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Predigt

Predigt zur Priesterweihe von Diakon Bork und Diakon Nowaczyk

12. September 2020
St. Marien-Dom / Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!


Lesung Jes 61, 9-11; Evangelium Joh 2, 1-11

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Weihekandidaten,
lieber Diakon Ulrich Bork, lieber Diakon Simon Nowaczyk!

Mit dem Evangelium von der Hochzeit zu Kana haben Sie nicht nur einen wunderbaren Text aus dem Neuen Testament herausgegriffen, sondern eine programmatische Aussage darüber getroffen, wie Sie beide in den priesterlichen Dienst hineingehen wollen. Es ist zwar eine Hochzeitsfeier, und die würden wir wegen des Zölibatsversprechens, das Sie schon bei Ihrer Diakonenweihe abgelegt haben, auf den ersten Blick gar nicht mit der Priesterweihe in Verbindung bringen, ich glaube aber, dass in diesem Bericht über das erste Zeichen, das Jesus tut, gleichsam Programmatisches für Jesus selber, für die Kirche, für das Reich Gottes und nicht zuletzt für den priesterlichen Dienst zu finden ist, zu dem Sie beide heute geweiht und gesandt werden.

Das Erste, was ich lese: Es findet ein Fest statt, ein Hochzeitsfest. Wie es das Wort sagt: Hoch-Zeit. Es gibt- Gott sei Dank- im Leben nicht nur Tief-Zeiten und Tiefpunkte, sondern auch das genaue Gegenteil, selbst mitten in dieser Coronazeit. Ihre Weihe ist nicht nur für Sie und Ihre Angehörigen und Freunde, sondern für das ganze Erzbistum Hamburg eine echte Hoch-Zeit – und dazu gibt es noch viele andere mehr.

Sowohl Maria als auch ihr Sohn Jesus und einige Jünger sind mit bei diesem Fest in Kana dabei. In unserer Welt finden viele Dinge statt, auch in diesen Zeiten gibt es vieles, was stattfindet. Jesus, Maria und die Jünger sind dabei. Sie schließen sich also nicht aus, sie sagen nicht ab, sondern sie sind dabei und feiern mit dem Hochzeitspaar. Der Platz der Kirche ist an der Seite der Menschen! Der Platz eines Priesters ist an der Seite der Menschen und mitten in ihrem Leben. Das ruft uns nicht erst Corona in Erinnerung.

Nur wenn wir an der Seite der Menschen sind, wenn wir mitten in ihrem Leben sind, wenn wir dabei sind, können wir auch Anteil am Leben der Menschen haben. Nur weil Maria an diesem Fest teilnimmt und weil sie offenbar eine sehr aufmerksame Frau ist, erfasst sie die prekäre Situation: „Sie haben keinen Wein mehr“.

Als Priester bitte ich Sie, dabei zu sein. Schließen Sie sich nicht ab und auch nicht ein! Leben Sie nicht in einer Blase! Lassen Sie sich gerne einladen von anderen. Teilen Sie das Leben der Menschen und nehmen Sie es aufmerksam wahr, ganz wie Maria. Vielleicht gelingt es Ihnen dann auch, das Leben der Menschen in Ihr Gespräch mit Jesus einfließen zu lassen, also ganz einfach das Leben, wie es ist, ins Gebet zu nehmen.

Das Zweite: Das Wunder geschieht in vielen kleinen Schritten; es geschieht gar nicht so sehr auf der Bühne, sondern eher hinter den Kulissen: Da werden Krüge mit Wasser gefüllt, das soll einer schöpfen, dann soll er es bringen, dann gilt es zu schmecken und wiederum wahrzunehmen, was passiert ist. Viele kleine Schritte, aber von großer und tiefer Bedeutung.

Priesterliches Leben ist oft sehr alltägliches Leben, viele kleine Schritte, ganz unspektakulär, man könnte sagen: Das tägliche Einerlei. Und auch Sie als Priester werden – wie man so sagt – auch nur mit Wasser kochen. Aber es ist gerade das Alltägliche, das Christus nimmt, und zum Zeichen werden lässt. Und es wird für Sie das schlichte Brot und ein paar Tropfen Wein sein, die zum Zeichen von Christi Gegenwart werden. Es wird das Wasser des Alltags sein, in dem Christus lebendig wird. Es werden die dünnen Wasser Ihres Lebens und des Lebens der Menschen dieser Zeit sein, die zu dem guten Wein gewandelt werden sollen.

Der belgische Kardinal Suenens hat einmal davon gesprochen, dass das Leben des Christen nicht aus lauter tollen und faszinierenden Gedichtversen besteht, das Leben des Christen ist nicht Lyrik, sondern Prosa. Oder ein erfahrener Priester brachte es für sich auf die Formel: Christliches Leben besteht mehr aus Schwarzbrot als aus Sahnekuchen.

Jesus Christus hat diese alltäglichen Dinge, das ganz Normale, das ganz Einfache und Schlichte nicht übersehen und deswegen können wir sie nicht hoch genug einschätzen. Er will aus dem Wasser Ihres Lebens guten Wein werden lassen. Jeder von Ihnen beiden weiß aus eigener Erfahrung durch den eigenen Berufungsweg um die kleinen und großen Krüge, die Sie im Laufe des Lebens bereits mit Wasser gefüllt haben und ihm zur Verwandlung hingehalten haben. Tun Sie das auch als Priester weiter; denken Sie von dem Kleinen nicht zu klein, sehen Sie es als verborgenen Schatz, als Perle mitten im Acker der Welt!

Und schließlich ein Drittes: Derjenige, der für das Festmahl verantwortlich war, soll am Ende ab-schmecken. Er schmeckt einen guten Wein, viel besser als der erste, der aufgetischt wurde. Es bleibt für ihn ein Geheimnis, warum dieser gute Wein bis jetzt zurückgehalten wurde und zuerst der weniger gute Wein ausgeschenkt wurde. Es heißt ausdrücklich: Er wusste nicht, woher der Wein kam.

Auch ein Priester ist und bleibt jemand, der oft genug die Erfahrung macht, ja machen muss, nicht zu wissen, warum etwas wie geschehen ist. Der Priester und jeder Christ stehen letztlich vor Gottes Geheimnis. Wehe dem, der alles weiß und für den es kein Geheimnis mehr gibt! Seien Sie im guten Sinn bescheidene Priester, mit einer gewissen Demut, seien Sie ehrlich und aufrichtig! Vor allem seien Sie staunende Menschen, die sich beschenken lassen und Ihr Staunen in Lob und Dank Gott gegenüber zum Ausdruck bringen. Das Staunen weitet unseren Lebenshorizont ungemein.

Liebe Mitbrüder,
Sie beginnen Ihren priesterlichen Dienst heute, indem Sie dabei sein wollen, indem Sie alltäglich viele kleine Schritte gehen und in dem Sie so bescheiden sind, dass Sie Gott mehr zutrauen als sich selbst. Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Leben reich wird an Zeichen, in denen Gott sich zu erkennen gibt, in denen das Reich Gottes mitten unter uns beginnt. Werden Sie bitte keine Priester, die immer und immer wieder darüber klagen, was uns alles mangelt und was alles nicht geht, sondern die aus der Fülle des angebrochenen Reiches Gottes leben. Übrigens: einer der Kirchenväter hat meines Wissens gesagt, dass der neue Wein auf der Hochzeit zu Kana so reichhaltig war, dass wir heute immer noch davon trinken. Der Wein von Kana wird auch Ihnen als Priester nicht ausgehen. Bleiben Sie dabei.

Amen.

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