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Predigt

Predigt von Erzbischof Stefan Heße zur Chrisam-Messe

30. März 2015
St. Marien-Dom Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort


Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitbrüder!

Der letzte Dienstag hat uns alle aufschrecken lassen: Ein Flugzeug auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf stürzt ab. Wenig später erfahren wir von den einhundertfünfzig Passagieren sind viele junge Menschen, die zu einem Austausch in Spanien waren. Wieder ein paar Tage später ereilt uns die Nachricht: Der Copilot soll die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht haben.
Das Ganze wird noch weiter untersucht. Aber die Vorstellung ist schlimm genug. Da geht ein Copilot hin, nutzt die Gelegenheit, dass sein Kollege gerade einmal auf die Toilette verschwunden ist, versperrt ihm den Zugang zum Cockpit und bringt die Maschine zum Absturz.

Liebe Mitbrüder, auf diesem Hintergrund ist mir in den vergangenen Tagen für die heutige Chrisammesse das eben gehörte Evangelium aus dem 10. Kapitel des Lukasevangeliums in die Hände gefallen. Jesus sendet seine Jünger zu zweit und zweien aus, nicht alleine. Er sendet sie aus wie Co-Piloten, wie Co-Operateure, wie Con-Fratres.

Ich bin froh, dass ich vor acht Tagen hier im Mariendom zwei Männer zu Diakonen weihen konnte. Ich weiß auch, dass manchmal die Weihekurse so klein sind, - und in einigen Wochen haben wir Priesterweihe, da wird das wieder so sein -, dass nur einer geweiht werden kann. Ich habe das selber gespürt bei meiner Bischofsweihe vor wenigen Wochen. Es ist ein himmelweiter Unterschied gewesen zu meiner Priesterweihe vor fast zweiundzwanzig Jahren. Damals waren wir dreiundzwanzig, die vor dem Altar gelegen haben. Deswegen ist mir in den vergangenen Tagen so wichtig geworden, dass ein neuer Bischof direkt – so sieht es jedenfalls das Kirchenrecht vor – in das Presbyterium seiner neuen Diözese aufgenommen wird. Mit der Bischofsweihe am 14. März bin ich sozusagen automatisch nicht mehr Priester des Erzbistums Köln, sondern Priester des Erzbistums Hamburg.

Deswegen bin ich sehr dankbar für die ersten Kontakte und Begegnungen, für die überaus freundliche Aufnahme in den Gemeinden, aber auch unter den Mitbrüdern. Und deswegen liegt mir sehr am Herzen, in den nächsten Wochen und Monaten viele Priester, Diakone, aber auch Pastoral- und Gemeindereferenten und -referentinnen zu besuchen, zu sprechen und kennenzulernen.

Nicht erst die größeren pastoralen Räume, die Diasporasituation oder der sogenannte Priestermangel stellen uns vor die Notwendigkeit der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens. Nein, schon das Beispiel Jesu und die Art und Weise, wie er die Jünger aussucht und sendet, eben zu zweit und zweien, verpflichten uns darauf, diese Communio existenziell zu sehen und zu leben.

Keiner von uns tritt als Solist auf, erst recht nicht als Alleinunterhalter geschweige denn als Einzelkämpfer, sondern wir sind Bischof im gesamten Weltepiskopat. Jeder Bischof ist hineingestellt in das Presbyterium seiner Diözese. Es gibt den Priester nie ohne den Mitbruder und den Diakon nie ohne den Mitbruder. Jedes kirchliche Amt ist Kommunikation, Beziehung und Ziel jeder Berufung ist Gemeinschaft. Wir werden nicht für uns selbst berufen; wir werden nicht geweiht zu unserem Heil, sondern immer für andere!

Ein Kirchenvater deutet die Sendung zu zweit mit dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe. Der eine Jünger weist den anderen sozusagen auf die notwendige Ergänzung durch die andere Seite der Botschaft hin. Unsere Verkündigung wird dadurch stärker und überzeugender, vielleicht manchmal auch einfacher, weil wir uns die „Bälle“ zu spielen können. Überdies ermöglicht der Mitjünger auch dann und wann eine correctio fraterna, indem er mich auf Dinge hinweist, die ich übersehe oder ausblende.

Ich bin sehr darauf gespannt zu hören, zu sehen und auch zu spüren, wie Sie hier im Erzbistum dies schon leben. Ich weiß nur, dass es unter Priestern manche Einsamkeit und manchen Rückzug gibt. Gerade in solchen Situationen ist es gut, einen anderen zu haben, der einem die frohe Botschaft zusagt. Wir sollen ständig verkünden, aber wir brauchen auch jemanden, der uns die frohe Botschaft zuspricht: „Das Reich Gottes ist euch nahe!“

Ich erinnere mich an ein Gespräch in den Exerzitien vor der Bischofsweihe, das ich mit meinem Begleiter geführt habe. Der Pater sagte mir eines Abends: „Sehen Sie es einfach so. Sie werden nach Hamburg geschickt, um den Menschen eine frohe Botschaft zu bringen.“ Jeden Tag bei der Heiligen Messe sagen wir das: Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Gute Botschaft. Es gilt auch für uns persönlich.

Und schließlich: Die Jünger kehren nach einer gewissen Zeit wieder zu Jesus zurück und erzählen ihm von alldem, was sie erlebt haben. Zunächst finde ich es wirklich bemerkenswert, dass Jesus auf seine Jünger wartet. Und dann habe ich den Eindruck, er freut sich. Er freut sich an dem, was sie erlebt haben. Er freut sich an den Erfahrungen, die sie gemacht haben.

Christus wartet auf mich. Er wartet darauf, dass ich ihm einfach erzähle, was so alles passiert ist, was ich erlebt habe. Und er will sich mit mir daran und darüber freuen. Und dann will er diese Freude zur größtmöglichen Tiefe führen. Nicht nur das, was wir getan und gemacht haben, freut ihn, sondern ihn freut noch viel mehr, was wir sind: Freut euch, dass eure Namen bei Gott im Himmel verzeichnet sind. Freut euch, dass eure Namen in die Hand Gottes eingeschrieben sind. Freut euch, dass er euch von Mutterleib an berufen hat.

Heute in einer Woche werden wir am Ostermontag das Evangelium von den beiden Emmausjüngern hören. Sie sind zu zweit unterwegs und teilen ihre Enttäuschung miteinander. Auch das tut gut, aber bitte nicht zu viel! Zu den beiden tritt als dritter der Auferstandene selbst dazu und weitet ihre Angst und Enttäuschung in die Fülle des österlichen Lebens.

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