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Predigt

Predigt zur Sendungsfeier der neuen Gemeindereferentinnen

05. September 2015
Hamburg

Liebe Frau Meisner, liebe Frau Rothermann, liebe Frau Weng, liebe Schwestern und Brüder!

Zwei Boote am Ufer, ein Boot auf dem See, eines das übervoll ist mit einem reichen Fischfang, so dass noch andere Boote hinzukommen – immer wieder ist vom Boot in unserem Evangelium die Rede.
Vielleicht haben Sie dieses Evangelium bewusst gewählt, weil Sie alle drei Ihren Einsatz in pastoralen Räumen und Gemeinden haben, die am Meer oder an Seen liegen: Schwerin mit seinen Seen, Waren mit der Müritz und schließlich Wismar und der pastorale Raum Nordwest Mecklenburg mit einer Küstenlänge von immerhin 115 km. Bei so viel Wasser gibt es auch Boote.

1. Christus steigt ein.
Jesus sieht die Boote am Ufer liegen. Am Tag sind sie leer, die Fischer haben ihre Arbeit hinter sich und die Boote liegen vor Anker. Jesus steigt nun in ein solches Boot ein. Das geschieht nicht beiläufig und auch nicht zufällig, sondern mit dem Einsteigen kommt es auch direkt zu einem Dialog mit Petrus, der seinen ganzen Frust vor Jesus ablädt: „Wir haben nichts gefangen“. Man könnte sagen: Jesus steigt in das Boot, ja in das Lebensboot des Petrus ein, und macht sich damit dessen Leben zu eigen. Jesus steigt dort mit ein, wo Frust und die Enttäuschung herrschen.
Das ist die Lebensbewegung Jesu Christi: Einsteigen. Einsteigen in das Leben der Menschen. Und diese Bewegung ist uns als Kirche und Ihnen als Gemeindereferentinnen vorgezeichnet. Wir müssen uns fragen, wo und wie können wir in das Leben der Menschen hineinkommen. Es sind also keine Aussteiger gefragt, sondern pastorale Dienste sind Einsteiger. Nicht nur so lange sie „Anfängerinnen“ sind, steigen sie in den Beruf ein, sondern dauerhaft sollten sie immer wieder in das Leben, in die Schicksale aber auch in die Freude und Hoffnung der Menschen hineingehen, und versuchen sie sich zu eigen zu machen.
Wenn wir vom Boot sprechen, können wir in der gegenwärtigen Situation unmöglich vorbeigehen an den Booten auf den Weltmeeren, dem Mittelmeer, den Meeren Südostasiens. An den vielen kleinen Booten mit unzähligen Menschen. An Booten, die für Flüchtlinge mit größten Hoffnungen verbunden sind und oft genug ohne jede Sicherheit und Fürsorge betrieben werden. An Booten, die leider nicht in einen sicheren Hafen hineinkommen, sondern auf offener See kentern und, wie Papst Franziskus sagt, das Meer zu einem der großen Friedhöfe der Welt werden lassen. Als Kirche, als einzelner Christ und erst recht als pastoraler Dienst sind wir aufgefordert auch in die Leben dieser Menschen einzusteigen.

2. Das gefüllte Boot.
Das Boot, in das Jesus sich hineinsetzt und mit Petrus hinaus zu einem erneuten Fischfang auf den See fährt, ist am Ende bis zum Rand gefüllt. Mehr geht offenbar nicht. Ein himmelweiter Unterschied besteht offenbar zwischen dem vergeblichen Fang der Jünger in der letzten Nacht, von dem sie mit leeren Booten zurückgekehrt sind, und dem Fang am helllichten Tag, der überbordend voll ist. Schärfer kann der Kontrast wohl kaum bezeichnet werden! Wer auf Jesu Wort hin die Netze auswirft, der darf mit einem reichen Fang rechnen.
Sind unsere Netze vielleicht manchmal deswegen so leer, weil wir nicht auf Jesu Wort hin, sondern auf unseren eigenen Willen hin Netze auswerfen? Oder fahren wir vielleicht gar nicht auf sein Wort hin auf die See hinaus, weil wir es gar nicht hören? Bleiben wir nicht manchmal am Land sitzen, weil wir keine Motivation haben, auf Gottes Willen zu reagieren und hinauszufahren?
Und noch etwas: Den Fang holen sie in ihr Boot hinein. Ich halte das für etwas sehr wichtiges: Die Erfahrung der Fülle ereignet sich im Boot. Das will wohl bedeuten: Die Erfahrung der Fülle und des reichen Fischfanges ereignet sich mitten im Leben. Sonst könnten wir sie wohl kaum erfahren!
Eine der wesentlichen Aufgaben des pastoralen Dienstes, egal ob als Priester, Diakon oder Pastoral- oder Gemeindereferent, besteht doch darin, einen Raum zu eröffnen, dass Menschen die Erfahrung Gottes und seiner reichen Fülle mitten in ihrem eigenen Leben machen können. Und nicht irgendwo daneben oder in einer Sonderwelt.
Ich glaube jeder von Ihnen hat schon einmal diese Erfahrung der Fülle und der reichen Netze im eigenen Leben machen können. Jedenfalls einiges haben Sie mir davon berichtet. Sonst würden Sie heute hier nicht in den pastoralen Dienst des Erzbistums aufgenommen. Machen Sie sich also das Wort aus dem Buch Josua zu eigen: „Sei mutig“ (Josua 1,6.9). Seien Sie so mutig auf Gottes Wort hin mitten auf die offene See hin zu fahren und die Netze auszuwerfen!

3. Mit dem Boot fahren.
Die Boote am Land liegen einfach da. Sie sind leer. Kein Fang! Aber das herausfahrende Boot, das wird zum Ort der Gotteserfahrung. Jesus lässt seine Jünger diese Erfahrung nicht rein theoretisch machen. Er doziert sie ihnen nicht am Ufer auf dem Sand, sondern diese Erfahrungen machen die Jünger nur weil sie fahren, weil sie mit dem Boot hinausfahren.
Eine der wichtigsten Kennzeichen der Gegenwart ist die Mobilität. Die Mobilität von uns Menschen, die Mobilität von Fahrzeugen, die Mobilität von Daten …
Ich wünsche mir pastorale Dienste, die ein hohes Maß an Beweglichkeit haben, weil ich glaube, dass wir in den nächsten Jahrzehnten viele Veränderungen erleben werden und weil ich davon überzeugt bin, dass wir als Pilger durch die Zeit hindurch gehen sollen. Die ersten Christen wurden Menschen eines neuen Weges genannt (Apg 22, 4). Lassen Sie sich auf die vielen Veränderungen ein. Seien Sie mobil und beweglich. Im wahrsten Sinne des Wortes – aber auch im übertragenen. Bewahren Sie sich eine äußere Mobilität – und Bewegung ist ein wichtiger Gesundheitsfaktor auch für pastorale Dienste – bewahren Sie sich aber auch eine innere Mobilität hin zu den Menschen und hin zu Gott.

Liebe Schwestern und Brüder, vor einigen Tagen habe ich in einer Zeitung gelesen, dass am See Genezareth eine neue Kapelle gebaut wurde. Man kann aus einem Fenster der Kapelle direkt auf den See schauen. Und dabei hat man unwillkürlich das heutige Evangelium vor Augen: Denn der Altar dieser Kapelle ist wie ein großes Schiff gestaltet. Wenn wir jetzt hier miteinander Eucharistie feiern, und wenn Sie das immer wieder in Ihren Gemeinden miteinander tun, dann hören wir nicht nur das Evangelium, sondern dann wird es Gegenwart. Dann ist der Altar das Boot, in dem wir aus der Fülle Jesu Christi empfangen können, auch heute und hier. Amen.

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