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Predigt

Eröffnung der Podiumsdiskussion "Sterben in Würde" im Rahmen der Woche für das Leben 2015

18. April 2015
Hamburg

Sehr geehrter Herr Kardinal Marx, lieber Mitbruder,
sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender Bischof Bedford-Strohm,
sehr geehrter Herr Professor Nassehi,
sehr geehrter Herr Dr. de Ridder,
sehr geehrter Herr Geyer,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich begrüße ich Sie in unserer Katholischen Akademie!

„Sterben in Würde“ – unter diesem Motto steht die Woche für das Leben 2015. „Sterben in Würde“ – wenn ich dieses Motto verinnerliche, dann steigen in mir Bilder auf von einer Art idealen Sterbens: eine kurze Zeit der Schwäche ohne große Schmerzen; im Kreis der erweiterten, versöhnten Familie; gestärkt von den Sakramenten der Kirche, wie es heißt. Sterben in Würde eben.

Auf solch ein Sterben in Würde hoffen viele. Es spielt in der gesellschaftlichen Diskussion als ein hintergründiges Wunschbild eine große Rolle.

Die Angst vor dem krassen Gegenteil dieses idealen Sterbens spielt in der Diskussion für viele Menschen heute aber eine wesentlich größere Rolle: das Sterben, das einhergeht mit vollkommenem Autonomie- bzw. Kontrollverlust. Wir kennen Krankheiten, die in ihrem Endstadium mit solch einem vollkommenen Verlust einhergehen. Für die Betroffenen bedeutet das unsagbares Leid. Davon berichten mir Seelsorger in den Krankenhäusern.

Wenn wir über Sterben in Würde sprechen, dann hat zu gelten: Unsere Worte müssen sich messen lassen an dieser für den Betroffenen schicksalshaften Situation. Pastorale Floskeln, Durchhalteparolen und philosophische Argumente zerbrechen hier.

Es gibt Situationen, in denen jede Hilfe – auch palliativer Art – versagt. Sie machen mir persönlich deutlich, dass all unsere medizinische Hilfe und seelsorgerliche Begleitung manchmal nur bis zu einem bestimmten Punkt hinreichend ist. Irgendwann beginnt eine existentielle Dunkelzone, die für alle Beteiligten sehr belastend ist. In dieser Dunkelzone steht der betroffene Mensch allein und formt eine sehr persönliche Entscheidung, seine persönliche Gewissensscheidung.

Wichtig ist, dass wir diese existentielle Gewissensentscheidung eines Menschen nicht sofort in ein Schema von richtig und falsch pressen. Wichtig ist auch, dass wir Menschen nicht dorthin drängen, wo wir sie haben möchten. Wichtig ist für uns als Gesellschaft, dass wir nicht peu à peu einen Druck aufbauen, der eigentlich nur noch die eine Entscheidung vorsieht.
„Sterben in Würde“ heißt für mich, dass wir als Seelsorger den Menschen bis zum Ende, bis zum oft „bitteren Ende“ nicht von der Seite weichen. Dass wir den Menschen Hoffnung machen. Dass wir auch da sind, einfach nur da sind, wenn sich das Dunkel und der Schmerz nicht mehr lindern lassen. Dass wir auf diese Weise deutlich machen, dass wir an einen Gott glauben, der von sich sagt: „Ich bin der „Ich bin da“.“ (Ex. 3, 14).

Auf diese Weise – so ist meine Hoffnung – tun wir allen Sterbenden einen Dienst. „Sterben in Würde“ ist dann mehr als eine gesellschaftliche Forderung. Es ist eine Aufgabe auch für uns selbst, für die Kirchen. Wir helfen überall dort mit, wo wir es mit Expertise, Personal und Mitteln können; wissend um die begrenzten Möglichkeiten aller angesichts der vielen Arten des Sterbens in unserer Gesellschaft.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich nun auf eine spannende und lehrreiche Diskussion. Vielen Dank!

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