Es gilt das gesprochene Wort
Evangelium: Lk 5, 1-11
Liebe Schwestern und Brüder!
Vor wenigen Wochen sind viele Mädchen und Jungen in das System Schule eingestiegen: Sie kamen aus den Kindertagesstätten und Vorschulen und steigen nun in die erste Klasse ein; andere wechseln auf die weiterführende Schule und steigen jetzt dort ein.
Und Sie, Sie steigen nach einer Zeit der Vorbereitung und Ausbildung heute in die Schulpastoral im Erzbistum Hamburg ein und werden dazu offiziell gesendet.
Sie sind Ein-Steiger, Neu-Einsteiger, manche von Ihnen sind vielleicht auch Quereinsteiger. Ich betone das heute Abend deswegen so deutlich, weil mir beim Lesen des Tagesevangeliums aufgefallen ist, wie häufig es um das Ein- und Aussteigen geht: Ganz zu Beginn sind die zukünftigen Jünger aus ihren Booten ausgestiegen, um an Land zu gehen und ihre Netze zu flicken. Dann aber ist es Petrus und einige andere, die mit Jesus im Boot sitzen. Folglich sind sie mit Jesus in ein Boot gestiegen.
Liebe Schwestern und Brüder,
viele steigen aus: die Aussteiger aus dem Einerlei des Lebens; die Aussteiger aus bestimmten Systemen, bei denen sie nicht mehr mitmachen oder sich gar schuldig machen wollen. Viele steigen aus der Kirche aus, aus dem Schifflein Petri. Und dafür können sie wahrlich gute Gründe benennen. Vielleicht haben auch sie sich schon einmal gefragt: sollte ich nicht eher aussteigen?
Heute bei dieser Beauftragungsfeier geht es daher um ein bewusstes Einsteigen.
Zuallererst möchte ich von Jesus Christus sprechen: er steigt ein, er steigt in das Boot am See Genezareth. Er steigt überhaupt ein in diese Welt. Das, was wir als Theologen mit Inkarnation bezeichnen, könnte man schlicht und einfach übersetzen mit: Gott steigt ein in diese Welt, in das Menschsein, in unser Leben und Geschick. Das ist die großartige Botschaft unseres christlichen Glaubens: einem Gott vertrauen zu dürfen, der nicht fern ab von uns Menschen existiert, sondern wirklich ein Einsteiger ist, einer, der am auf und ab unseres Lebens echten Anteil nimmt.
Auf diesen Weg will Jesus uns einladen. Er bittet uns, in sein Boot einzusteigen. Das bedeutet für uns zunächst: Wir sitzen nicht allein in diesem Boot. Er ist längst drin, weil er ein Einsteiger und kein Aussteiger ist.
In das Boot Jesu einsteigen kann für mich bedeuten, dass ich mir an einem Tag der Woche bewusst Zeit nehme, das Evangelium zu lesen und darüber nachzudenken, was es mir sagen kann für mein Leben. In das Boot Jesu einzusteigen kann bedeuten, den Tag mit einem kurzen, persönlichen Gebet zu beginnen oder zu beenden.
Und damit gibt Jesus Christus uns eine Richtung vor, nämlich immer wieder einzusteigen: in sein Boot, aber auch in die Lebensboote unserer Zeitgenossen. Für Sie konkret bedeutet dies: Einsteigen in das Leben Ihrer zukünftigen Schülerinnen und Schüler: was bewegt die jungen Menschen heute? Wie kann der Glaube spannend vermittelt werden und das in einer Zeit, in der Kirche nicht gut dasteht? Sie werden sich der einen oder anderen kritischen Rückfrage der Jugend stellen müssen. Haben Sie dann den Mut davon zu berichten, was Sie persönlich motiviert im Boot Jesu zu bleiben. Ermöglichen Sie Diskussion und Austausch, aber auch Momente spiritueller Besinnung. Es scheint mir, dass wir diese Seite den Jugendlichen zu wenig zutrauen: Still werden, nachdenken über das Wort Gottes, beten.
In einem Boot zu sitzen, bedeutet nicht zuletzt Gemeinschaft. Unterstützen Sie die Kinder und Jugendlichen, dass diese Gemeinschaft auch im Großen erfahrbar wird, indem Sie sich vernetzen und den Blick über den Tellerrand der Schule hinaus eröffnen: ich denke an das große Taizé-Treffen in Rostock dieses Jahr oder an den Weltjugendtag in Lissabon, die große Ministrantenwallfahrt nach Rom. Schulpastoral kann hier ein wichtige Brücke sein, wo unsere Gemeinden die Kinder oft leider nicht mehr erreichen.
Liebe Mitchristen,
wie man in ein Gespräch, eine Begegnung – und Sie wissen es selbst am besten – auch in eine Schulstunde oder einen Gottesdienst einsteigt, ist nicht unbedeutend. Davon hängt ab, ob alles folgende gelingt oder eher nicht. Deswegen wünsche ich Ihnen nicht nur für heute einen guten Start, sondern für Ihren Auftrag in der Schule Pastoral immer wieder den richtigen Einstieg. Und: Lassen Sie Jesus Christus zuerst immer wieder bei sich selbst einsteigen, denn nur so werden alle ihre Einstiege gelingen können.