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Predigt

Heilige Messe mit Auflegung des Palliums

01. November 2015
Hamburg

„Ich bin drin“ – endlich – nach über einem halben Jahr konnte ich in der vergangenen Woche in meine Wohnung gleich hier am Mariendom einziehen. Nach Wochen und Monaten auf einem kleinen Zimmer mit nur ganz wenigem, bin ich jetzt endlich wieder in einer Wohnung.

Umso mehr kommen mir in diesen Tagen die Menschen in den Sinn, die nicht drin sind. Die keine Wohnung, kein Dach über dem Kopf haben, sondern die aus ihrer Heimat fliehen mussten und unterwegs sind und noch längst nicht am Ziel. Sie sind nicht mehr in ihrer Heimat drin und nicht in einer neuen. Viele von ihnen sehen wir hier in unmittelbarer Nähe am Hauptbahnhof. Manche schlafen im Saal der Kirchlichen Dienste, Nacht für Nacht. Ich denke an die vielen Menschen, die sich für sie einsetzen und ihnen helfen. Meine Gedanken gehen aber auch zu jenen, die sich sorgen und fragen, ob das alles gut geht, wie wir das schaffen können? Ja: Ob wir das schaffen können? Natürlich braucht es Regelungen, es braucht Vereinbarungen, es braucht eine Organisation, aber es braucht zu allererst Menschen mit offenen Herzen und offenen Händen, die sich für die vielen Flüchtlinge einsetzen. Ich bin dankbar, dass in unserem Erzbistum das so viele so selbstverständlich tun. Wir sind ja eine Diözese, die nach dem zweiten Weltkrieg aus der damaligen Fluchtbewegung entstanden ist. Gott sei Dank können hier in unserem Erzbistum heute viele Menschen von sich selber sagen „Ich bin drin – in diesem Land, in dieser Gesellschaft, ja in dieser Kirche…“ Ich hoffe, dass es uns miteinander gelingt, auch die Herausforderungen dieser Tage zu bewältigen und mit dazu beizutragen, dass auch heute die Menschen, die uns kommen, von ganzem Herzen sagen können „Ich bin drin – endlich“.

Wir feiern heute Allerheiligen. Wir denken an die vielen Heiligen, die bekannten, aber auch die unbekannten. Wir denken an einen heiligen Ansgar, der als erster Missionar hier im Norden gewirkt hat. Wir denken an den heiligen Answer, der in Ratzeburg als Mönch gelebt hat und als Märtyrer für den Glauben gestorben ist. Wir denken an den seligen Niels Stensen, der besonders in Mecklenburg verehrt wird, wobei er die letzten Jahre in Schwerin gewirkt hat. Wir erinnern uns an die Lübecker Kapläne, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden und hier in Hamburg für den Glauben gestorben sind. Wir denken an die vielen Patrone unserer Kirchen. Wir denken an unsere eigenen Namenspatrone: Eine unzählbar große Schar von Seligen und Heiligen. Und auch hier gilt: „Ich bin drin“. Die Heiligen sind nicht abgehoben, die Heiligen sind nicht weit von uns weg, sondern wir gehören zu ihnen und sie gehören zu uns. Wir sind eine große Gemeinschaft. Deswegen wird bei jeder Taufe die Allerheiligenlitanei gebetet.

Und damit noch nicht genug: Wir sind nicht nur in der Gemeinschaft der Heiligen drin, sondern wir sind in Gott drin. Communio Sanctorum, wie es im lateinischen Glaubensbekenntnis heißt, meint nicht nur die Gemeinschaft der Heiligen, sondern meint zu allererst die Gemeinschaft am Heiligen, meint die Gemeinschaft mit dem, der der Heilige schlechthin ist, mit Gott selbst. Allerheiligen, das bedeutet: Ich bin in Gott drin und nur weil ich in Gott drin bin, bin ich in dieser Gemeinschaft der Heiligen aufgehoben und drin.

Das wird am heutigen Tag auf besondere Weise deutlich. Der Apostolische Nuntius hat mir zu Beginn der heiligen Messe das Pallium aufgelegt. Ich erinnere mich noch gut an den 29. Juni diesen Jahres, an das Fest Peter und Paul. Damals war ich mit einer kleinen Gruppe aus unserem Erzbistum in Rom gewesen. Schon am Vortag sind wir im Petersdom in Rom gewesen. Dort sind die Pallien von Papst Franziskus gesegnet worden. Aber nicht nur das, sondern sie haben vom Vorabend über die Nacht bis zum Fest Peter und Paul direkt am Petrusgrab unter dem Altar im Petersdom gelegen. Das Pallium ist also ein Zeichen für die Verbindung mit dem Bischof von Rom, mit dem ersten Bischof von Rom damals, dem heiligen Petrus und mit dem jetzigen Bischof von Rom, Papst Franziskus. Der Papst ist der Garant für die Einheit der Kirche und in dieser Kirche sind wir alle drin.

Ich dachte mir: dieses Pallium wird dir nicht wie eine Kette um den Hals gelegt und liegt nicht ganz eng an, sondern es ist viel Spielraum darin. Nicht nur, damit man es gut über den Kopf bekommen kann. Ich habe den Eindruck, das Pallium symbolisiert die Weite und Größe der Kirche, aber auch die Weite der Liebe Gottes. Der heilige Paulus sagte im Epheserbrief einmal, wir sollen die Höhe und die Tiefe, die Weite und die Breite der Liebe Gottes ermessen, die sechs Kreuze auf dem Pallium stehen für diese Liebe, die bis zum Äußersten gegangen ist (Eph 3,17).

Dieses Pallium ist aber nicht nur ein Ehrenzeichen. Es ist eine Verpflichtung. Es ist ein Auftrag, es ist eine Sendung. So wie in manchen Bildern Christus dargestellt wird, der ein verletztes Schaf auf den Schultern trägt, so ist dieses Pallium für mich als neuer Erzbischof von Hamburg ein Auftrag, diese Menschen zu tragen, wenigstens ein wenig, diese Kirche zu tragen, so gut ich es kann, manches zu ertragen, was sich so leicht nicht ändern lässt, Menschen zu tragen, die selber schwer an sich tragen, solchen ein wenig Erleichterung zu schaffen, die selbst nicht mehr können.

Nicht von ungefähr ist genau dieses Zeichen von Christus, der das Schaf auf den Armen trägt, das Logo für das Jahr der Barmherzigkeit, das in wenigen Wochen von Papst Franziskus eröffnet wird. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“. Jeder von uns ist immer auch wie ein Schaf, das getragen wird. Aber jeder Einzelne von uns, kann auch einer sein der trägt und der damit der Barmherzigkeit den Weg bereitet.

„Ich bin drin“ – in meiner Wohnung, aber noch mehr: in Gott und in seiner Kirche. Helfen wir einander, drin zu bleiben, und helfen wir denen, die noch draußen sind.

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