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Predigt

Predigt zum Hochfest Christi Himmelfahrt

26. Mai 2022
Hamburg / St. Marien-Dom

Liebe Schwestern und Brüder,

mit dem Himmel verbinden wir viele positive Vorstellungen. Manch schöne Erfahrungen sind für uns geradezu himmlisch; andere träumen vom siebten Himmel der Liebe, oder von einem Himmel voller Geigen, wieder andere tanzen in den Himmel hinein. Oder wenn uns jemand zur Hilfe kommt, sagen wir schlicht und einfach: Dich schickt der Himmel.

Etwas kritischer sieht es schon aus, wenn etwas unerwartet vom Himmel fällt – ich frage mich, wie die Menschen im Ukrainekrieg heute über den Himmel denken, wenn Geschosse plötzlich von oben niederfallen und ihre zerstörerische Wirkung entfalten.

Wenn wir heute Himmelfahrt feiern, geht es nicht einfach um das da oben. Die Auffahrt Jesu in den Himmel ist keine romantische Ballonfahrt oder abenteuerliche Weltraumexpedition.
Mit Himmel bezeichnen wir Christen schlicht und einfach den Bereich Gottes. Wer im Himmel ist, der ist bei Gott angekommen. Christi Himmelfahrt meint also seine Heimkehr, seine Ankunft bei seinem Vater.

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn in manchen Familien das erste Kind das Abitur ablegt oder studiert oder sonst ein herausragendes Ziel erreicht, dann ist das eine Ehre für die ganze Familie. Mit Christus ist die Menschheit im Himmel, bei Gott angekommen. Es ist eine Ehre für uns alle. Das sage ich besonders auf dem Hintergrund all der Menschen, die nicht die Erfahrung des Ankommens machen können, die suchen und fragen, die mühsam den Weg durch ihr Leben finden müssen und erstrecht der über 100 Millionen Schwestern und Brüder, die weltweit als Migranten fern ihrer Heimat leben.

Christus ist derjenige, der den Himmel für uns Menschen öffnet. In einem unserer Weihnachtslieder singen wir Jahr für Jahr: „Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis“ (GL 247, 4). Jesus Christus ist sozusagen der Himmelsöffner. Seine Mission ist es, dass unser irdisches Leben nicht gegen die Wand fährt, sondern durchlässig wird auf Gott hin. Schon bei seiner Taufe im Jordan öffnet sich der Himmel; bei seinem Tod am Kreuz zerreißt der Vorhang des Tempels entzwei und gibt damit symbolisch den Weg zu Gott hin frei.
An Christi Himmelfahrt geht es also auch um unsere Zukunft, um unsere Heimat bei und in Gott. Mit der Himmelfahrt Christi ist unser Leben ein für alle Mal eben nicht gescheitert, sondern ans Ziel gekommen und erfüllt. Unsere Zukunft liegt in der Gemeinschaft mit Gott, im Einssein mit ihm, im Ankommen bei ihm. Der frühchristliche Theologe Tertullian ruft geradezu begeistert aus: „Seid nur getrost, Fleisch und Blut, denn mit Christus habt ihr Raum in Gott gefunden“. Wir sind zum Himmel unterwegs! Es ist ein gutes Gefühl, dass sich der Himmel über unsere Erde wölbt. Gott sei Dank, ist uns der Blick nach oben eingeschrieben. Ja, wir haben einen Platz nicht nur bei Gott, sondern in Gott. Jeder einzelne ist hinein genommen in das göttliche, dreifaltige Leben und Lieben Gottes. Wenn Jesus selber uns verspricht, uns vorauszugehen und eine Wohnung für uns vorzubereiten, dann ist diese Wohnung oder besser gesagt: diese Bleibe in Gott selber vorbereitet. Sie wartet darauf, von uns an– und eingenommen zu werden. Gott selber ist der Raum, der Himmel, in dem für jeden von uns ausreichend Platz ist, sodass wir sein können.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Blick nach oben ist keine Weltflucht und erst recht keine Weltverachtung. Christen sind Liebhaber der Menschen, der Erde und des Lebens. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen heute ganz bewusst den „Himmel auf Erden“. Damit meine ich nicht, dass alle Ihre Wünsche hier erfüllt oder gar übererfüllt sein könnten. Damit meine ich vielmehr die Erfahrung der Gemeinschaft mit Gott, der Verbindung, der Beziehung mit ihm.
Himmel auf Erden kann da werden, wo Christen Zeugen der Liebe Gottes sind und darüber sprechen. Himmel auf Erden kann da werden, wo Christen himmlisch leben. Himmel auf Erden kann da werden, wo Christen beten und im Gebet mit Gott eins sind.

Deswegen beten wir gerade in diesen Tagen um den Heiligen Geist, das Kostbarste, was Gott uns geben kann. In diesem Geist ist Gott uns nahe und in ihm sind wir fähig, Gottes Willen zu tun - im Himmel und auf Erden, bis an ihre Grenzen.

In diesem Sinne: Was schaut ihr auf zum Himmel? Ja, behalte dieses Ziel im Auge, freut euch drauf, aber vollzieht gleichzeitig die Bewegung Jesu vom Himmel auf die Erde immer wieder nach und lasst den „Himmel auf Erden“ anfanghaft entstehen, bis die Erde selber bei Gott zum Himmel wird. Das heutige Fest gibt nicht auf alle unsere Fragen eine Antwort. Es vermittelt uns aber eine Haltung, nämlich die der Hoffnung und der Zuversicht, der Perspektive, aus der heraus wir leben und das Leben auf dieser Erde geradezu himmlisch ausgestalten dürfen. Amen.

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