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Predigt

Predigt bei der ersten Sitzung des neugewählten Priesterrates

26. August 2020
Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!


Liebe Mitbrüder im neugewählten Priesterrat,

es ist schon der zweite Priesterrat, den ich im Erzbistum Hamburg erleben darf. Ich darf Ihnen danken, dass Sie für dieses Gremium kandidiert haben und dass Sie diese Wahl auch angenommen haben. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit in den nächsten fünf Jahren.

Vielleicht finden wir heute am Beginn der neuen Sitzungsperiode einige wichtige Impulse für un-sere Arbeit aus der Oration der 21. Woche im Jahreskreis, in der wir jetzt stehen. Vielleicht haben Sie diese noch vom vergangenen Sonntag in Erinnerung oder aber in dieser Woche wieder einmal gesprochen:

„Gott, unser Herr, du verbindest alle, die an dich glauben, zum gemeinsamen Streben. Gib, dass wir lieben, was du befiehlst, und ersehnen, was du uns verheißen hast, damit in der Unbeständigkeit dieses Lebens unsere Herzen dort verankert seien, wo die wahren Freuden sind. Durch Christus unseren Herrn.“

Da ist zu allererst das Wort vom Streben. Gewöhnlich haben wir negative Assoziationen bei einem Streber: Streber sind weder in einer Schulklasse noch in einem Betrieb gerne gesehen. Dahinter steckt eine gewisse Verbissenheit oder eine Ellbogenmentalität; ja vielleicht sogar eine Rücksichtslosigkeit, die die anderen übersieht.

Wenn auch der Streber negativ besetzt ist, das Streben gehört zum Menschen. Der Mensch strebt Ziele an, er ist zielstrebig – und das ist etwas durch und durch Gutes. Ein Mensch, der keine Ziele mehr hat und sie auch nicht mehr anstrebt, verkümmert.

Der Mensch strebt über sich hinaus. Wir Christen sind der Überzeugung: Der Mensch strebt auf Gott zu. Ich denke dabei manches Mal an die gigantische Architektur des Kölner Domes mit seiner Höhe und Weite. Ich denke an die großen Strebebögen und das ganze Strebewerk. Die gotische Kathedrale ist ein Zeichen für das auf Gott hin streben. Und der Mensch, der in diesem Dom ist, merkt unwillkürlich, dass er auf etwas Größeres hin strebt.

Der Priester lebt dieses, sich auf Gott ausrichten, auf ihn hin streben Tag für Tag. Sein Leben wird zu einem großartigen Kunstwerk von vielen Strebebögen, immer weiter und immer höher hinaus Gott entgegen. Und sicher muss das Strebewerk unseres eigenen Lebens immer wieder erneuert und korrigiert werden, fast so wie die Steine am Kölner Dom die einer permanenten Erneuerung bedürfen.

Das Gebet spricht nicht einfach vom Streben, sondern vom gemeinsamen Streben. Alle Gläubigen sollen in ihrem Streben auf Gott hin sich verbinden. Dahinter steckt ein schönes Bild von Kirche: Auf dem Weg zu Gott kannst du nie allein unterwegs sein, sondern nur in Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen, weil du vom Glauben der anderen lebst und die anderen von deinem Glauben. Hier ist der eine dem anderen eine wirkliche Stütze.

Mich drängt es danach, dieses Bild auf das Presbyterium zu übertragen, auch wenn ich weiß, dass es hängt und die Realitäten oft anders sind. Aber auch der Priester glaubt und lebt nie für sich alleine, sondern immer in Gemeinschaft. Deswegen ist es eine der wichtigsten Aufgaben eines Priesterrates, zusammen mit dem Bischof, die Priesterschaft im Blick zu behalten und sich zu vereinen, im Streben auf Gott hin gemeinsam zu handeln. Wir sind nicht nur eine Gemeinschaft von Kollegen, sondern eine Gemeinschaft von solchen, die gemeinsam glauben und gemeinsam handeln wollen in dieser Kirche. Das Zeugnis der Kirche wird umso klarer und überzeugender sein, wenn das gemeinsame Streben nach außen hin sichtbar ist. Ich wünsche mir für die neue Arbeitsperiode des Priesterrates, das wir gemeinsam die Anliegen des Klerus des Erzbistums Hamburg im Blick haben, gerade in einer Zeit, wo sich vieles ändert und verwandelt und dass wir zum Wohle aller Geistlichen und aller Gläubigen zu einem gemeinsamen Streben finden.

„Gott, unser Herr, du verbindest alle, die an dich glauben, zum gemeinsamen Streben.“ Lasst uns diese Einheit immer wieder neu erbitten, denn offenbar können wir sie nicht selber machen son-dern müssen sie stets neu erbeten.

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