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Predigt

Predigt zur Priesterweihe von Gabor Kant und Thorsten Weber

14. Mai 2016
Hamburg/ St. Marien-Dom

(Schrifttext: Neh 8,1-3 + 8-12; 2 Kor 1,18-22 + 24; Joh 15,5 -17)

Liebe Mitbrüder,

in Ihren früheren Berufen haben Sie einen Arbeitsvertrag geschlossen. Der eine als Journalist bzw. Rundfunkmoderator und der andere als Optiker bzw. Finanzberater. Heute werden Sie zum Priester geweiht – und: einen formellen Arbeitsvertrag zwischen Ihnen und dem Bistum wird es nicht geben.

In der Priesterweihe schenkt Jesus Christus sich Ihnen ganz und umgekehrt: Sie schenken sich ihm ganz. Das geht deutlich über ein Arbeitsverhältnis hinaus. Das wird sich mit einem Arbeitsver-trag mit genauen Arbeitszeiten und mit einer entsprechenden Besoldung nicht erfassen lassen. Allenfalls kann es in einer Arbeitsplatzbeschreibung eine konkrete Umsetzung dieses Ideals der Weihe geben. Bevor Sie mit Ihren Pfarrern und unserer Personalabteilung zu einer Arbeitsplatz-beschreibung kommen, orientieren Sie sich an der heutigen Weiheliturgie. Sie bietet eine Fülle von Anknüpfungspunkten, die wir hier heute gar nicht ausschöpfen können. Dazu braucht es ein Leben lang. Vielleicht hilft gerade die Teilnahme an der Weiheliturgie auch denen, die schon län-ger geweiht sind, noch einmal auf diesen oder jenen Aspekt des Priestertums einzugehen und ihn im Leben zu vertiefen.

Gleich vor der unmittelbaren Weihe durch Handauflegung und Gebet legen Sie ein Versprechen ab. Gleich sechsmal hintereinander werde ich Sie fragen: Seid ihr bereit … ? Seid ihr bereit zu ei-nem lebenslangen Dienst, immer in Verbundenheit mit dem Bischof, stets für die Menschen, selbstverständlich im katholischen Glauben, besonders in der Feier der sieben Sakramente und tagtäglich durch das Gebet als Beziehungspflege zu Gott. Und dann steht da noch eine Frage: „Seid ihr bereit, den Armen und Kranken beizustehen und den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen?“

Liebe Schwestern und Brüder, ohne in lange liturgiewissenschaftliche historische Forschungen einzusteigen: Aber diese Frage ist zum großen Teil erst im Nachgang zum Zweiten Vatikanischen Konzil in den Weiheritus eingefügt worden. Sie ist aber nicht sozusagen einfach draufgesetzt, sie bleibt kein Fremdkörper. Im Gegenteil: Sie bringt die ureigenste Absicht und das ureigenste Han-deln Jesu Christi noch einmal zum Ausdruck. Er selber hat sich den Armen, den Kranken, den Hei-matlosen und Notleidenden verschrieben. Für sie war er voll und ganz da.

Dies soll priesterlicher Dienst weiter fortsetzen. Sie stehen heute in den Fußstapfen Jesu und sollen diese Sendung Jesu weiter verlängern. Sicher werden Sie schon als Diakone die eine oder andere Erfahrung diesbezüglich gesammelt haben. Keiner von uns kann gerade heute an den enormen Herausforderungen der Flucht und Migration vorbei. Gerade wir hier im Norden nicht.

Bereits in einigen Tagen, am Fronleichnamsfest werden Sie in der heiligen Messe das Evangelium von der Brotvermehrung verkünden und bepredigen. Viele Menschen sind um Jesus versammelt und sie brauchen Nahrung. Die Jünger wollen diese Menschen wegschicken. Jesu Auftrag geht aber in die entgegengesetzte Richtung. Er trägt Ihnen auf „Gebt Ihr ihnen zu essen“ (vgl. Lk 9,11b-17).

Lieber Gabor Kant, lieber Thorsten Weber, nehmen Sie dieses Wort ganz persönlich auf sich bezogen: „Gebt Ihr ihnen zu essen!“ Tun Sie das ganz persönlich in Ihrer tagtäglichen Arbeit und versuchen Sie es strukturell vielleicht manchmal auch bewusst gesellschaftlich ein wenig politisch. Tun Sie das, was Sie können, damit die Armen und Kranken, die Heimatlosen und Notleidenden zu essen und zu trinken haben, damit sie versorgt sind, damit sie Nahrung für ihren Körper aber auch Nahrung für Ihre Seele bekommen. Übrigens in den Schrifttexten, die Sie für diesen Gottesdienst ausgewählt haben, kommt dieser Gedanke immer wieder vor: Da wird im alten Bund aus dem Gesetz vorgelesen, aber es bleibt nicht beim Gottesdienst, sondern der wird zum Menschen-dienst. Man trägt Speisen zusammen, damit auch die etwas bekommen, die nichts haben. Und Paulus fordert Sie auf, nicht Herren des Glaubens zu sein, sondern Helfer zur Freude für andere. Und unüberbietbar bringt Jesus all dies zusammen: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt ha-be“.

Vielleicht ist für diese Tätigkeit eines ausschlaggebend: Nämlich sich selber immer wieder als arm und angewiesen zu sehen, als schwach und der Hilfe bedürftig, als jemand, der selber heimatlos ist, und sich auf den Weg zu Gottes Heimat befindet. Der Priester ist keiner, der in seinem eigenen Leben, in seinem Pfarrhaus, in seiner Bibliothek, in seinen Schränken oder wo auch immer, alles hätte, was er dann einfach nur abgeben müsste, sondern der Priester ist selber ein Armer und einer, der offene Hände haben muss Gott gegenüber und den Menschen gegenüber. Der weiß, dass er selber auf Hilfe angewiesen ist, und der deswegen anderen Hilfe schenken darf. Der ein-fach weitergibt, was er selber empfangen hat.

Ein ganz konkreter Tipp für Ihren Dienst: Fragen Sie sich und die anderen in Ihren Gemeinden im-mer wieder: „Wo sind hier die Armen?“ Wo sind in diesem pastoralen Raum die Notleidenden, Heimatlosen, die Kranken? Haben Sie sie im Blick! Gehen Sie auf sie zu und seien Sie Sakrament Jesu Christi. Heute empfangen Sie das Sakrament der Priesterweihe, um selber ein Sakrament, ein Zeichen für die Menschen sein zu können. Und zwar nicht ein Zeichen für sich oder aus sich selbst, sondern ein Zeichen Christi. Sie empfangen heute das Siegel, mit dem Christus sich Ihnen einverleibt. Und so können Sie selber Sakrament für die anderen sein, indem Sie ihn, in allem was Sie tun, aufscheinen lassen. Bewahren Sie sich diese Bereitschaft stets auf‘s Neue.

Amen.

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