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Predigt

Predigt zur Beauftragung neuer schulpastoraler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Erzbistum Hamburg

26. November 2020
Kleiner Michel zu Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort

Predigt von Erzbischof Stefan Heße bei der Heiligen Messe zur Beauftragung neuer schulpasto-raler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Erzbistum Hamburg
am 26. November 2020 im kleinen Michel
(Evangelium: Lukas 10,1-9)


Liebe Schwestern und Brüder,
die Heilige Schrift ist kein Geschichtsbuch aus fernen Zeiten. Sie ist zu jeder Zeit das lebendige Wort Gottes. Dieses Wort ereignet sich, es lebt, es wird fortgesetzt. Das spüren wir besonders heute bei Ihrer Beauftragung für den schulpastoralen Dienst.

Damals waren es 72 Jünger, die Jesus ausgewählt hat. Dabei betont der Evangelist ausdrücklich, dass es sich um „andere“ Jünger handelt, die Jesus auswählte. Und zu diesen anderen gehören Sie dazu!
Diese Jünger sendet er an all die Orte, die er eigentlich selber besuchen möchte. D. h., der Jünger kommt im Namen des Meisters selbst. Oder um es anders zu sagen: Sie stehen in seinem Namen da. Sie gehen ihm voraus bzw. ER folgt Ihrem Wirken nach.

Diese Gruppe, zu denen Sie sich zählen dürfen, geht in Städte und an andere Orte. In der Pastoraltheologie sprechen wir mittlerweile von sogenannten „Andersorten“. Im Rahmen der Entwicklung der pastoralen Räume im Erzbistum Hamburg sprechen wir daher nicht nur von Pfarreien und Gemeinden, sondern immer wieder auch bewusst von Orten kirchlichen Lebens. Für mich zählen unsere Schulen zu diesen Orten kirchlichen Lebens. Hier ereignet sich Kirche, hier setze ich, setzen wir als Erzbistum Hamburg auf Sie.
Die Schule als Ort kirchlichen Lebens ist in der jetzigen Situation stark in der öffentlichen Diskussion. Immer wieder wird darüber diskutiert, unter welchen Bedingungen heute Schule stattfinden kann, wie die Schülerinnen und Schüler, natürlich aber auch Lehrerinnen und Lehrer an diesem wichtigen Ort vor dem Covid-Virus geschützt sind. Wie geht Schule unter den Bedingungen der Distanz? Wechselnde Lerngruppen: ja oder nein? Hybridunterricht? Maskenpflicht: für wen? Wie lange und unter welchen Bedingungen können unsere Schulen offen bleiben? Welche Quarantäneregeln greifen für positiv getestete Schüler und Schülerinnen?

Wir denken hierbei an 10 bis 11 Mio. Schüler und Schülerinnen in Deutschland, plus ihre Familie und fast 800000 Lehrer und Lehrerinnen. Sie verbringen einen wesentlichen Teil ihres Lebens in der Schule bzw. der Schulgemeinde.

An der Schule erleben wir wie in einem Fokus den Wandel unserer Gesellschaft überhaupt, etwa hin zum digitalen Unterricht. Was braucht es dazu an Voraussetzungen technischer, aber auch pädagogischer Art? Wie wird die Digitalität das Schulleben und unser Leben im Ganzen verändern? Wir sehen es an unseren Städten und Gemeinden, die einer großen Veränderung unterliegen. Dieser Veränderung müssen wir uns auch als Kirche stellen.

Jesus gibt seinen Jüngern einen ziemlich klaren und eindeutigen Auftrag. Sie sollen an diese Orte gehen und eines sagen und vermitteln, nämlich: „Friede sei mit euch“. Oder anders gesagt: „Das Reich Gottes ist euch nahe“. Der Friede ist immer der göttliche Friede, der umfassende Shalom, das Reich des Friedens. Deswegen sind Friede und Reich Gottes fast austauschbar. Die Botschaft mag heute eine neue Form annehmen und auf eine ganz andere Art und Weise zu vermitteln sein. Aber die Botschaft als solche bleibt: Wir alle sind gerufen, das Reich Gottes anzukündigen, das längst im Begriff ist zu wachsen und den Frieden zu bringen, den Christus uns hinterlassen hat.

In einem schulpastoralen Papier, das wir gerade in dieser Woche noch einmal unter den Bischöfen in einer Videokonferenz diskutiert haben und das bald veröffentlicht werden soll, heißt es, dass wir eine humane Schule als Ziel vor Augen haben. Da, wo wir Gott den Weg bereiten, seinen Frieden, seine Liebe, seine Gerechtigkeit, wo all das Göttliche in die Zeit einbricht und wir ihm die Tore offenhalten, da wird es wirklich menschlich. Das Humanum gibt es nur auf der Grundlage des Divinum, Göttliches und Menschliches gehören zusammen. Romano Guardini sagt ganz schlicht: „Wo Gott seinen Ort in der Welt verliert, verliert ihn auch der Mensch.“ Wir Christen glauben viel-mehr: Wo Gott ganz ein-fach Gott ist, kann der Mensch voll und ganz Mensch sein!

Gott geht in aller Regel sehr sensibel mit uns Menschen um. Er will den Menschen nicht überwältigen oder gar zwingen, sondern er wirbt immer um seine Freiheit. Um es mit einem Bild zu sagen: Er steht an der Tür und klopft, aber er tritt die Tür nicht ein und verschafft sich niemals mit Gewalt Einlass. In unserem Evangelium heißt es ganz schlicht und einfach: „Wenn man euch aufnimmt“. Es hängt also alles daran, dass uns geöffnet wird, dass der Mensch mit seinem freien Willen bereit ist, der Botschaft Gottes und seinen Frieden und seiner Gerechtigkeit den Weg zu bereiten. Schulpastorale Arbeit darf nie mit Gewalt geschehen, darf nie missbräuchlich sein, sondern setzt immer auf die Freiheit des Einzelnen. Der langjährige Pariser Erzbischof Kardinal Jean-Marie Lustiger brachte es in ein sprechendes Bild: „Die menschliche Persönlichkeit lässt sich nicht wie Stahl schmieden. Die dem Menschenherzen eingeschriebene Freiheit sorgt für Überraschungen…“

Liebe Schwestern und Brüder,

ich wünsche Ihnen Gottes Segen für Ihren neuen Dienst in der Schulpastoral zugunsten so vieler, der Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, der Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, also zugunsten der ganzen Schule. Gehen Sie immer mit Freude und bewusst an diesen Ort kirchlichen Lebens. Bringen Sie selber Gottes Frieden und sein Reich mit. Respektieren Sie die Freiheit jedes Menschen. Gott segne Sie und Ihren wertvollen Dienst.

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