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Predigt

Predigt im ökumenischen Gottesdienst zum Klimatag am 26.09.2015, Blankeneser Marktkirche

26. September 2015
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Pilgerinnen und Pilger,
liebe Schwestern und Brüder,

„Ihr seid das Salz der Erde“.
Es ist gerade einmal zwei Tage her, dass ich in der Zeitung davon gelesen habe, dass in Bolivien eine Bestimmung erlassen worden ist, wonach auf den Tischen in den Restaurants keine Salzstreuer mehr stehen dürfen. Der durchschnittliche Bolivianer verzehrt täglich offenbar viel zu viel Salz, so dass Bluthochdruck in Bolivien eine Volkskrankheit ist. Die Regierung weiß offenbar keinen anderen Rat, als die Salzstreuer von den Tischen zu verbannen. Salzlos!

Eine Speise ohne jedes Salz schmeckt fad, ist gleichsam geschmacklos. Eine Speise, die versalzen ist, die total versalzen ist, ist genauso ungenießbar. Es braucht eine gute vernünftige Portion Salz in unseren Speisen und es braucht – das ist das Bild Jesu – uns Christen, denn wir sollen das Salz in der Welt, das Salz für die Welt sein, das ihr den richtigen Geschmack verleiht.

Das, was Sie mit dem Klimaweg hier unternehmen, ist eine gute Portion Salz für unsere Welt. Genau darum geht es mit Ihrem konsequenten Einsatz für den Klimaschutz. Darum geht es, wenn die Kirche den Mächtigen ins Gewissen redet, wie Kardinal Frings es einmal ausgedrückt hat.

Eine gute Portion Salz sollte uns zuerst zu schmecken und dann zu denken geben. Ohne gleich alles zu versalzen, dürften Sie mit Ihrem Engagement doch ein paar Körner mehr in die Suppe der Welt hineinwerfen. Denn ich glaube, das hat eine heilsame Wirkung: Wir unterbrechen dann nämlich unsere Gewohnheiten und Routinen. Wir pausieren und denken gründlich nach. Wir stoppen unsere Fahrt und schlagen eine neue Richtung ein. Jesus nennt das: „Metanoia“, Umkehr. Um-kehr, das heißt zunächst einmal anhalten, unterbrechen und dann eine neue Richtung aufnehmen und zielstrebig verfolgen.

Auch Papst Franziskus schreibt in seiner Enzyklika „Laudato Si“, die vor einigen Wochen veröffentlicht wurde, von der Umkehr. Der Papst fordert, dass wir eine gemeinschaftliche Umkehr, dass wir eine ökologische Umkehr brauchen (§ 219). Gerne gebe ich Ihnen allen einige kleine Impulse von Papst Franziskus aus diesem Schreiben mit auf Ihren Pilgerweg.

Franziskus spricht in dieser Umweltenzyklika immer wieder davon, dass alle Menschen, die jetzt Lebenden aber auch schon unsere Vorfahren und erst recht unsere Nachfahren in ein und dem-selben Haus miteinander leben. Es ist nicht wie in einer „Reihenhaussiedlung“, wo ein Haus neben dem anderen steht und am besten noch ein gutes Stück der Abgrenzung dazwischen. Nein, die Menschen aller Zeiten haben nur ein einziges Haus, das sie gemeinsam bewohnen und das ist diese eine Erde. Im Grunde genommen kann man das Wort „Ökologie“ damit aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzen. Es geht darum, dass wir begreifen, dass wir die Lehre akzeptieren, dass alle Menschen nur dieses eine Haus haben, und in diesem einen Haus gemeinsam miteinander leben und ihr Leben miteinander gestalten.

Und das ist dann auch schon der zweite Gedanke, den Papst Franziskus in „Laudato Si“ immer wieder anspricht. Lösungen für die umwälzenden Probleme in der Ökologie kann keiner alleine finden. Solche Lösungen hat auch die Kirche alleine nicht parat. Im Gegenteil: Wir sind auf ein großes Miteinander angewiesen und wir können die Lösungen nur auf einem gemeinsamen Weg finden. Wenn Politik, wenn Wirtschaft, wenn Verwaltung, wenn Forschung und alle möglichen Lebensbereiche miteinander kooperieren und sich gemeinsam ihrer Verantwortung stellen. Dazu braucht es von uns allen eine gehörige Portion Umkehr.

Und schließlich: Wenn wir als Christen von unserer Welt, der Erde, den Pflanzen, den Tieren sprechen, dann ist das nicht einfach nur Natur. Wir sprechen ganz bewusst von der Schöpfung, weil wir daran glauben, dass in den Geschöpfen der Schöpfer selbst lebendig wird. Deswegen hat schon der Heilige Franz von Assisi vor vielen hundert Jahren in seinem berühmten Sonnengesang, der ja auch mit den Worten beginnt „Laudato Si“, alle möglichen Geschöpfe aufgezählt. Die Son-ne, den Mond, das Wasser, das Feuer und vieles andere mehr. Aber er redet sie nicht einfach in der „Es“-Form an, sondern er tritt mit ihnen in einen Dialog. Er bezeichnet sie als seine Brüder und Schwestern. Franziskus spricht von der Schwester Sonne, vom Bruder Mond und u.a. auch von der Schwester Wasser. Vielleicht nehmen Sie gerade die Schwester Wasser mit in Ihre Betrachtung auf Ihrem Pilgerweg auf, wenn Sie gleich über die Elbe gehen. In vielen Teilen unserer Erde ist der Kampf um das Wasser längst heftigst entbrannt. In der Westlichen Hemisphäre gibt es eine Reihe von Firmen, die Land kaufen, nicht um den Landes Willen, sondern um diesem Land das nötige Waser abzugewinnen.

Liebe Schwestern und Brüder „Ihr seid das Salz der Erde“. Bringen Sie mit Ihrem Pilgerweg, der Sie von Skandinavien aus über Flensburg im Norden unseres Erzbistums Hamburg heute über die Elbe führt bis hin nach Paris zum Klimagipfel. Bringen Sie auf diesem Weg eine gehörige Portion Salz in die Suppe dieser Welt.

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