einmal gesagt: „Der Mensch kann nicht leben ohne zu knien.“ Deswegen finde ich es ein großartiges Zeichen, dass gerade dort, wo Christen verfolgt werden, sie mit der Fronleichnamsprozession ein starkes Zeichen ihres Glaubens setzen. Das war in unserer deutschen Geschichte so, als Christen im Dritten Reich ihre Fronleichnamsprozes-sion hielten und das war hier in Rostock ganz gewiss auch so in den Jahren der DDR, als man sich auch am Fronleichnamsmorgen, der kein Feiertag war, hier versammelte und Gottesdienst feierte, und eine Prozession hielt und dabei vor Jesus Christus die Knie beug-te.

3. Wir haben darum gebetet, dass wir Brot und Wein, Leib und Blut Christi so zu verehren vermögen, dass uns die Frucht der Erlösung zuteilwird. Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir die Eucharistie verehren, dann verehren wir den Erlöser und dann feiern wir un-sere Erlösung schlechthin, denn in den eucharistischen Gestalten tritt Gottes ewige Liebe in die Zeit. Der ewige alles umfassende Gott wird eins mit den Gestalten, die sich auf die menschliche Arbeit zurückführen lassen: Brot und Wein. Umgekehrt werden die Zeit und das menschliche Leben sowie die ganze Erde aufgebrochen hin zum Himmel in die Ewig-keit.
Deswegen können wir auf die Verehrung der Eucharistie nicht verzichten. Sie ist nicht aufgesetzt, und sie ist kein nebensächliches Tun, sondern Verehrung der Eucharistie und Anbetung zielt in die Mitte des Glaubens und unseres Glaubenslebens. Deswegen halte ich es für wichtig, dass in unseren Gemeinden regelmäßig Zeiten der Anbetung gehalten werden und wir dann und wann auch tagsüber einfach einmal in unseren Gotteshäusern den Weg zum Tabernakel finden, wo Christus in Gestalt des Brotes immer anwesend ist.

Liebe Schwestern und Brüder, vor 350 Jahren, am Fronleichnamsfest 1666, hat unser Mecklen-burger Schutzpatron Niels Stensen die Fronleichnamsprozession im italienischen Livorno erlebt. Er war tief beeindruckt von den Gebeten und den Kniebeugen und dem allerheiligsten Altarssakra-ment und gerät dadurch ins Nachdenken. Er schreibt: „Als ich die Hostie mit so großer Prachtent-faltung durch die Stadt getragen sah, stieg mir dieser Gedanke auf: Entweder ist diese Hostie ein einfaches Stück Brot und diejenigen sind Toren, die ihm so viel Ehre erweisen; oder es ist der wahre Leib Christi und warum verehre ich es dann selbst nicht?“ Wir wissen, dass im Jahr darauf 1667 Niels Stensen zur katholischen Kirche übertrat, einige Jahre später Priester wurde und gegen Ende seines Lebens im nahen Schwerin tagtäglich die heilige Messe gefeiert hat. Hoffentlich stär-ken die heutige Prozession und dieser Gottesdienst auch unseren Glauben wie damals Niels Sten-sen und führen uns zu einer immer tieferen Verehrung von Jesus Christus selbst!

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