Es gilt das gesprochene Wort!
Liebe Schwestern und Brüder,
gestern, am Fest der Epiphanie, Heilige drei Könige, endete das Evangelium der heiligen Messe mit dem wichtigen Satz: Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Ich möchte heute noch einmal daran anknüpfen.
Die Magier bleiben also nicht an der Krippe stehen und schlagen dort ihre Zelte auf. Sie treten den Heimweg an und kehren in ihr eigenes Land, ihre eigene Welt zurück. Das ist für uns im Erzbistum Hamburg eine eindeutige Botschaft: Hier im Norden Deutschlands sind wir hingestellt. Hier liegt unser Auftrag, hier machen wir die wichtigsten und besten Erfahrungen unseres Lebens, hier ist für uns „heiliger Boden“ (Ex 3, 5).
Der Evangelist betont dann eigens, dass die Magier „auf einem anderen Weg“ wieder heimkehren. Konkret heißt das: Ihr Weg führt nicht über den Palast des Herodes. Diese Station hat sich schon auf dem Hinweg als falsch erwiesen. Jetzt kehren sie nicht über diese Station zurück.
Vielleicht darf man diese Formulierung „auf einem anderen Weg“ auch viel allgemeiner verstehen: Sie kehren anders nach Hause zurück, verändert, ja verwandelt. An der Krippe haben sie im neugeborenen Kind das gefunden, was sie gesucht haben. Diese Begegnung hat sie verändert und verwandelt. Sie gehen eben nicht mehr so von der Krippe weg, wie sie hingekommen sind, sondern mit neuen, mit anderen Erfahrungen. Eigentlich muss jede Begegnung uns immer ein Stück weit verändern. Die Begegnung mit einem König, mit dem Messias, mit Gott selbst kann nie folgenlos bleiben. Sie verändert immer. Wer Gott begegnet, sollte immer anders davongehen, wie er hingekommen ist. Es sei denn, der Mensch verschließt sich in sich selbst und schottet sich gegen Gottes Liebe ab. Dann passiert gar nichts.
Für die Drei ist ein neuer Horizont eröffnet worden, sie haben ein neues Bild von Gott gefunden. Er ist eben nicht nur derjenige, der über allem steht, der der Größte ist, der Allmächtige, der Starke. In Jesus schlägt Gott einen neuen und anderen Weg ein. Es ist der Weg der Erniedrigung, der Kleinheit, eben der unterste Weg, wie in später der Franzose Charles de Foucauld nennt.
Von diesem Gott können die Magier fortan erzählen; die Erfahrungen, die sie an der Krippe gemacht haben, die können sie nun weitertragen. Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund gleichsam über (vgl. Lk 6, 45).
Wer dem Kind in der Krippe begegnet, der wird nicht nur davon erzählen, nein, er wird selber versuchen, diesen untersten Weg im eigenen Leben selber zu gehen, ihn fortzusetzen, die Liebe, die in Kind in der Krippe spürbar wird, weiterzuleben, sich dafür einzusetzen, dafür zu wirken und zu arbeiten.
Liebe Schwestern und Brüder,
in diesem weihnachtlichen Tagen kommen auch wir zum Kind in der Krippe. Immer wieder kommen wir zum Mann, der am Kreuz hängt. Die Begegnung mit ihm will auch uns verwandeln. Auch wir gehen dann anders wieder von ihm weg, als wir zu ihm hingekommen sind.
Versuchen wir, Gott im Kleinen zu suchen, in den Alltäglichkeiten, indem was man allzu leicht überhören und übersehen kann, in der Stille, und natürlich in den Kleinen unter uns, die nicht groß herauskommen, um die kein Aufsehen gemacht wird, die im Schatten leben, an den Rändern. Von diesen Gotteserfahrungen im Kleinen, die wir persönlich gemacht haben, zu erzählen, das ist Aufgabe einer missionarischen Kirche. Aus diesen Erfahrungen heraus unser Leben zu gestalten und Gottes Liebe im Alltag in die Tat umzusetzen, das ist unsere Überzeugungskraft.
Ich wünsche am heutigen Geburtstag unseres Erzbistums allen, dass sie zu Jesus hin finden, ihm immer wieder persönlich begegnen und dann verändert zurückkommen und als Christen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg leben.