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Predigt

Hochfest der Erscheinung des Herrn

06. Januar 2021
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Schwestern und Brüder,

„Ich habe Angst“ – diesen Satz höre ich in diesen Tagen immer wieder. Es ist natürlich die Angst, sich am Virus zu infizieren, aber auch die Angst um die eigenen Familienangehörigen und den Freundeskreis, die Angst um die berufliche Existenz und vieles andere mehr.

Angst gehört zu unserem Leben – nicht erst seit Corona. Angst ist ein ständiger Begleiter, in allen Altersphasen, für Kinder wie für betagte Leute, an der Arbeitsstelle, im Privatleben und in der Freizeit, im Hinblick auf die Gesundheit. Manchmal ist es die Angst, zu kurz zu kommen oder überfordert zu werden…
Die Angst gehört zu den Grundstimmungen des Menschen. Er muss sie gar nicht erst erlernen. Fast wie einen Grundsatz stellt Jesus fest: „In der Welt habt ihr Angst“ (Joh 16,33). Als Jesus mit seinen Jüngern in einen Sturm auf hoher See geriet, sagt er zu ihnen: „Warum habt ihr solche Angst?“ (Mk 4,40). Da stand die Angst den Jüngern förmlich ins Gesicht. Denken wir schließlich an die angstvollen Stunden Jesu im Garten Gethsemane in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag. Auch Jesus hatte Angst.

Manche versuchen ihre Ängste zu verdrängen, andere lassen sich von ihren Ängsten geradezu lähmen und zerstören. Angst ist so etwas wie die Alarmanlage der Seele – also nicht nur schlecht, sondern im Gegenteil: wichtig, ja lebenswichtig für den Menschen.

Auch das heutige Fest hat es mit der Angst zu tun. Es ist die Angst des Königs Herodes und ganz Jerusalems auf die Nachfrage der Sterndeuter aus dem Osten, wo denn der neugeborene König geboren sei. Es ist die Angst des Herodes vor einem anderen, vor einem jüngeren und mächtigeren König, die Angst um das eigene Königsein, um die eigene Machtposition; es ist die Angst Jerusalems, also der etablierten Religion um ihre eigene Zukunft. Deswegen geht durch Herodes und Jerusalem ein Erschrecken hindurch; deswegen versucht er mit den Sterndeutern einen heimlichen Pakt zu schließen und sie zu seinen Spitzeln zu machen. Die Angst führt schließlich dazu, dass er den Befehl zum Kindermord in Bethlehem erteilt. Herodes und Jerusalem gehen schlecht mit ihren Ängsten um, werden immer enger und eifersüchtiger.
Ganz anders die Sterndeuter aus dem Osten: Als Menschen werden auch sie Angst gekannt haben. Aber diese Ängste gewinnen bei ihnen nicht die Oberhand und das Oberwasser. Sie scheinen gut mit ihren Ängsten umgehen zu können.

Die Sterndeuter sind Menschen, die aufbrechen, die sich auf eine neue Spur begeben und die sich auch durch die Umtriebe des Königs Herodes von dieser Spur nicht abbringen lassen. Sie lassen sich also durch ihre Ängste nicht zurückhalten und sie lassen sich durch einen Herodes auch keine besondere Angst einjagen. Es sind also Menschen, die sich auf etwas Neues und etwas Unbekanntes einlassen.
Im Laufe ihrer Reise orientieren sie sich ganz an dem Stern am Himmel. Als sie aber in Bethlehem angekommen sind, haben sie sich voll und ganz auf das Kind konzentriert. Sie huldigen ihm, fallen nieder und schenken ihm, was sie mitbringen. Mit diesen Gesten setzen die Sterndeuter einen Akt des Vertrauens. Hier vertrauen sie sich ganz diesem Kind an und legen ihr Schicksal in seine Hände. Dieses Vertrauen heißt Glauben.

Papst Johannes XXIII. hat einmal gesagt: „Wer glaubt, zittert nicht“. Man könnte auch sagen: Wer glaubt, der weiß mit seiner Angst umzugehen, der vertraut eben nicht allzu sehr auf sich alleine und sich selbst, sondern setzt sein Vertrauen ganz und gar auf Gott. Diesen Glaubensakt vollziehen die Sterndeuter, indem sie vor dem Kind niederknien und es anbeten.

Offenbar verändert diese Begegnung die Sterndeuter so sehr, dass sie auf einem anderen Weg wieder in ihre Heimat zurückkehren. Sie haben also keine Angst vor Herodes, sondern brechen neu auf und machen sich auf den Weg. Sie wissen, dass sie bei diesem Kind und in seiner Liebe voll und ganz geborgen und aufgehoben sind. Das nimmt ihnen die Angst vor dem Neuen und vor dem Anderen. Dieses Vertrauen setzt sie in Bewegung.

Liebe Schwestern und Brüder,
die Sterndeuter aus dem Osten sind uns gerade am Beginn des neuen Jahres gute Wegbegleiter, vor allen Dingen auch angesichts der Gesamtsituation, in der wir stecken. Sie wollen uns Mut machen und zeigen uns, wie wir gut mit unseren Ängsten umgehen, indem wir nämlich voll und ganz auf die Liebe Gottes vertrauen und den Mut haben, in diese Liebe einzuwilligen.

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