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Predigt

Predigt bei der Ökumenischen Andacht zur Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes

04. Mai 2015
St. Marien, Lübeck

Es gilt das gesprochene Wort


Lesungstext: 1.Thess. 5, 2-11

Liebe Schwestern und Brüder,

„Gott hat mit mächtiger Sprache geredet – die Lübecker werden wieder lernen zu beten“.
Diese Worte stammen von Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Er sprach sie bei einer Predigt am 29. März 1942, einen Tag nach einem verheerenden Luftangriff auf die Stadt Lübeck. Als Reaktion auf die Predigt wurde Pastor Stellbrink von der Gestapo festgenommen. Seine Worte stehen am Beginn der Prozesswelle gegen den lutherischen Pastor und die drei katholischen Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek. Diese Welle führte hin zur Ermordung der vier Lübecker Geistlichen am 10. November 1943 in Hamburg.

„Gott hat mit mächtiger Sprache geredet – die Lübecker werden wieder lernen zu beten“. Ein starkes Wort, das mich berührt hat!

„Gott hat mit mächtiger Sprache geredet“. Da lebt ein Pfarrer in der Gewissheit, dass Gott sich zu Wort meldet, dass er hineinspricht in die Zeit, dass er hörbar wird in den Ereignissen und Zusammenhängen des Lebens. Wir sprechen heute gerne von den sogenannten „Zeichen der Zeit“, in denen Gott sich äußert.

Die Nationalsozialisten hatten Hass und Feindschaft, Böswilligkeit und Krieg gesät. Und sie haben Zerstörung geerntet und den Tod und das Leid vieler ziviler Opfer. Pastor Stellbrink war mutig genug, dies beim Namen zu nennen, und damit den Appell nach Beendigung dieser Katastrophe, nach Umkehr zu verbinden.

Mitten in der Finsternis des Krieges mit all seinen Unbilden wie Vertreibung, Flucht, -Lübeck war bereits in der zweiten Hälfte des Krieges eine ausgesprochene Flüchtlingsstadt- Hunger, Gewalt, Terror, aber auch mitten in der Hölle der Konzentrationslager und der Schoa leben Pastor Stellbrink und viele andere Christen aus der Überzeugung: „Ihr alle seid Söhne [und Töchter] des Lichts und des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis“ (1 Thess 5, 5).
Die vier Lübecker Märtyrer waren das nicht aus sich heraus. Nicht aus sich heraus waren sie rein und unschuldig, lauter und gut. Von Pastor Stellbrink ist bekannt, dass er sich über Jahre hinweg erst von der Finsternis einer falschen Ideologie lossagen musste. „Kinder des Lichts“ werden wir nicht durch unsere eigenen Mühen. Nicht durch unser eigenes Werk. Ein Anderer leuchtet mit seinem Licht in uns: Jesus Christus. Der Glaube an Christus, die Hoffnung auf Christus und die Liebe zu Christus machen uns stark. Sie rüsten uns für die Kämpfe unseres Lebens, wie es Paulus mit den Bildern vom Panzer und Helm ausdrückt. Es ist eben kein militärischer Helm oder Panzer, sondern der des Glaubens und der der Hoffnung. Für die existentiellen Kämpfe, aber auch für die gesellschaftlichen und politischen.

„Gott hat mit mächtiger Sprache geredet – die Lübecker werden wieder lernen zu beten“.
Heute erinnern wir uns an die Zerstörung und den Tod vieler Menschen zwischen 1939 und 1945. Erinnerung – ist das nicht auch schon längst Gebet?! Unsere Erinnerung bleibt nicht im Gestern und damals stehen, sondern verpflichtet uns, im Heute unsere Verantwortung zu tragen. Unser Erinnern führt uns in Berührung mit Gott, dem Ursprung und dem Vollender unseres Glaubens. All unser Gedenken ist Denken vor ihm, bezieht ihn mit ein.

„Gott hat mit mächtiger Sprache geredet – die Lübecker werden wieder lernen zu beten“. Ein geradezu prophetisches Wort damals und heute!

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