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Predigt

Predigt am Fest der Heiligen Drei Könige

06. Januar 2020
St.Marien-Dom zu Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Schwestern und Brüder,

Ende dieses Monats wird in der katholischen Kirche in Deutschland etwas starten, was es bisher nicht gegeben hat, mit dem die einen viele Hoffnungen und die anderen eine Reihe von Befürchtungen verbinden. Ich meine den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland. Dieser ist damals bei unserer Bischofskonferenz in Lingen geboren worden, als wir noch einmal auf die verheerenden Ergebnisse der sogenannten MHG-Studie geschaut haben, der Studie über den sexuellen Miss-brauch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Da war die Frage: Was machen wir und wie machen wir das? In all den Überlegungen und Gedanken tauchte dann die Idee eines gemein-samen, eines synodalen Weges auf, den die ganze Kirche gehen soll. Im Laufe der Zeit wurde dies in eine gewisse Form gegossen und am Ende dieses Monats wird die erste große Synodalversammlung im Bartholomäus Dom in Frankfurt mit etwa 200 Gläubigen aus ganz Deutschland stattfinden. Alle Bischöfe, aber auch Frauen und Männer aus den Diözesen und aus den Verbänden. Aus unserem Bistum werden wir zu viert vertreten sein. Weihbischof Eberlein, meine Wenigkeit, Pastor Otto aus Lübeck als Vertreter für unseren Priesterrat und Frau Professorin Heiden aus Kiel.

Liebe Schwestern und Brüder, als ich das Evangelium von Epiphanie von den drei Königen las, und dann ein wenig an diesen Start des Synodalen Weges in Frankfurt dachte, ist mir aufgefallen, dass sich bei den drei Magiern aus dem Morgenland einiges finden lässt, was ich mit Synodalität und mit dem Synodalem Weg verbinde. Vielleicht kann man sagen, dass diese drei Könige Prototypen eines Synodalen Weges sind. In vielen Seiten der heiligen Schrift findet man Elemente eines solchen Weges.

Vielleicht schauen wir im Hinblick auf den Synodalen Weg in Deutschland einmal das heutige Evangelium genauer an. Als erstes fällt mir der Stern auf. Die Drei kommen nicht direkt beim Jesuskind an der Krippe an, sondern sie werden vermittelt durch ein Zeichen am Himmel; durch einen besonderen Stern. Auf ihn werden sie aufmerksam. Manchmal frage ich mich, ob wir heute ebenso aufmerksam wären und einen solchen Stern sehen würden. Oder ob die vielen Lichter, die in unseren Städten leuchten, uns in ihrer Helligkeit sogar den Blick auf einen solchen Stern verstellen würden und, ob wir nicht am Ende blind dafür wären. In Matthäus Kapitel 13 gibt es ein schönes Wort, das aus Jesaja entlehnt ist, da heißt es: „Sie sehen und sehen doch nicht. Sie hören und hören doch nicht.“ Könnte es sein, dass wir es im Laufe der Zeit verlernt haben, was die Heiligen Drei Könige noch konnten? Dass sie gesehen und wirklich gesehen und sie gehört und wirklich gehört haben. Sie werden auf ein Element aus der Natur, aus dem Leben, aufmerksamen und sie greifen dies auf. Ich wünsche uns für den Synodalen Weg, dass wir eine wache Aufmerksamkeit haben. Christen sollten nie Menschen sein, die die Welt mit Brettern zunageln, sondern Christen sind immer Menschen mit einem wachen Blick und einem hellen Ohr für die Zeichen der Zeit. Die Könige haben gesehen und gedeutet. Interessanterweise heißen sie ja Sterndeuter. Also sie haben diese Phänomene wahrgenommen.

Das ist das Erste und Wichtigste und dann haben sie eine Botschaft daraus gezogen und das heißt für sie aufbrechen, sich auf den Weg machen. Bei allem was bei uns geschehen ist, habe ich den Eindruck, dass wir jetzt an einen Punkt angelangt sind, wo wir als Kirche sagen: „Jetzt müssen wir aufbrechen.“ Die Drei Sterndeuter verlieren auf ihrem Weg irgendwann das Licht des Sterns aus den Augen. Aber sie bleiben nicht sitzen und beenden das ganze Unternehmen, sondern sie machen etwas zutiefst Menschliches. Sie fragen sich durch. Sie fragen in Jerusalem nach. Sie fragen gelehrte Leute: „Wir haben diesen Stern gesehen, wo kann das hingehen, wie geht das weiter?“ Sich durch das Leben fragen, durch die Welt, durch die Zeit. Vielleicht ist das auch etwas Wichtiges, was wir von den Heiligen Drei Königen lernen und übernehmen können.

Doch bei aller Euphorie, muss auch vor manchen Gefahren und Klippen gewarnt werden. Und da mögen sich alle Skeptiker des Synodalen Weges einklinken und zu Wort melden: Herodes verfolgt ganz andere Absichten. Gott sei Dank kommen die Drei dann bei dem Kind in der Krippe an. Sie fallen nieder, sie beten an und sie legen ihren ganzen Reichtum dem Kind zu Füßen. Das ist sozusagen der Höhepunkt dieses Weges. Deswegen darf unser Synodaler Weg nicht kleiner ansetzen, nicht billiger werden. Er darf nicht auf das Moment der Anbetung und der Ehrfurcht vor Gott verzichten. Deswegen bin ich der festen Überzeugung, dass das Gebet und die Gottesdienste nie nur ein Rahmenprogramm sein dürfen, sondern sie sind etwas ganz Wesentliches. Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir uns dafür viel zu wenig Zeit nehmen. Die Anbetung, die die größte Geste der Freiheit und der Demut vor Gott ist, die brauchen wir immer und immer wieder. Ich wünsche mir, dass der Synodale Weg nicht auf der Strecke bleibt, nicht auf dem Weg stecken bleibt, sondern dass wir immer wieder an diesen Zielpunkt kommen und wie die Drei niederfallen, huldigen und anbeten. Ich glaube, dass unsere Kirche immer dann auf einem guten Weg ist, wo sie genau das tut, wo wir das tun: niederfallen, huldigen und anbeten.

Dann ist das Spannende, dass unsere drei Könige den richtigen Weg nach Hause finden. Jetzt um-schiffen sie die Gefahr, die von Herodes ausgeht. Sie gehen auf einem anderen Weg nach Hause. Dabei umgehen sie die Gefahr, der ihr Weg ausgesetzt ist und sie wiegen sich in Sicherheit. Aber in diesem Satz, „sie kehren auf einem anderen Weg heim in ihr Land“, steckt für mich auch drin, dass sie anders zurückkehren, als sie gekommen sind. Verändert. Ich glaube, dass diese Begegnung mit dem Kind uns Menschen immer verändert. Dass wir liebevoller von dort weggehen, dass wir erfüllter weggehen, dass wir reicher weggehen. Mutter Teresa hat einmal gesagt, „Ohne Jesus wären wir viel zu arm.“ Deswegen beten unsere Schwestern im Geiste von Mutter Teresa hier in Hamburg mitten in St. Pauli viele Stunden am Tag in ihrer kleinen Hauskapelle vor dem Tabernakel. Weil sie wissen, nur aus dieser Begegnung heraus können wir den Armen etwas mitgeben. Nicht nur etwas mitgeben, sondern sie können ihnen das Wichtigste geben, was es gibt: Christus. Bei unserem Synodalen Weg hoffe ich, dass wir nach allen Beratungen, bei allem Gebet erneuert, reicher, liebevoller zurückgehen in unsere Arbeit, in unsere Diözesen, in die Zukunft hinein.
Liebe Schwestern und Brüder, in Köln, wo ich herkomme, da ist es klar, dass man heute die Heiligen Drei Könige feiert. Deswegen ist es sicher gut, dass wir diese Christuszeugen um ihre Fürsprache bitten für unseren Weg. Sie haben einen ganz wesentlichen Weg gepackt, ein Synodaler Weg mit allem Auf und Ab. Bitten wir die Drei um ihre Fürsprache für den Weg der katholischen Kirche in Deutschland – den vor uns liegenden Synodalen Weg. Amen.

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