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Predigt

Osterpredigt

31. März 2024
St. Marien-Dom Hamburg

„Mir macht es sehr viel Mut, dass in der jungen Kirche, gerade am Anfang eine suchende Maria Magdala zu finden ist, ein Johannes, der mit hoher Geschwindigkeit rangeht, und auch ein Petrus, der offenbar sehr viel gebremster und langsamer seinen Weg findet. In diesem Beginn dürfte auch immer wieder Platz für jeden von uns sein.“

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Es gilt das gesprochene Wort!

(1. Les.: Apg 10, 34a.37-43 ; 2. Les.: Kol 3, 1-4 ; Ev.: Johannes 20,1-18)

Liebe Schwestern und Brüder,

nach 40 Tagen Fastenzeit ist endlich Ostern und dann präsentiert uns die Liturgie heute Morgen einen eher suchenden Text. Man hätte sich gewünscht, dass es so wäre wie mit unseren kraftvollen Osterliedern: Triumph, Gloria, ein kräftiges Halleluja – eben die feste Gewissheit, dass er wirklich auferstanden ist. Doch heute Morgen stellt uns die Liturgie den Auferstandenen nicht einfach so „vor die Nase“. Die Texte nehmen uns vielmehr an die Hand, sie wollen uns führen und mitnehmen. 

Es ist ganz konkret Maria von Magdala, an deren Seite wir stehen. Sie macht sich als erste ganz früh am Morgen, nachdem alles vorbei war, auf den Weg zum Grab mit einer erschreckenden Feststellung: Sie haben ihn weggenommen! (vgl. Joh 20, 2) Der Evangelist Johannes unterstreicht dies, indem er diese Feststellung gleich drei Mal aufeinanderfolgen lässt. Maria von Magdala sagt es zuerst zu den beiden Jüngern Simon und Johannes: „Sie haben ihn weggenommen.“ Dann sagt sie es noch einmal zu den beiden Lichtgestalten, den Engeln: „Sie haben ihn weggenommen.“ Und um es sozusagen ins Unendliche zu steigern, sagt sie es noch einmal dem Friedhofsgärtner gegenüber: „Wenn du ihn weggebracht hast…“ (Joh 20, 15) Für Maria von Magdala ist Jesus tot, eine Leiche. Man hat ihn einfach weggetragen. Ihr Ansinnen besteht darin, wenigsten diesen Toten bei sich zu haben und ihm die letzte Ehre erweisen zu können, indem sie ihn mit Ölen salben würde.

Maria muss am Osterfest eine große Lektion lernen: Sie muss loslassen. Sie muss ihn loslassen. Das korrespondiert mit seiner Aufforderung, die am Ende des Gespräches zwischen Maria von Magdala und dem Auferstandenen steht: Halte mich nicht fest! (Joh 20, 17)

Wir Menschen halten gerne fest. Wir greifen mit unseren Fingern fest zu – und das lernen wir schon von klein an. Es hält sich durch bis ins hohe Alter. Der Mensch ist offenbar wirklich ein Jäger und Sammler. Aber es sind nicht nur Dinge, die wir festhalten mögen. Es sind ebenso Vorstellungen, Ideen, Gedanken. Wir halten sie fest in unseren Tagebüchern und Aufzeichnungen, in unserem Kopf und in unserem Herzen. Aber dennoch steht heute auch darüber diese Aufforderung: Halte nicht fest! Wenn du festhältst, dann willst du bewahren, so schön es auch sein mag. Du bleibst immer im Vergangenen, im status quo. Lass los, halte nicht fest. Denn dann wirst du bereit für Größeres, für Neues, für anderes, für mehr.

Maria Magdala wollte zunächst festhalten. Jetzt kann sie loslassen, den Herrn loslassen, damit er zum Vater weitergehen kann. Er geht zum Vater hinauf und sie geht zu den Jüngern hinaus. Im Moment des Todes haben sich die Jünger zerstreut und sind selber an einem toten Punkt angekommen. Da, wo sie ihre Vorstellungen und Erwartungen loslassen und sich einlassen auf den Herrn selbst, öffnen sich neue Wege. Christus geht zum Vater hinauf und die ersten Zeuginnen und Zeugen gehen in die Welt hinaus. Es ist ein innerer Zusammenhang: Wenn wir uns auf den auferstehenden Christus einlassen, dann gewinnen wir selber an Fahrt, an Dynamik und sind in der Lage, diese frohe Botschaft hinauszutragen in die ganze Welt. 

Mir macht es sehr viel Mut, dass in der jungen Kirche, gerade am Anfang eine suchende Maria Magdala zu finden ist, ein Johannes, der mit hoher Geschwindigkeit rangeht, und auch ein Petrus, der offenbar sehr viel gebremster und langsamer seinen Weg findet. In diesem Beginn dürfte auch immer wieder Platz für jeden von uns sein.

Ich wünsche uns am heutigen Ostersonntag diese innere Entwicklung und Reifung der Maria von Magdala: Von der Trauer über den weggenommenen Herren - über das Loslassen - hin zum Hinausgehen und Weitersagen. Und das in der Gemeinschaft mit vielen anderen.

Amen. Halleluja

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