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Predigt

Predigt an Allerseelen im St. Marien-Dom

02. November 2015
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort.



Liebe Schwestern und Brüder,

das heutige Gedenken aller Verstorbenen führt uns eine Vielzahl von Toten vor Augen. So, wie wir gestern an Allerheiligen die unzählbar große Schar der Heiligen vor Augen hatten so heute die der Verstorbenen. Bei jedem Einzelnen von uns sind es unterschiedliche Verstorbene, die er am heutigen Tag im Blick hat: Vielleicht die eigenen Eltern, oder den Ehepartner, Kinder, Kollegen, die Toten von Krieg und Gewalt, einen Lehrer …

Wir schauen aber nicht nur auf die Verstorbenen, wir schauen auch auf ihr Sterben. Manche von ihnen sind plötzlich gestorben, andere haben vielleicht ein langes Leiden durchgemacht und es hat lange gedauert, bis sie endlich sterben konnten.

So mancher von uns hat seine Angst: Nicht unbedingt vor dem Tod (wie viele sagen), sondern vielmehr vor dem Sterben. Und genauer: Vor dem Alleinsein, vor evtl. Schmerzen oder die Angst, nicht mehr über sich selbst bestimmen zu können, sondern fremdbestimmt zu werden. Wo wer-de ich sterben, kann ich zu Hause sterben, besteht die Möglichkeit, im Kreis meiner Liebsten sterben zu können?

In dieser Woche wird sich der Deutsche Bundestag mit der Gesetzgebung zum assistierten Suizid befassen. Als Christen stehen wir eindeutig gegen jede Form organisierter Sterbehilfe und auch gegen ärztliche Sterbehilfe. Der Tod ist kein Therapieziel. Ich habe Angst vor einer Gesellschaft, in der die Schwachen, die Kranken und Sterbenden, diejenigen, die nicht viel leisten können, sich für ihr Dasein rechtfertigen müssten. Wir stehen für Sterbebegleitung für die Schwerstkranken und ihre Angehörigen. Wir stehen für den Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung.

Am gestrigen Allerheiligenfest hat mir der Apostolische Nuntius hier im Mariendom das Pallium über die Schultern gelegt als Zeichen für meine Aufgabe als Metropolit in der Kirchenprovinz Hamburg. Pallium und palliativ stammen von ein und demselben lateinischen Wort ab. Es meint diesen Stoffstreifen bzw. den Mantel, den man um die Schulter legt. Und dann ist man geschützt. Das ist es, was wir brauchen und wonach sich jeder von uns in seinem Sterben und im Tod sehnt: Nach einem Schutzraum, nach einer Atmosphäre, wo wir sicher und geborgen sind, wo wir medizinische Hilfe erhalten, aber auch gut gepflegt werden. Und vor allen Dingen menschlich begleitet werden, seelsorglich gestützt werden und andere um uns haben, die uns nicht verlassen, sondern auf die wir uns dann verlassen können.

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