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Predigt

Predigt zu Allerheiligen in der Domkirche St. Marien

01. November 2020
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Schwestern und Brüder,

je länger die Coronapandemie uns in Beschlag nimmt, umso mehr vermissen wir, was für uns zum Leben einfach dazugehört und wichtig ist: es ist allem voran die erfahrene und gelebte Gemeinschaft. In diesen Zeiten leiden viele Menschen unter Isolation, unter Quarantäne, unter Abgeschiedenheit, unter mangelnden Kontakten und Begegnungen. Es ist gerade nach den jüngsten Verordnungen eine Zeit des ausgesprochenen physical distancing, aber für viele auch und vor allem des social distancing.

Heute an Allerheiligen können und sollen wir uns in Erinnerung rufen, dass in unserem Glaubensbekenntnis die Gemeinschaft steht, die Communio. Nachdem wir in unserem Credo den Glauben an den Vater, Sohn und Heiligen Geist bekennen, bringen wir im Schlussteil des Glaubensbekenntnisses sozusagen die Wirkungen oder die Geschenke dieses Dreifaltigen Gottes ins Wort. Eine davon ist die Gemeinschaft der Heiligen, also nicht einfach nur die Heiligen oder das Heilige, sondern ausdrücklich die Gemeinschaft der Heiligen und des Heiligen, die communio sanctorum.

Ein Blick auf diese Gemeinschaft kann uns gerade in dieser Zeit der Coronapandemie guttun.

Mit unserer Lesung aus dem letzten Buch der Bibel, der Geheimen Offenbarung, wagen wir einen Blick auf diese große, unzählbare, vielfältige Schar der Heiligen, sozusagen ein Himmel voller Heiliger. Heiligkeit ist offenbar nicht eine Gabe für den Einzelnen, sondern drängt dazu, geteilt und mitgeteilt zu werden.
Der Kalender eines Jahres hält an jedem einzelnen Tag einen und manchmal sogar mehrere Heilige zum Gedächtnis bereit. In der Liturgie der Kirche feiern wir diese Heiligen tagtäglich im Stundengebet und in der heiligen Messe. Gerade in diesen Zeiten wird mir deutlich, diese Heiligen sind uns nicht fern, sie sind unsere Schwestern und Brüder. Ja, der heilige Paulus bringt einmal zum Ausdruck, dass wir Mitbürger und Hausgenossen der Heiligen sind. Sie sind unsere Freunde, sie sind unsere Nachbarn, unsere Mitmenschen. Wir leben als Kirche in einer Gemeinschaft zusammen. Deswegen finde ich es faszinierend, dass diese Heiligen aus allen Altersschichten sind, ganz junge und hochbetagte. Es sind Menschen aus unserem Land, aus Europa, aus jedem Kontinent, aus der ganzen Welt. Es sind Frauen und Männer, Getaufte und Gefirmte und Geweihte. Manche haben Werke hervorgebracht oder einen Orden gegründet, andere eher verborgen gelebt. Die einen wurden verfolgt und haben für ihren Glauben leiden müssen, andere haben ein Leben lang treu ihren Glauben gelebt mitten im Alltag.

Communio sanctorum, Gemeinschaft der Heiligen, meint, wenn man es ganz wörtlich aus dem Lateinischen ins Deutsche überträgt, auch die Gemeinschaft am Heiligen. Es meint die Gemeinschaft mit dem heiligen Gott, er ist der einzig Heilige, der Heilige schlechthin. Gott will uns an seiner Heiligkeit Anteil geben. Wir haben diese Heiligkeit empfangen in unserer Taufe, wir empfangen sie immer neu und immer tiefer in jeder Eucharistie, die wir feiern. Gott will uns an seiner göttlichen Lebens– und Liebesgemeinschaft teilnehmen lassen. Gott ist immer gemeinschaftsbildend und gemeinschaftsstiftend.

Liebe Schwestern und Brüder,

die Gemeinschaft der Heiligen steht uns also nicht einfach gegenüber und ganz weit von uns entfernt. Wir gehören in diese Gemeinschaft schon hinein. Tag für Tag haben wir an dem Heiligen Anteil. Wenn wir dieses Heilige, dieses Heil, diese Schönheit aufnehmen und ergreifen, dann wird auch unsere Welt und Zeit ein wenig heiler, ja heiliger. Allerheiligen lenkt also nicht nur den Blick auf den Himmel voller Heiligen, sondern auch auf eine Erde voller Heiliger und voller Heiligkeit.

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