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Predigt

Impuls zu Palmsonntag 2022

10. April 2022
Hamburg

Am 24. Februar dieses Jahres ist das russische Militär in die Ukraine eingedrungen. Endlose Militärkolonnen mit scharfem Geschütz, das nicht zurückschreckt vor Wohnungen und Häusern, Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern, bis in die Zentren der Städte hinein, nach Kiew, Lemberg, Odessa, Mariupol und wie sie alle konkret heißen.

Militärparaden, die in manchen Ländern zur Erinnerung an frühere große Siege gehalten werden, sind keineswegs harmlos. Wir sehen jetzt mitten in Europa, wo es hinführt, wenn sie auf scharf gestellt werden, wenn gezündet wird. Das Spiel mit dem Feuer ist nicht ungefährlich!

Auch die Antike kannte solche Paraden, kannte den Streitwagen, das Militär – das hat es offenbar zu allen Zeiten gegeben und das gibt es bis in die Gegenwart. Da muten die oft inszenierten Staatsbesuche früherer Zeiten geradezu als harmlos an. Wenn zum Beispiel Könige kamen und mit militärischen Ehren und großem Pomp empfangen wurden.

Aber all das hatten schon die Zeitgenossen Jesu und all das müssen wir heute als Hintergrund für den Einzug Jesu nach Jerusalem bedenken. Jesus liefert ein Gegenbild, einen Kontrast, wie er deutlicher nicht sein kann.

Jesus kommt mit nichts, noch nicht einmal mit ein paar Habseligkeiten wie viele der Geflüchteten in diesen Tagen.

Sein Einzug scheint spontan, jedenfalls nicht inszeniert und geplant. Sein Einzug ist friedlich. Jesus wählt damit einen anderen Ansatz als die politischen Machthaber seiner Zeit.

Er sitzt auf einem Esel, einem Nicht-Kriegs-Tier. Der Esel steht für Demut. Es ist kein störrischer, sondern ein ganz junger, bereitwilliger Esel. Vor ihm braucht man keine Angst zu haben. Im Gegenteil: Dieser Esel trägt friedlich die Lasten, er ist ein Lasttier.

Fast fühlt man sich an eine Zeichnung aus Rom erinnert: In der ehemaligen Wachstube der kaiserlichen Garde auf dem Palatin in Rom ist eine Karikatur des Kreuzes an die Wand gekritzelt: ein Kreuz, an dem ein Mensch hängt mit einem Eselskopf. In der Rüstung eines römischen Legionärs kniet ein Soldat vor diesem Kreuz. Und der Text daneben sagt: „Alexamenos (dem seine Kameraden durch diese ironische Kritzelei ihre Verachtung bekundet haben) betet seinen Gott an." Sein Glaube an Jesus Christus war in ihren Augen eine Eselei, eine lächerliche Torheit. Noch weiter gedacht lautet die Botschaft: Ein Gott, der sein Schicksal in die Hand von Menschen gibt, ist ein Esel. Auf gut Deutsch: Jesus reitet nicht nur auf einem Esel, sondern er ist selber ein Esel.

Wenn wir heute am Palmsonntag, wie die Menschen damals, Jesus auf dem Esel zujubeln und unsere Palmzweige dazu schwenken, dann ist das in diesem Jahr eine ausdrückliche Friedensdemonstration. Es ist ein Aufruf, den Frieden immer mehr in diese Welt zu bringen. Denken wir nicht nur jetzt beim Einzug in die Kirche an den Esel, sondern immer wieder. Haben wir keine Scheu, in den Fußstapfen Jesu weiterzugehen – ganz im Sinne des demütigen, sanftmütigen Esels, der den Frieden verkörpert.

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