Es gilt das gesprochene Wort!
(Schrifttexte: Jes 60,1-6; Eph 3,2 - 3a. 5-6; Mt 2,1-12)
Liebe Schwestern und Brüder!
Zuerst eine Feststellung: Die jüdischen Gelehrten, die Religionsexperten, die Schriftgelehrten – sie forschen, aber sie brechen nicht nach Bethlehem auf. Bei ihnen scheint sich nichts zu bewegen. Sie verharren. Die Magier dagegen scheinen aufgeschlossen, innerlich bewegt, derart unruhigen Herzens zu sein, dass sie sich auf den Weg machen. Dabei scheuen sie sich nicht vor dem Risiko, sich u.U. dem Spott und der Lächerlichkeit auszusetzen. Aber sie haben offenbar den Mut zum Widerspruch, die Demut von Menschen, die bereit sind, sich nach Größerem auszurichten.
Ein Zweites: Diese Magier, diese Weisen, heute einfach Könige genannt – sind zuallererst Menschen, die nicht Juden sind und d. h. in der damaligen Vorstellung: Es sind Heiden. Genau da setzt Paulus in der heutigen Lesung auf dem Epheserbrief an: Diese Heiden sollen dazu gehören. Er sagt: Sie sind Erben, sie sind Miterben. Sie haben Anteil an der frohen Botschaft, die Verheißung gilt nicht nur einem inneren Kern, einigen wenigen, sondern allen. Das heutige Fest macht deutlich, dass das Kind für alle Menschen aller Zeiten auf diese Welt gekommen ist und keinen aus-schließt. Deswegen sprechen die alttestamentlichen Texte an diesem Tag von der „Wallfahrt der Völker“ zum neugeborenen Kind. Das Kind will alle Menschen aller Zeiten aller Länder erreichen. Alle können sich zu ihm aufmachen.
Mir scheint das eine sehr aktuelle Botschaft zu sein für die Gegenwart, auch für unser Land. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass weniger als die Hälfte der Deutschen noch einer der großen Kirchen angehört. Natürlich hat unser Land nach wie vor seine christlichen Wurzeln, aber es ist immer weniger davon geprägt. In einer solchen Situation tun der Text des heiligen Paulus und das heutige Fest gut. Sie weisen uns darauf hin, dass wir nicht eine Kirche der wenigen Aus-erwählten sind, sondern eine Weltkirche für die ganze Menschheit.
Und schließlich: Diese Magier, Könige, Heiden brauchen diesen Stern. Ohne ihn hätten sie den Weg zur Krippe und damit zu Jesus nicht gefunden. Sie benötigen diesen Wegweiser. Wir alle brauchen solche Wegweiser, Zeichen, Ereignisse, Worte, Menschen, die uns auf die Spur bringen und zu Jesus Christus hinführen. Keiner kann ohne eine solche Vermittlung den Weg zu Jesus finden. Das ist auch die wichtigste Aufgabe der Kirche. Sie hat den Dienst zu vermitteln, auf Christus hin zu vermitteln und auf ihn zu verweisen und natürlich untereinander zu vermitteln. Die Kirche ist nicht die Mitte, sondern höchstens Mittel. In der Mitte steht Christus und die Kirche soll auf ihn verweisen. Mir scheint, dass uns das zur Zeit mehr schlecht als recht gelingt. Die Kirche soll wie ein Stern sein. Ich selber soll solch ein leuchtender Stern für andere sein, um ihnen den Weg zum Herrn zu weisen.
In diesen Tagen zeigen uns vielfach die jungen Menschen, die Kinder, die als drei Könige verkleidet unterwegs sind und den Stern in den Händen halten, wie wir füreinander Stern sein können. Ich wünsche Ihnen allen zu Beginn dieses neuen Jahres, dass nicht nur Gottes guter Stern über unserem Leben leuchtet, sondern dass wir füreinander wie ein guter Stern sein können. Amen