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Predigt

Predigt zur Priesterweihe von Bruder Lukas Boving aus dem Benediktinerkloster Nütschau am Fest der K

14. September 2020
Bad Oldesloe

Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Schwestern und liebe Brüder, liebe benediktinischen Mitbrüder aus Nütschau,
lieber Bruder Lukas,

heute feiern wir das Fest Kreuzerhöhung. Wie der Name sagt, steht das Kreuz im Mittelpunkt, ja, es wird erhöht, d.h., es wird verherrlicht, es wird in seiner Heilsbedeutung angeschaut und verehrt. Eigentlich ist das große Kreuzfest im Laufe des Kirchenjahres immer der Karfreitag. In jeder Karfreitagsliturgie wird das heilige Kreuz von den Gläubigen verehrt. Sie treten Einzeln nach vorne, schauen auf das Kreuz, machen eine Kniebeuge oder Verneigung.

Heute an Kreuzerhöhung feiern wir hier die Priesterweihe von Bruder Lucas. Jede Priesterweihe steht unter dem Zeichen des Kreuzes. Gleich am Ende der eigentlichen Weihehandlung bei der Überreichung von Brot und Wein spreche ich Bruder Lukas ein Wort zu, das jeder Priester bei seiner Weihe hört: „Stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes“. Das Kreuz führt uns in die Mitte, die Tiefe und nicht zuletzt die Schönheit des priesterlichen Dienstes.

Der Blick auf das Kreuz Jesu ist immer auch der Blick auf das Kreuz der Menschen. Jesus hat ja bewusst nicht nur sein Kreuz getragen, sondern das Kreuz der ganzen Welt. Seit einigen Monaten steht über der Welt, und zwar der ganzen Welt, ein besonderes Kreuz: das Corona Kreuz. Corona durchkreuzt förmlich unser Leben. Da werden Pläne durchkreuzt: Ich denke zum Beispiel bei Schülern: Junge Menschen, die ein Jahr im Ausland verbringen wollten, um ihren Horizont zu erweitern – Corona macht das unmöglich. Oder: Existenzen werden durchkreuzt – Menschen, die vielleicht gerade erst angefangen haben und sich etwas aufgebaut haben, stehen jetzt vor den Scherben und dem Ruin ihrer Geschäfte. Es werden Beziehungen durchkreuzt: Menschen, die sich sonst immer wieder gesehen haben, leben jetzt in Distanz; selbst Begrüßung und die normalsten menschlichen Gesten werden außer Kraft gesetzt und am Ende: Es wird auch Leben durchkreuzt, Menschen sterben. Gott sei Dank nicht so viele, wie am Anfang befürchtet wurde, aber wenn man im eigenen Umfeld um jemanden weiß, der durch Corona verstorben ist, dann spürt man dieses Kreuz besonders.

Dieses Coronakreuz trifft nicht nur diesen oder jenen, sondern es steht über der ganzen Welt. Es kann jeden treffen.

Das Kreuz ist nicht nur Zeichen für die Not des Menschen. Das Kreuz Christi ist zugleich Zeichen von seiner Liebe. Es ist ein Zeichen dafür, dass Christus bleibt, dass er mitten in diesem Leid gegenwärtig ist, dass er dieses Leid bis zum Schluss aushält. Der Apostel Paulus bringt immer wieder zum Ausdruck, dass zum Christentum die „Torheit des Kreuzes“ gehört. Wir glauben also nicht an einen Gott, der unberührt ist vom Schmerz der Welt und der Menschen, der sich schadlos hält, der in Sicherheit lebt. Wir glauben an einen Gott, der sich selber in die Kreuze der Welt hineinspielt, der eine Standortverlagerung vornimmt und sich an die Kreuze dieser Welt bindet, ja festnageln lässt. Wir glauben an einen Gott, der das Kreuz aushält, ja er hält auch mein Kreuz aus! Gott sei Dank!

Dieses Sich-Festnageln an das Kreuz ist sozusagen die Probe aufs Exempel für die Kühnheit und Größe der Liebe, die Gott uns schenkt in seinem Sohn. Damit ist das Kreuz nicht nur ein Zeichen unserer menschlichen Kreuzerfahrungen, es ist gleichzeitig ein Zeichen für den Gekreuzigten, der sich an die Kreuze dieser Welt bindet, für seine Liebe, die die Kreuze dieser Welt umwandeln möchte. Die Passion wird so zum Ostersieg, die Wunden werden verklärt, der Tote lebt. Es ist diese, unzerstörbare Liebe, die seit dem Kreuz Jesu, seit dem Karfreitag vor 2000 Jahren in jedem Kreuz dieser Welt präsent sein will.

Der Kreuzweg Jesu, wie ihn die Heilige Schrift schildert, aber auch wie wir ihn in den 14 Kreuzwegstationen immer wieder betrachten, zeigt uns, dass in allem Leid der Kreuzträger Jesus nicht allein ist. Da gibt es nach alter Tradition die so genannten weinenden Frauen von Jerusalem, die in ihren Tränen ihr Mitleid mit Jesus zum Ausdruck bringen. Da gibt es eine Frau wie Veronika, die einen kleinen Liebesdienst erweist und dem Kreuzträger einfach ein Tuch hinhält. Da gibt es einen Mann wie Simon, der von den Soldaten gezwungen wird, das Kreuz mitzutragen. Er will es vielleicht gar nicht, aber er tut es. Das Kreuz kann man nicht allein tragen. „Stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes“, d.h., dann lass dir auch ein wenig helfen bei deinem Kreuz. Hilf nicht nur den anderen, sondern nimm auch ihre Hilfe für dich an! Jeder Priester braucht solche Menschen. Das kann die eigene Mönchsgemeinschaft sein, in der man lebt, das können gute Freunde oder Familienangehörige sein, das sind Menschen aus unseren Gemeinden und auch darüber hinaus. Vielleicht gibt es auch bei uns manchen Simon, der uns diesen Liebesdienst erweist, ohne dass er es will oder um die genauen Zusammenhänge weiß.

Wenn Sie, lieber Bruder Lukas, heute die Priesterweihe empfangen und es gleich heißen wird: „Stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes“, dann meint das: Stelle dich an die Seite der vielen Kreuze dieser Tage; stelle dich unter die Liebe des gekreuzigten Christus und schließlich: tragen wir miteinander das Kreuz, der eine als Helfer des anderen.

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