Es gilt das gesprochene Wort
Texte: 2 Kor 4,7-15 und Joh 17,6a.11b-19
Liebe Schwestern und Brüder,
sie sind Profis. Sie haben ein Studium hinter sich, meist sogar zwei, eine Berufseinführung und damit ihre Ausbildung als Pastoral – und Gemeindereferenten und -refrentinnen nun beendet. Erhalten und entwickeln Sie ihre Professionalität, indem sie jetzt von Tag zu Tag mehr Praxiserfahrung sammeln, sie reflektieren. Nutzen Sie die Elemente der Fort- und Weiterbildung im Bistum in ihren Pastoralteams, wie auch persönlich. Nur so bleiben sie Profis.
Bei aller Professionalität werden sie damit jedoch nicht alle Herausforderung ihres beruflichen Lebens abdecken können. Es geht in der Seelsorge und der Pastoral ja nicht einfach um Prozesse, Strukturen, um Sachverhalte oder Abläufe. Es geht vor allem um Personen: um Menschen, zu denen sie gesandt werden und für die sie da sein sollen. Und: es geht immer auch um sie selbst. Sie können sich selbst nicht raushalten. Im Gegenteil: Ihre Person, ihre Persönlichkeit ist das wichtigste Instrument ihrer Arbeit. Und schließlich geht um Gott, den persönlichen Gott.
Sie haben sich dazu aus der heutigen Lesung einen kleinen Satz des heiligen Paulus sozusagen als Sendungswort ausgewählt: „wir glauben und darum reden wir“ (2 Kor 4, 13). Pastoraler Dienst – in welcher Form auch immer – beruht nicht nur auf Professionalität, sondern immer auch auf dem persönlichen Akt des Glaubens. Man kann nicht in der Seelsorge wirken, ohne selbst zu glauben. Bei allen Herausforderungen der Gegenwart, bei allem Scheitern der Kirche und auch bei allen persönlichen Mängeln habe ich das Gefühl, dass der eigene Glaube manchmal für uns Profis die größte Herausforderung darstellt. Wenn dieser Glaube schwankt, wenn er schwindet, wenn ich ihn aufgebe, dann wird der pastorale Dienst schwierig oder gar unmöglich.
„Wir glauben“ – so beginnt das große Glaubensbekenntnis, mit dem uns die großen Geheimnisse unseres Glaubens immer wieder vor Augen gestellt werden, nämlich all das, was Gott wirkt für uns Menschen und seine ganze Schöpfung. Deswegen halte ich es für wichtig, sich diese Glaubensgeheimnisse immer wieder vor Augen zu führen und sie zu feiern, etwa in der Liturgie oder im Kirchenjahr.
Paulus und das große Credo nennen als Subjekt des Glaubens nicht bloß das „Ich“, sondern das „Wir“. Gemeint ist das „Wir“ der Kirche durch die Jahrtausende hindurch. Gott sei Dank sind wir in dieses große Wir eingeflochten. Das macht stark. Ich bin froh, dass heute Abend der Bischof unseres Partnerbistums aus Argentinien mit uns diesen Gottesdienst feiert, Bischof Nikolás Baisi. Er und die Delegation aus Puerto Iguazú sind ein lebendiger Ausdruck dieses großen kirchlichen Wir. Lassen sie uns versuchen, in dieses große Wir immer tiefer hineinzukommen. Konkret in das Wir einer Pfarrei oder in das Wir des Erzbistums Hamburg. Isoliert, für sich allein, können wir unmöglich Christen sein.
„Wir glauben und darum reden wir“. Man könnte „glauben“ ganz einfach als persönliche Beziehung zu Gott bezeichnen und dann liegt es nahe, mit diesem Gott in eine persönliche Zwiesprache zu kommen. Dabei geht es um das Hören auf seine Stimme. Das Gehörte will dann aufgenommen und erfasst werden, bis es zu einer Antwort kommt: Rede und Gegenrede, Dialog, Gebet. Wenn das der Kern des Glaubens ist, dann brauchen wir nur auszusprechen, was wir dort erfahren, dann ist Glauben und Seelsorge nicht das, was mir einfällt und was ich gerne sagen möchte, sondern weitersagen dessen, was dieser Gott mir zuspricht und was ich davon gehört und verstanden habe.
Liebe Schwestern und Brüder,
als Profis haben sie nie „ausstudiert“, nie ausgelernt, weil wir mit dem Glauben und dem Vertrauen nie an ein Ende kommen. Gehen sie Tag für Tag diesen Weg des Glaubens und dann werden sie die rechten Worte finden: „wir glauben und darum reden wir“.