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Predigt

Predigt zum Nils-Stensen-Gedenken

25. November 2020
Propsteikirche Sankt Anna in Schwerin

Es gilt das gesprochene Wort.

Liebe Schwestern und Brüder,

Papst Franziskus hat vor kurzem an zwei wichtige Ereignisse erinnert: seit 50 Jahren gibt es diplomatische Beziehungen zwischen der europäischen Gemeinschaft und dem Heiligen Stuhl als ständiger Beobachter beim Europarat; auch wurde in diesem Jahr der 70. Jahrestag der Schuman-Erklärung begannen. Dabei geht es um die Überwindung der durch beide Weltkriege entstandenen Feindschaften auf dem europäischen Kontinent.

Am Ende seines Schreibens ruft der Papst die Schutzheiligen Europas an: Benedikt, Cyrill und Methodius, Birgitta von Schweden, Katharina von Siena und Theresia Benedicta vom Kreuz, also Edith Stein, die vor ihrer Bekehrung auch in Hamburg weilte.

Sicher hätte Papst Franziskus auch einen Seligen wie Niels Stensen hinzufügen können. Er ist zwar kein Patron Europas im erklären Sinn, aber ein wirklicher Europäer. Das beweist allein die Route, die er durch den europäischen Kontinent bereist hat: geboren in Dänemark, Student in den Niederlanden, dann schließlich in Frankreich und Italien und wiederum an verschiedenen Orten in Deutschland, bis hierhin nach Schwerin wo er am 25. November 1686 verstorben ist und seine Reliquien in der Krypta verehrt werden.
Aber Nils Stensen ist nicht nur aus diesen äußeren Gründen ein europäischer Mensch, sondern er denkt geradezu europäisch. Ich will versuchen dies an drei Punkten deutlich zu machen, die für ihn und uns von Bedeutung sind.

1. Geschwisterliches Miteinander
Europa ist ein Kontinent aus sehr vielen verschiedenen Staaten. Das hat Stensen auf seinen Reisen erfahren. Es geht eben zu wie in einer echten Familie: Wir gehören alle zusammen, aber jeder von uns ist unterschiedlich. Diese Unterschiede sollten wir nicht übersehen und erst recht nicht versuchen, sie auszulöschen. Gerade diese verschiedenen Traditionen bilden den Reichtum Europas. Aber wir werden die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen niemals allein bewältigen können, sondern immer nur gemeinsam. Das wird auch gerade in dieser Zeit in und durch Corona deutlich: Es betrifft alle und jeden. Eine Lösung finden wir nur in einem großen Miteinander! Machen wir uns also auf den Weg zu einer größeren Geschwisterlichkeit.

2. Menschenfreundlicher Umgang
Ein zweiter Gedanke: „die Originalität Europas liegt vor allem in seinem Menschenbild“ . Der Mensch ist kein Gegenstand, kein Ding. Er stellt an sich einen Wert dar, er hat eine Würde, die ihm keiner nehmen darf und kann. Deswegen gilt es, das Leben in jeder Phase zu schützen, von der Empfängnis bis zum letzten Atemzug. Herr über Leben und Tod sind nicht wir Menschen, sondern nur Gott selbst. Deswegen braucht es einen durch und durch menschenfreundlichen Umgang untereinander, gerade gegenüber den Schwächeren. Hierbei denke ich besonders an die Migranten. Ich bin mir sicher, dass Nils Stensen als Mediziner und als Migranten auf großen europäischen Routen um diesen Respekt vor jedem einzelnen Menschen wusste.

3. Offen für Transzendenz
Wir alle wissen um die Säkularisierung in unserem Land. Wo wüsste man das nicht besser, als im Osten Deutschlands wie hier in Mecklenburg, wo gerade einmal 20 % der Menschen getauft sind. Der Anteil der Katholiken liegt bei etwa 3 %: also ein sehr säkulares Terrain. Gerade hier leben wir als Christen, hier bekennen wir unseren Glauben, hier geben wir Zeugnis. Wir sollen so etwas sein wie die Hefe im Teig oder – um ein anderes Bild zu wählen: wie die Seele im Leib. Das können wir nur sein, wenn wir als Christen Christus in die Mitte rücken. Das ist unsere Kraftquelle. Daraus empfangen wir selbst und daraus sollen wir anderen weitergeben. Nils Stensen hat das hier vorgelebt und in seiner Tradition wollen wir es fortsetzen.

Seliger Nils Stensen, bitte für uns in Mecklenburg, für uns im ganzen Erzbistum Hamburg und für uns in Europa! Amen

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