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Predigt

Predigt von Erzbischof Stefan Heße am Gründonnerstag

02. April 2015
St. Marien-Dom Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort


„Begreift ihr, was ich euch getan habe?“ Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße, um anschließend dieses Zeichen zu deuten.

Es ist nicht nur die Frage an die Jünger, sondern auch eine an uns: Begreifen wir, was er da tut?

1. Schmutzige Füße werden gewaschen. Im alten Israel war es üblich, dass Gästen die Füße gewaschen wurden. Nach der Hitze und der langen Reise waren sie oft sandig, verstaubt, schmutzig. Wir tun heute ziemlich viel und brauchen nur in den Supermarkt hinein zu gehen, um eines von vielen Produkten auszuwählen, um „unangenehmen Fußgeruch vorzubeugen“. Wir wissen darum, dass auch heute Füße unangenehm riechen können.

Fußwaschung heißt also dann, dass das Leben nicht immer klinisch rein ist. Fußwaschung heißt, dass es manchmal ziemlich übel riechen kann. Wenn Jesus die Füße wäscht, dann um deutlich zu machen: Ihr müsst gereinigt werden, ihr müsst befreit werden, ich müsst erlöst werden.
Papst Franziskus schärft uns das immer wieder ein und Bischof Bode hat vor einigen Wochen bei der Bischofsweihe diesen Gedanken in seiner Predigt hier im Mariendom aufgegriffen. Der Papst wünscht sich Hirten, die den Geruch der Schafe kennen und in der Nase haben. Oder gerade in den vergangenen Tagen hat Papst Franziskus sich an Theologiestudierende gewandt und ihnen deutlich gemacht: ihr könnt nicht nur hinter euren Büchern sitzen in den Vorlesungssälen und Bibliotheken, sondern ihr müsst den „Geruch der Straße“ in der Nase haben.

Vielleicht ist es gut, statt der vielen Parfüms und Sprays, die es so gibt, die das Ganze immer wieder kaschieren, immer mal wieder diesen intensiven und unangenehmen Geruch in der Nase zu spüren, weil er uns aufmerksam macht: Jesus will dich waschen, will dich reinigen. Jesus will dir gut sein. Und manchmal gibt es liebe Menschen, die uns diesen Dienst tun.

2. Begreift ihr, was ich da tue? – Jesus beugt sich nieder. Die Jünger haben mit Sicherheit damals auf dem Boden gesessen. Er musste also ganz nach unten, um an die Füße dran zu kommen. Er hat ihnen ja nicht den Kopf gewaschen. Fußwaschung bedeutet also, sich beugen müssen. So wird in diesem Gestus das ganze Leben Jesu zusammengefasst: Er, der reich war, wird arm. Er, der über allem steht, beugt sich unter alles. Christus lässt sich herab.

3. Begreift ihr, was ich da tue? – Begreifen ist für uns ein Wort, das wir auf den Verstand beziehen, wenn wir etwas mit dem Verstand erfassen. Ursprünglich kommt es aber von unseren Händen. Es geht darum, mit den Händen zu tasten und mit den Händen zu greifen. Und wahrscheinlich hat nur derjenige, der einen Gegenstand einmal wirklich berührt und mit Händen ergriffen hat, eine geistige, eine abstrakte Vorstellung davon. Aber zunächst meint dieses Wort etwas sehr Konkretes. Begreift ihr, was ich da getan habe? Wirklich Ja können wir wohl erst dann antworten, wenn wir es selber so tun.

Der Gründonnerstag hört nie auf! Schmutzige Füße und unangenehme Gerüche wird es immer geben; das Hinabbeugen Christi kommt an kein Ende. Und heute sind wir es, die mit unseren Händen nach den schmutzigen Füßen, nach den Wundmalen und den Belastungen der anderen greifen.

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