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Predigt

Predigt anlässlich der Bundesjugendtagung des DJK Sportverbandes in Hamburg

16. Januar 2016
Ökumenisches Forum Hafencity / Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort

Evangelium: Joh 2,1-11

Liebe Schwestern und Brüder,

ich möchte Ihren Blick lenken auf den Mann, der für das Festmahl in Kana Verantwortung trägt. Man könnte ihn vielleicht als den Leiter des Küchenteams bezeichnen oder modern als den Chef des Caterers oder noch eine Spur spezieller, als eine Art Sommelier, ein richtiger Weinkenner. Vielleicht sind Sie einem solchen Menschen schon einmal begegnet bei einer Weinprobe in einem Winzerkeller. Als Spezialisten nehmen sie die sogenannte Blume des Weines auf, riechen an dem Wein, schlürfen ihn, wägen ihn auf der Zunge hin und her. In einem nächsten Schritt trinken sie den Wein oder spucken ihn aus, um mit ein wenig Brot den Gaumen für die nächste Kostprobe bereitzumachen. Aber all das könnte Ihnen ein Fachmann sicherlich wesentlich eindrücklicher erklären als ich.

Einen solchen Fachmann haben wir im Evangelium. Er ist nicht nur für die Speisen und Getränke verantwortlich, sondern er ist auch der Koster des Weins, ja der Vorkoster.

Dieser Vorkoster probiert den Wein, der ihm nach der „Verwandlung“ vorgesetzt wird. Er entdeckt seinen fabelhaften Geschmack. Dieser Geschmack ist offenbar so bestechend, dass er den Bräutigam für sein unkluges Verhalten geradezu tadelt. Diesen guten Tropfen hätte man schließlich zuerst vorsetzen sollen, nämlich dann, wenn die Leute noch nicht als zu angeheitert sind. Sie sollen ja den herrlichen Wein erst einmal wertschätzen. Danach kann man ihnen dann weniger edle Tropfen vorsetzen. Das bekommt dann nicht mehr jeder so mit. Der Vorkoster hat also bemerkt, dass er es mit einem besonders edlen Tropfen zu tun hat.

Weinkenner haben ihre Geschmackssinne bestens geübt, gleichsam trainiert. Sie gehen klug und vorausschauend mit ihnen um, damit sie ihren Geschmack nicht verderben. Weinkenner betrinken sich nicht.
Der Wein: Er ist ein Bild für das Reich Gottes, für dessen Freude und Schönheit (wie die Kirchenväter das interpretiert haben). Es geht also darum, dem Reich Gottes auf den Geschmack zu kommen. Es geht darum, an Gott Geschmack zu finden. Das Evangelium lädt uns ein, auf den Geschmack nach Gott zu kommen. Dazu müssen wir gleichsam unsere Geschmacknerven trainieren. Wir müssen sie sensibilisieren, damit wir wie bei einem guten Wein Gott selber herausschmecken in allem, was uns in die Sinne kommt.

Ich bewundere solche Feinschmecker, „Gottesschmecker“. Auch wenn man immer davon aus-geht, dass Priester (und erst recht Bischöfe) gute Weinkenner sind, ich bilde mir das nicht ein. Ich müsste viel üben und probieren, bis ich einen richtig guten von einem weniger guten Wein unter-scheiden könnte. Aber als Christ und als Priester und als Bischof glaube ich im Laufe der Jahre ein wenig Erfahrung gesammelt zu haben, so dass ich sagen könnte, das riecht nach Gott, das schmeckt nach Gott. Und ich bin im Laufe meines Lebens dem einen oder anderen Menschen begegnet von dem ich behaupten würde, dass er ein Gottesschmecker ist.

1. Meines Erachtens schmeckt es immer da nach Gott, wo es froh und schön zugeht. Eine Hochzeit ist ein Fest der Freude. Bezeichnenderweise resümiert der Evangelist Johannes dieses erste Wunder mit der Bemerkung: „So offenbarte Jesus seine Herrlichkeit“. Da, wo es fröhlich, wo es schön, wo es herrlich zugeht, da kommen wir dem Reich Gottes auf die Spur. Eine oberflächliche Freude oder gar das Gegenteil davon – wie die Ereignisse der letzten Silvesternacht zeigen- sind auch das krasse Gegenteil des Reiches Gottes auf Er-den

2. Das Wunder der Verwandlung geschieht geradezu im Hintergrund, gleichsam im Verborgenen, nicht auf offener Bühne, nicht mit großen Effekten. Für mich schmeckt es immer da besonders nach Gott, wo Menschen zurückhaltend auftreten, wo sie echt, authentisch, demütig und bescheiden tätig werden. Christus schlägt in seiner Menschwerdung den ganz normalen Weg des Menschseins ein. Vielleicht ist deswegen auch das erste Wunder ausgerechnet bei einer Hochzeit passiert, bei einem urmenschlichen Ereignis. Ich glaube, immer da wo es echt menschlich zugeht, kommen wir auf den Geschmack nach Gott.

3. Gott ist da am Werk, Gott können wir da herausschmecken, wo Menschen sich investieren, wo sie die Angst davor verlieren, sich einzusetzen und zu wirken. Oder um es noch einmal zu vergleichen: Einen Wein, der bloß im Regal liegt, werde ich nicht schmecken können. Der mag noch so gut sein, aber auf seinen Geschmack komme ich jedenfalls nicht. Der Korken muss herausgezogen werden. Die Flasche muss in die Gläser gefüllt werden und diese sollen getrunken werden. Und genauso dürfen wir als Christen nicht unter Verschluss bleiben. Gleichsam schön sortiert in Strukturen, in Gemeinden, in Verbänden. Nein, wir müssen unseren Geschmack entfalten können und einbringen. Und wenn wir das tun, werden wir auch Geschmack an Gott finden und werden andere diesen Geschmack an Gott mit uns teilen können.

Der Heilige Ignatius von Loyola hat einmal gesagt: „Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sondern das Verkosten von innen her“.

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht können Sie sich in diesem verantwortlichen Menschen, in diesem Feinschmecker, in diesem „Gottesschmecker“ ein wenig wiederfinden. Vielleicht können Sie selber zu jemandem werden, der ein Verkoster des Reiches Gottes ist. Vielleicht lernen Sie Gott herauszuschmecken, lernen in den schönen Dingen auf ganz schlichte Art und Weise. Viel-leicht können Sie sich selbst einsetzen und investieren. All das müssen wir so gut üben und trainieren wie es eben im Sport – das ist ja ihr Fachgebiet – üblich ist.

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