Zusammenhalt - unter diesem Leitwort sind wir unseren Kreuzweg heute gegangen. An den einzelnen Stationen haben wir dies bedacht: was uns trennt, was uns verbindet, wo unsere Verantwortung liegt. Aus der Sicht eines Mediziners, einer Verantwortlichen für den Bereich Pflege und eines Sprachwissenschaftlers.
Es ist der Kreuzweg ganz vieler: der Ukrainer, der Geflüchteten aus der Ukraine und vielen anderen Ländern dieser Erde, auf gefährlichsten Routen, ohne jeden Schutz, gerade der Kinder und Jugendlichen und vor allem der Frauen. Es ist der Kreuzweg derer, die unter Corona leiden, im physischen, aber auch im psychischen Sinne....
Zusammenhalt – unter diesem Leitwort können wir Jesu Kreuzweg begreifen. Er hält zusammen, er ist geradezu der Zusammenhalt.
Jesus hängt am Kreuz, nicht allein, sondern zwischen zwei anderen. Seine Arme sind weit ausgespannt: nach rechts und nach links. Er will zusammenhalten, er will verbinden gerade da, wo Leid isoliert, wo Positionen gegeneinanderstehen, wo Perspektiven aneinander vorbeigehen. Jesus stärkt die Solidarität, die Verbundenheit, die Zusammengehörigkeit. Von seinem Kreuz geht die Botschaft des Füreinanders aus, der gegenseitigen Hilfsbereitschaft. Wir sind einander zugehörig und verpflichtet. Hatte Kain noch die verräterische Frage stellen können: „Bin ich denn der Hüter meines Bruders?", so gibt die Kreuzesszene eine eindeutige Antwort: Ja, der Mensch neben mir und um mich herum kann und darf mir nicht einerlei sein, nicht gleichgültig, sondern ist mir Schwester und Bruder, und ich bin es für ihn und für sie. Miteinander sind wir Mitmenschen, jeder einzelne ein unverwechselbares Ebenbild Gottes. Es ist nicht nur die Pflicht, die uns miteinander verbindet; viel stärker ist die Liebe, die wir empfangen und die wir schenken dürfen. Diese Liebe spüre ich in den weit ausladenden geöffneten Armen Jesu am Kreuz.
Das ist die horizontale Dimension; dazu kommt die Vertikale:
Jesus ist ausgespannt zwischen Himmel und Erde, er hängt dazwischen, er will oben und unten miteinander verbinden. Schon bei seiner Geburt sangen die Engel über der Krippe: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden". Doch vor wenigen Tagen, beim Einzug Jesu in Jerusalem jubelten die Menschen ihm mit den Palmzweigen zu und riefen: „Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe!" (Lk 19,38). Himmel und Erde sollen in Jesus zusammengehalten werden. Dafür steht das Kind in der Krippe, dafür steht der Gekreuzigte auf Golgotha.
Zusammenhalt: Das zeigt Jesus am Kreuz. Zusammenhalt: das ist die Botschaft, die von jedem Kreuz an uns ergeht.
Herr Jesus,
du verbindest uns untereinander.
Du verbindest Himmel und Erde.
Lass uns dich in jedem Kreuz, das Menschen tragen, wiederfinden.
Gib uns die Kraft, selber mehr zusammen zu führen und zusammen zu halten, als zu spalten und zu trennen.
Sei Du der Zusammenhalt in allem und zwischen allen.